Das bringen Ihnen flexible Arbeitszeitmodelle

Die Wirtschaft arbeitet seit Jahrzehnten mit festen Arbeitszeitmodellen. Jetzt werden seit einigen Jahren die Rufe nach flexibleren Möglichkeiten immer lauter. Aber was bedeuten flexible Arbeitszeitmodelle eigentlich? Gilt Überstunden abbummeln schon als flexibel? Lohnt sich eine flexible Arbeitszeitgestaltung für Sie? Wir schauen es uns für Sie einmal genauer an.

Vorteile flexibler Arbeitszeitmodelle im Überblick

  • attraktivere Arbeitgebermarke
  • Leichtere Akquise von Arbeitnehmern und längere Arbeitnehmerbindung
  • selbstbestimmte und glücklichere Arbeitnehmer
  • es gibt Studien, die von erhöhter Produktivität durch dieses Arbeitszeitmodell sprechen
  • positive Effekte auf die Gesundheit im Unternehmen
  • Wettbewerbsvorteil in der Fachkräfteakquise gegenüber anderen Unternehmen

Nachteile des flexiblen Arbeitszeitmodells

  • Vertrauen in Mitarbeiter ist die Voraussetzung
  • Das Modell eignet sich nicht für alle Unternehmen
  • Flexible Arbeitszeiten und individuelle Absprachen können zu Planungsunsicherheiten führen
  • mehr organisatorischer Aufwand

Was bedeutet flexible Arbeitszeit?

In vielen Branchen nimmt das Thema flexible Arbeitszeit gerade richtig Fahrt auf. Was damit gemeint ist, kann man nicht auf einen klaren Nenner bringen, denn Flexibilität wird von jedem Menschen individuell verstanden. Für die einen ist es die Schichtarbeit, bei der sie entscheiden können zu welcher Tageszeit sie arbeiten wollen. Bei anderen ist der Anspruch höher und sie möchten gern ortsunabhängig auf Vertrauensbasis arbeiten können sogenannte Vertrauensarbeitszeit. Zwischen der klassischen Fünf-Tage-Woche und festen Arbeitszeiten und einer Vier-Tage-Woche und vollständiger Vertrauensarbeitszeit gibt es zahlreiche Abstufungen.

Wichtig ist, dass Sie im Hinterkopf behalten, dass es nicht das flexible Arbeitszeitmodell für jede und jeden gibt. Was flexibel ist, ist sehr individuell und von Arbeitnehmer zu Arbeitnehmer unterschiedlich. Fragen Sie daher Ihre Mitarbeiter, was sie sich wünschen, und erklären Sie ihnen, warum ein bestimmtes Arbeitszeitmodell notwendig für Ihr Unternehmen ist.

1. Gleitzeit

 

Gleitende Arbeitszeit ist sozusagen der Klassiker in den Flexibilisierungsmaßnahmen der letzten Jahre. Hier gibt es weiterhin einen Acht-Stunden-Tag, allerdings sind die Start- und Endzeiten flexibel: Statt von den Tag genau zu den vorgeschriebenen Uhrzeiten zu beginnen und zu beenden, gibt es Zeiträume, in denen die Arbeitnehmer selbst entscheiden können, wann sie mit der Arbeit beginnen. Gleitzeit kann für Ihre Beschäftigten ein großer Vorteil sein: In diesem Modell lässt sich beispielsweise eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen, weil Eltern so zum Beispiel besser Kinder in die Kita bringen können. Arbeitnehmer können so auch Stoßzeiten im öffentlichen Nahverkehr vermeiden, länger ausschlafen oder Hobbys vor und nach der Arbeit nachgehen. Auf diese Weise wird Gleitzeit auch für Sie als Arbeitgeber zum Vorteil: Ihre Beschäftigten sind selbstbestimmter, damit motivierter, ausgeglichener und in der Lage, ihr Leben flexibel zu gestalten. Das kann ein Grund sein, in Ihrem Unternehmen zu bleiben und sich trotz gleichem oder höherem Lohn bei einem anderen Arbeitgeber für Sie zu entscheiden.

 

Uhrenglas

2. Schichtarbeit

Schichtarbeit ist ein Arbeitszeitmodell, das vielen Unternehmen Produktivität rund um die Uhr ermöglicht. Es wird besonders im industriellen Bereich eingesetzt. Die Stärken des Modells liegen klar auf der Hand: Die Arbeit wird auch in der Nacht verrichtet, Produktionen über Nacht und Lieferungen am nächsten Tag werden zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil für Ihr Unternehmen. Aber Vorsicht, dieses Modell hat aus Sicht Ihrer Mitarbeiter auch seine Tücken.

Die Tücken der Schichtarbeit

Wenn Menschen überhaupt nicht nachtaktiv sind und keine Nachtschichten machen, wollen oder können, treffen Führungskräfte Sonderregelungen. Zur fairen Behandlung der Mitarbeiter wird dann oft durchgewechselt: Jeder macht mal Früh-, Spät- und Nachtschicht. Was für viele Mitarbeiter funktionieren kann, hat auf einzelne aber sehr negative Effekte auf den Schlafrhythmus, was langfristig auch die Gesundheit beeinträchtigen kann. Außerdem leidet die Work-Life-Balance unter solchen rigiden Schichtsystemen.

Achten Sie darauf, dass die Schichtarbeit, die anfangs die Produktivität im Unternehmen steigert, nicht zu einem Nachteil wird, weil viele Mitarbeiter krank oder übermüdet sind. Gibt es keine Alternative zu diesem Modell in Ihrem Betrieb, haben Sie aber trotzdem die Möglichkeit, auch hier die Arbeitszeit zu flexibilisieren. Sie können beispielsweise eine Gleitzeit für Schichten einführen oder Regelungen treffen, bei denen bestimmte Arbeitnehmer von vornherein von bestimmten Schichten ausgenommen sind. Auch versetzte Arbeitszeit ist eine Möglichkeit, ein rigides Schichtsystem zu flexibilisieren.

In jedem Fall sollten Sie die Kommunikation darüber gezielt suchen: Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern, wer flexible Arbeitszeiten benötigt. Machen Sie die Flexibilität von Arbeitszeit offen zum Thema bei Arbeitsbesprechungen Sie können nur gewinnen.

Frau am Laptop

3. Arbeitszeitmodell Vertrauensarbeitszeit

Vertrauensarbeit verlangt von Ihnen als Arbeitgeber, wie schon der Name verrät, vor allen Dingen eines: Vertrauen in Ihre Mitarbeiter. Unter das Arbeitszeitmodell Vertrauensarbeit fallen wieder viele verschiedene Handhabungen von Arbeitszeit und der Organisation von Arbeit im Unternehmen. Seit der Corona-Krise sprechen beispielsweise alle wieder vom Home Office, vom ortsunabhängigen Arbeiten hier eine kurze Übersicht über die Unterschiede.

Homeoffice

Im Homeoffice bleiben Mitarbeiter zuhause. Das eignet sich besonders für Eltern, Mitarbeitende mit langen Anfahrtswegen, Menschen mit sozialen Ängsten oder Menschen mit bestimmten körperlichen Beeinträchtigungen oder Behinderungen. Während der Ort also nicht physisch im Unternehmen liegt, ist die Arbeitszeit aber oft klar definiert. So wissen Arbeitgeber mit Sicherheit, wann sie Ihre Beschäftigten erreichen.

Mobiles Arbeiten

Manche Arbeitnehmer wollen aber nicht nur zuhause sitzen. Gerade in der Kreativbranche, im Außendienst und anderen vor allem computerbasierten Berufen braucht es nur Internetzugang und den gibt es inzwischen fast überall. Dieses Arbeitszeitmodell hat also genauso wie das Homeoffice weniger mit der Arbeitszeit, sondern mit dem Arbeitsort zu tun. Dennoch erfordert mobiles Arbeiten auch flexible Arbeitszeiten. Wichtig ist hierbei vor allem, Bereitschaftszeiten einzurichten, unter denen die Arbeitnehmer auf jeden Fall erreichbar sind..

Überwachungssoftware ist rechtlich umstritten:

Moderne Arbeitszeitmodelle basieren alle mehr auf Vertrauen als auf Kontrolle, dennoch gibt es entsprechende Software, mit der Sie die Arbeitszeiten von Ihren Mitarbeitern im Auge behalten können. Allerdings sind diese rechtlich sehr umstritten. Bevor Sie also zu solchen Methoden greifen, holen Sie sich in diesem Artikel am besten weitere Informationen.

Rollstuhlfahrerin am Schreibtisch

Fazit: Welches Arbeitszeitmodell eignet sich am besten?

In Anbetracht der vielen Möglichkeiten zur Flexibilisierung der Arbeitszeit, sollte eigentlich kein Arbeitgeber davor zurückschrecken, ein Gespräch über flexiblere Arbeitszeiten zu führen. Denn fühlen sich Arbeitnehmer:innen in ihren zeitlichen Entscheidungen freier, werden sie auch lieber für Ihr Unternehmen arbeiten und resistenter gegenüber Angeboten der Konkurrenz sein, die vielleicht mehr Geld bieten kann, aber keine Freiräume in der Arbeitszeitgestaltung.

Ein Nachteil entsteht Ihnen nur dann, wenn das Vertrauen in Modelle wie der Vertrauensarbeit missbraucht wird – das sollte Sie aber nicht davon abhalten, es zu versuchen. Ging es früher darum, den Arbeitsplatz so zu gestalten, dass die Beschäftigten sich hier gerne aufhalten, hat gerade die Corona-Pandemie gezeigt, dass ein Umdenken zwingend notwendig wird. Alternative Arbeitszeitmodelle sind kein Bauplan, den Sie über Ihre Mittelstandsunternehmen legen können, sondern Sie sollten sie in Zusammenarbeit mit Ihrem Team entwickeln. Gelingt das, dann ist das eine Win-Win-Situation für alle Seiten. Falls Sie nicht wissen, wie Sie diesen Dialog am besten beginnen, hilft in der Regel eine externe Beratung.

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