High Tech und Handarbeit

Best Practice: Schelchen GmbH – internationaler Erfolg auf leisen Sohlen

Die Schelchen GmbH, 1955 gegründet, stellt seit 30 Jahren in Königs Wusterhausen hochwertige Einlegesohlen und Schuhpflegeprodukte her. In diesem Business Case schauen wir uns an, wie ein kleines Unternehmen für Einlegesohlen aus einem Hinterhof in Berlin-Charlottenburg zu einem Hidden Champion für Fußgesundheit werden konnte – und welche Rolle unternehmerische Verantwortung, Nachhaltigkeit und die Digitalisierung dabei spielen.

Inhaltsverzeichnis:

1. Durch deutsches Handwerk zum Erfolg

2. Absicherung der Zukunft durch Patente

3. Individualisiert in Serie

4. Spezialisierung auf gutes Gehen

5. Verantwortung als Grundlage

6. Nachhaltigkeit als Zukunftsperspektive

7. Ein glatter Generationenwechsel

Gründer Hartmut Schelchen wollte erschwingliche und qualitative Schuheinlegesohlen herstellen, weil er mit dem vorhandenen Angebot unzufrieden war. Seit 1975 werden die Einlagen unter der Marke pedag® verkauft, seitdem sind weiteres Schuhzubehör, Schuhpflegemittel, professionelle Fußmessgeräte und immer bessere Fußbett-Produkte dazugekommen. Das Unternehmen exportiert inzwischen 65 Prozent seiner Produkte in über 50 Länder weltweit. In vielen anderen Ländern fehlt die orthopädische und technische Expertise, weshalb die in Handarbeit gefertigten Sohlen dort zur medizinischen Grundversorgung gehören.

1. Durch deutsches Handwerk zum Erfolg

Das erfolgreiche Geschäftsmodell der Schelchen GmbH beruht auf mehreren Faktoren. Der erste ist die Qualität. Die Produkte werden aus hochwertigen, fein aufeinander abgestimmten Materialien handwerklich hergestellt. 95 Angestellte arbeiten in dem Familienunternehmen, von der Produktion bis hin zur ISO zertifizierten Qualitätskontrolle. Besonders für internationale Kunden hat das Qualitätsversprechen deutscher Handarbeit einen besonderen Reiz und trägt zur Stärke der Marke im internationalen Bereich bei.

2. Absicherung der Zukunft durch Patente

Was wie eine einfache Einlegesohle aussieht, ist tatsächlich ein High-Tech-Produkt, das in enger Zusammenarbeit mit medizinischen Experten und Orthopäden entwickelt wurde. Die Schelchen GmbH hält inzwischen auch mehrere Patente an ihren führenden Produkten. Das VIVA®-Fußbett von 1993 ist eines dieser Produkte und durch seine marktprägenden Eigenschaften zum Deonym – also zum Gattungsbegriff – für seriengefertigte Fußbetten mit orthopädischen Qualitäten im Bereich des Einkaufs geworden.

3. Individualisiert in Serie

Im Export kommen Produkte zum Einsatz, die vor Ort vom medizinischen Personal einfach angepasst werden können. Die für spezielle Bedürfnisse hergestellten orthopädischen Einlagen ermöglichen es, Patienten mit Fußproblemen individuelle Lösungen anzubieten, ohne großen zusätzlichen Aufwand dafür.

4. Spezialisierung auf gutes Gehen

Eine Besonderheit der Marke pedag® ist neben der großen Auswahl an Materialien auch die Spezialisierung auf bestimmte Schuhtypen. So reagierte das Unternehmen 2014 mit der Sportsline rechtzeitig auf die große Nachfrage nach Sneakers und Sportschuhen und konnte sich so eine starke Marktposition sichern.

5. Verantwortung als Grundlage

Während viele Unternehmen sich schwer damit tun, Mitarbeiter zu binden, Gemeinsamkeit zu schaffen oder auf nachhaltige Produktionsmethoden umzuschwenken, gehört dies bei Schelchen seit langem zum Selbstverständnis. Auf dem Gelände des mehrfach ausgezeichneten Ausbildungsbetriebes gibt es für die Mitarbeitenden einen eigenen Fitnessraum sowie eine Mensa, in der immer frisch gekocht wird. Die Kraft der Gemeinschaft ist wichtig für die Unternehmensleitung, deswegen wird Wert gelegt auf klare Entscheidungsbereiche, offene Kommunikation und eine Atmosphäre des gegenseitigen Respekts.

6. Nachhaltigkeit als Zukunftsperspektive

Die Gebäude des Betriebes sind mit Solarflächen ausgestattet, die unter anderem auch eine eigene kleine Flotte an E-Fahrzeugen mit Strom versorgen. In der Produktion wird auf ressourcenschonenden und ökologischen Materialeinsatz geachtet. Nicht nur, dass es eine vegane und eine eco-friendly Produktlinie gibt, auch in den Produkten mit Leder wird darauf geachtet, nur Lederreste zu nutzen, die bei anderen Herstellern abfallen. So werden für pedag® keine zusätzlichen Tiere benötigt. Die gleiche Achtsamkeit gilt bei der Auswahl anderer Materialien wie Holz, Baumwolle und Wolle. Auch bei den Schuhpflegemitteln wird der Fokus auf natürliche Rohstoffe wie Lanolin, Carnauba- und Bienenwachs gelegt.

Beim Thema Carbon Management ist die Schelchen GmbH ein Vorreiter – warum sie ihren CO2-Fußabdruck messen, erklärt Christian Seiffert im Interview.

7. Ein glatter Generationenwechsel

Der Übergang von einer Generation zur nächsten ist ein entscheidender Moment für Familienunternehmen. Thomas Timm, der 1980 von Hartmut Schelchen die Firma übernommen hatte, trieb das Wachstum des Unternehmens weiter voran. Doch wie oft bei Gründergenerationen, fiel es Hartmut Schelchen schwer, loszulassen. Deswegen bemühten sich Thomas Timm und seine Frau Sabine Timm, die später ebenfalls ins Unternehmen kam, schon langfristig um einen reibungslosen Übergang. Nachfolger fanden sie im Betrieb: Ines und Tilo Bürger arbeiteten vor ihrer Übernahme schon in entscheidenden Positionen bei der Schelchen GmbH.  Der heutige Geschäftsführer Tilo Bürger brachte beispielsweise seine digitale Expertise ein, was 2013 zur Entwicklung des 3D-Scanners „Easy Step“ für personalisierte Fußbettempfehlungen in Verkaufsflächen führte. Seit 2020 ist nun auch die nächste Generation am Start: Tochter Lisa Seiffert und ihr Ehemann Christian Seiffert arbeiten im Vertrieb und in der Betriebsleitung. Ein glatter Generationenwechsel, der angesichts wachsender Herausforderungen wie dem Klimawandel, globalen Konflikten und Fachkräftemangel für Stabilität und Resilienz sorgt.

 

Mehr dazu lesen Sie im Interview mit den Geschäftsleitenden der Schelchen GmbH.

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