Die Corona-Krise als Chance für die Fachkräftesuche - Interview mit Ivo Betke

Ivo Betke ist Managing Director der deutschen Niederlassung von Talent.io, eine Recruiting-Plattform, die sich auf das Vermitteln von Personal für die Softwareentwicklung spezialisiert hat. Wir haben mit ihm über Talent.io und die Herausforderungen der Corona-Krise gesprochen und welche Chancen sie für Personalabteilungen bietet.

Was sind die größten Probleme, vor denen die Personalbranche in Zeiten der Pandemie steht?

„Die größte Frage bei der Corona-Epidemie ist: Wie geht es ökonomisch weiter? Das beschäftigt alle. Ist meine Industrie betroffen? Und im Bereich Human Ressources muss man sich natürlich fragen: Stelle ich weiter Leute ein oder muss ich welche entlassen? Das lässt sich nicht von einem Tag auf den nächsten beantworten und Unternehmen brauchen ein paar Wochen, um für sich herauszufinden, wie es weitergeht.“

Remote Working ist Bewerbern wichtig, nicht erst seit der Krise

Ist Remote Working denn nicht eine Lösung, um die Menschen produktiv zu machen?

„Das Problem hierbei ist: Alle sind plötzlich remote. Das Nach-Hause-Schicken von Mitarbeitern ist da immer noch abbildbar. Die meisten Prozesse sind ja schon digital: Emails, Messengers, Videokonferenz-Tools haben wir schon alles. Die Herausforderung liegt dabei aber in ganz anderen Bereichen: Wie machen wir das denn, wenn wir Leute weiter einstellen wollen? Wenn wir sie nicht physisch im Raum haben, wie bewerten wir die Kandidaten? Und im nächsten Schritt: Wie machen wir ein Onboarding? Von wem kriegt ein neuer Mitarbeiter seine Arbeitsmittel, wer macht die Trainings?“

 

Ivo Betke von talent.ioIvo Betke - Managing Director Talent.io Deutschland

Dafür habt Ihr bei Talent.io schon Lösungen?

„Es gibt zum Teil schon Lösungen: Es gibt Anbieter, die schicken das Starter-Paket direkt an die neue Mitarbeiterin. Wir haben erst vor kurzem einen Blogbeitrag veröffentlicht zum Thema Remote Hiring. Und da geht es auch um die Frage: Wie qualifiziert man Entwickler für die Programmierung remote? Da gibt es entsprechende Tools, aber trotzdem müssen Abteilungen für sich dann Standards setzen, wie zum Beispiel Anforderungen vermittelt werden. Wenn jemand nicht im Raum sitzt, sehe ich es ihr oder ihm nicht unbedingt an, wenn sie etwas nicht verstehen.“

Wie habt Ihr extern zu Beginn der Corona-Krise reagiert?

„Wir haben die Unternehmen gefragt, also unsere 5.000 Kunden, was sich jetzt für sie verändert, was ihre Bedürfnisse und Probleme sind, um daraus zu lernen, wie wir darauf reagieren können. Das haben wir gesammelt, konzentriert und dann eben wieder zurückgegeben. Dasselbe haben wir mit den Bewerbern gemacht: Wie verändert sich die Welt für dich als Bewerber? Ein Trend ist jetzt nochmal stärker, aber eben nicht nur seit Corona, dass Bewerbern Remote Work immer wichtiger wird und auch zum Ausschlusskriterium bei der Berufswahl werden kann.“
 

Welche Veränderungen hat die Corona-Krise intern bei Euch angestoßen?

„Wir experimentieren viel: Wir haben digitale Donnerstagabend-Drinks eingerichtet und in unserem internationalen Team Sprachkurse und Tandems organisiert. Einige unserer Mitarbeiter sind ehemalige Personaltrainer, die haben dann ein Online-Gym angeboten und die Entwicklungsabteilung hat einen Minecraft-Server zum Zocken eingerichtet. Wir haben also versucht, das ganze soziale Leben zu digitalisieren, was eben besonders für viele unserer Mitarbeiter wichtig ist, die noch jung und Single sind oder allein wohnen.“

Was sollten Unternehmen jetzt in der Krise tun?

„Auf jeden Fall zuerst die eigene Position sichern, damit sie nicht in die Insolvenz schlittern. Bezogen aufs Personalmanagement muss man natürlich fragen, ob die Position gerade wirklich wichtig ist. Ich empfehle aber, angefangene Personalprozesse auf jeden Fall bis in die letzte Runde zu führen, auch wenn das Vertragsangebot rausgezögert wird, bis man weiß, dass die Krise überwunden ist. Das Schöne daran ist, dass ich dann sofort wieder einstellen und weitermachen kann. So würde ich auch mit kritischen Stellen verfahren: auf jeden Fall weitersuchen, mit weniger Geschwindigkeit und bedacht.“

Welche Chancen bietet die Corona-Krise für das Personalmanagement?

„Der Wettbewerb um die Talente ist jetzt auf jeden Fall dünner. 50 Prozent der Unternehmen rekrutieren gerade nicht, viele machen den Fehler, ganz aufzuhören. Die Top-Talente haben also viel weniger Angebote. Als Unternehmen hat man da natürlich die einmalige Chance, überhaupt in Betracht gezogen zu werden, weil die Auswahl nicht so groß ist. Das kann man zum eigenen Vorteil nutzen.“

Als Unternehmen hat man jetzt eine einmalige Chance

Steckbrief Ivo Betke

Was treibt Dich persönlich an?

„Ich war früher selbstständig mit meiner eigenen Firma mit fünf Mitarbeitern und bin dann bei Talent.io eingestiegen. Was mich persönlich antreibt in den letzten vier Jahren und mich auch jeden Tag aufs Neue ins Büro bringt, ist die Möglichkeit, dieses Team aus fantastischen Menschen aufzubauen und ein Unternehmen zu entwickeln mit all der Komplexität, die mit dem Wachstum auf einen zukommt.“

Hast Du Unternehmervorbilder?

„Ein gutes Unternehmen ist wie ein Fußballteam, da gibt es Stürmer, Verteidiger und Tormann und Spieler im Mittelfeld. Und genauso muss man sich auch ein Team zusammenbauen. Dementsprechend sind meine Vorbilder solche Menschen, die das gut können: Jürgen Klopp wäre für mich ein Unternehmervorbild, weil er es schafft, aus jedem einzelnen die Leistung rauszuholen und trotzdem einen Teamsport daraus zu machen. LinkedIn-Geschäftsführer Stefan Roehrnbeck ist auch jemand, der sehr erfolgreich darin ist, sein Team sich entwickeln zu lassen und nur unterstützend einzugreifen – das ist ein Selbstverständnis, das ich lebe.“

Was machst Du in deiner Freizeit? Wie vermeidest Du den Lagerkoller in der Quarantäne?

„Ich gehe immer gerne laufen, das ist ja gerade das Einzige, was einem übrig bleibt. Ansonsten setze ich mich auf mein Rennrad und fahre damit, wenn es wärmer wird. Mein kleiner Sohn zuhause ist jetzt 14 Monate alt und sorgt auch für genug Abwechslung. "

Welche Entwicklungen im Bereich Energie haben Dich in den letzten Jahren besonders fasziniert?

„Mich fasziniert, dass die Frequenzspannung immer aufrechterhalten werden muss und wie viele Menschen daran arbeiten, dass das immer weiterläuft, auch wenn Tausende gleichzeitig ihren Hochleistungsmixer anschmeißen. Außerdem fand ich die weltgrößte Batterie von Tesla in Australien spannend, dass es einfach möglich ist, diesen Bedarf zu decken. Und persönlich finde ich auch Smart-Meter total spannend, weil sie mir zeigen, was meine Haushaltsgeräte eigentlich verbrauchen."

Beenden Sie den Satz!

Strom ist …

„... Leben."

Smart ist, wenn …

„... Technologie mein Leben schöner macht."

Die Zukunft ist …

„... bunt."

 

 

 

 

 

 

 

 

I.Betke

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