Für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) wird es immer wichtiger, den eigenen Energieverbrauch im Blick zu behalten und Kosten effizient zu steuern. In diesem Artikel erfahren Sie, was der Lastgang ist, wie die darin enthaltenen Daten zu verstehen sind und warum es sich lohnt, Lastspitzen zu vermeiden. Auch wenn Ihr Unternehmen keine Großverbräuche hat, kann eine detaillierte Analyse des Lastgangs wertvolle Einsichten liefern und dabei helfen, Ressourcen gezielt einzusetzen.
Inhaltsverzeichnis:
Was ist der Lastgang?
Kennen Sie schon die Smart-Meter-Pflicht?
Vorteile der Lastganganalyse
Wie sieht ein Strom-Lastgang aus?
Was lässt sich aus dem Strom-Lastgang ableiten?
Sparpotenzial für Unternehmen
Fazit: Lastgangmessung ist wichtig für die Stabilität des Stromnetzes
Was ist der Lastgang?
Die Begriffe Lastgang, Lastprofil oder Lastkurve bezeichnen die üblicherweise in einer Excel- oder CSV-Datei dargestellten, viertelstündlich gemessenen Leistungswerte von Strom oder Gas über eine bestimmte zeitliche Periode, meist ein Jahr. Der Verbrauch wird vom Zähler aufgezeichnet und per Fernauslesung automatisiert an die Netzbetreiber übermittelt.
Die Lastgangmessung ist ab einer vom Netzbetreiber festgelegten Verbrauchsgröße verpflichtend und insbesondere für die Stabilisierung des Netzes wichtig, da die Stromerzeugung und Abnahme jederzeit im Gleichgewicht sein müssen.
Je nach Höhe des Jahresstrom- oder Gasverbrauchs werden unterschiedliche Zählertypen verwendet:
SLP-Zähler bei Strom (bis 100.000 kWh)
SLP steht für Standardlast-Profil. Das Standardlast-Profil wird bei geringen Jahresverbräuchen von bis zu 100.000 kWh angewandt. Die bisher gängigen SLP-Zähler nehmen keine detaillierte Verbrauchsmessung vor, sondern werden in der Regel einmal jährlich abgelesen. SLP-Zähler werden aber nach und nach durch Smart Meter abgelöst.
RLM-Zähler bei Strom (ab 100.000 kWh)
RLM-Zähler (Registrierende-Leistungsmessungs-Zähler) werden typischerweise bei größeren Kunden genutzt, um den Lastgang zu erfassen. Sie werden erst ab einem Jahresverbrauch von 100.000 kWh eingesetzt. Die Messung erfolgt dabei in Intervallen von 15 Minuten.
SLP-Zähler bei Gas (bis 1,5 Mio. kWh)
Für die Erfassung des Gasverbrauchs werden, abhängig vom Verbrauchsvolumen, entweder SLP- oder RLM-Zähler verwendet. Bei einem Jahresverbrauch von bis zu 1,5 Mio. kWh kommen Standardlastprofile zum Einsatz. Bei diesen Zählern wird lediglich der Zählerstand abgelesen, in der Regel einmal jährlich.
RLM-Zähler bei Gas (ab 1,5 Mio. kWh)
RLM-Zähler kommen bei einem Jahresgasverbrauch von über 1,5 Mio. kWh zum Einsatz. Im Gegensatz zu SLP-Zählern, die den Zählerstand einmal jährlich erfassen, messen RLM-Zähler den Gasverbrauch in stündlichen Intervallen und zeichnen den Lastgang auf.
Kennen Sie schon die Smart-Meter-Pflicht?
Bis 2032 sieht das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWi) die flächendeckende Installation von intelligenten Messsystemen, den Smart Metern vor. Damit werden die bisher gängigen SLP-Zähler sukzessive abgelöst. RLM-Zähler sind davon vorerst nicht betroffen. Smart Meter sollen die Energie-Infrastruktur zukunftsfähig machen, indem sie den Stromverbrauch ermitteln, tracken, speichern und übermitteln. Gleichzeitig bieten sie einen zuverlässigen Datenschutz. Damit werden die Abläufe effizienter und eine individuelle Steuerung des Stromverbrauchs möglich.
Vorteile der Lastganganalyse
Strom zu speichern ist gegenwärtig noch schwierig, da es an nachhaltigen Speichermethoden mangelt und das Speichern nur mit erheblichen Verlusten einhergeht. Damit das Stromnetz funktioniert, müssen Stromerzeugung und Stromverbrauch allerdings exakt aufeinander abgestimmt sein. Da die Verbrauchslasten im zeitlichen Verlauf stark schwanken, bedarf es eines Mechanismus zur Überwachung der Verbräuche, um diese mit Erzeugungsmaßnahmen von Kraftwerken in Einklang zu bringen.
Hier kommen die Lastgangzähler ins Spiel. Sie messen die einzelnen Verbrauchsdaten der Lieferstellen und erfassen somit die Daten, aus denen der Gesamtverbrauch des Energienetzes ermittelt wird. Auch der Energiehandel profitiert langfristig davon, da die Energieproduzenten und Netzbetreiber Erzeugung und Bedarf besser aufeinander abstimmen und Unternehmen bessere Verbrauchsprognosen erstellen können.
Die Daten des Lastgangs werden in einer tabellarischen Übersicht gesammelt, mit der Kund:innen eine Aufschlüsselung der erfassten Leistungswerte erhalten. Die erste Spalte zeigt dabei in der Regel das Datum, die zweite die Uhrzeit und die dritte Spalte die gemessenen Leistungswerte in Kilowatt (kW).
Für Kunden und Stromlieferanten ist die Auswertung gleichermaßen interessant, da sie als Grundlage für die Angebotskalkulation dient.
In einer grafischen Darstellung des Strom-Lastgangs wird typischerweise auf der Y-Achse die Leistung in kW und auf der X-Achse die Zeit (in der Regel ein Jahr) dargestellt. Mithilfe der viertelstündlichen Leistungswerte lassen sich Spitzen beim Stromverbrauch ausmachen, anhand derer sich das Verbrauchsverhalten auswerten und optimieren lässt.
Was lässt sich aus dem Strom-Lastgang ableiten?
Die Betrachtung der Grundlast und Spitzenlast gibt Aufschluss über den Energiebedarf im laufenden Betrieb sowie Spitzenlastzeiten. Durch die Analyse derer lässt sich in vielen Fällen ein optimierter Energieverbrauch mit geringeren Kosten umsetzen. Außerdem ist die Jahreshöchstleistung auch ausschlaggebend für die Höhe des zu zahlenden Netzentgeltes. Wenn sich die Jahreshöchstleistung deutlich von der Grundlast unterscheidet, werden mehr Leistungseinheiten für die Nutzung des Netzes fällig. Das bedeutet: Je ausgeglichener der Verbrauch ist, desto weniger Netzentgelte zahlen Unternehmen. Über ein zielgerichtetes Lastkraftmanagement lassen sich deshalb häufig Effizienzsteigerungen vornehmen und Kosten senken.
Sparpotenzial für Unternehmen
Der Lastgang liefert detaillierte Informationen zum Verbrauch, aus denen Energieeffizienzmaßnahmen für Unternehmen abgeleitet werden können. Deshalb kann die Lastganganalyse dazu genutzt werden, Einsparpotenziale zu erkennen und zu optimieren, um langfristig Kosten zu senken. Hier empfiehlt sich besonders die Betrachtung eines möglichst langen Zeitraums, beispielsweise eines Jahres, um saisonale Schwankungen mit einzubeziehen.
Sparen bei der Konzessionsabgabe
Bei Unternehmen, die mehr als 30.000 kWh pro Jahr verbrauchen und zweimal im Jahr eine Leistung von über 30 kW erreichen, kann die exakte Messung Vorteile bei der Konzessionsabgabe (KA) bieten. Die Konzessionsabgabe teilt sich in die kleine KA (0,11 Cent/kWh) und die große KA, die je nach Größe der Stadt variiert und bei größeren Städten auf 2,39 Cent/kWh gedeckelt ist. Die Abgabe wird durch die Netzbetreiber festgelegt und über den Versorger abgerechnet.
RLM-Kunden im Niederspannungsnetz zahlen die kleine KA immer dann, wenn die oben genannten Voraussetzungen erfüllt sind. RLM-Kunden im Mittelspannungsnetz hingegen zahlen grundsätzlich die kleine KA, unabhängig von ihrem Verbrauch und der Leistung.
Kostenreduktion durch Lastspitzen-Optimierung
Eine Optimierung der Lastspitzen bietet die Möglichkeit, Kosten einzusparen. Denn je geringer Lastspitzen ausfallen und je seltener sie auftreten, desto geringer ist der Leistungspreis, der einen Bestandteil der Netzentgelte ausmacht. Hierfür ist in der Regel eine Energieberatung notwendig sowie der Einbau spezieller technischer Geräte durch entsprechende Elektrofachunternehmen.
Für Kunden, die Lastspitzen optimieren möchten, bietet sich der Einsatz eines Energie-Management-Systems (EMS) an. Unternehmen können mit einem EMS ihre Energieverbrauchsdaten in Echtzeit überwachen und so Lastspitzen vermeiden, indem sie Maschinen automatisch zu Zeiten niedrigerer Auslastung betreiben. Ein weiteres Beispiel ist die Nutzung von Energiespeichern, die überschüssige Energie zwischenspeichern und in Zeiten hoher Nachfrage freigeben, um teure Lastspitzen zu glätten. EMS gibt es von verschiedenen Herstellern wie Loxone, Viessmann oder Tibber.
Tipp: Für diesen Schritt bieten diverse Förderprogramme der KfW-Bank oder des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Zuschüsse an. In Thüringen übernimmt das Programm GREENinvest bis zu 80 Prozent der anfallenden Kosten.
Fazit: Lastgangmessung ist wichtig für die Stabilität des Stromnetzes
Die kleingliedrige Bemessung des Lastgangs bietet mehrere Vorteile für Unternehmen aber auch für Energieversorger und Netzbetreiber: Sie lässt genaue Prognosen für den Energiebedarf zu und verbessert so die Netzsteuerung und den Energiehandel.
Das schafft wiederum Versorgungssicherheit. Gerade in Bezug auf die Erzeugung von Elektrizität aus erneuerbaren Energien ist die Lastganganalyse wichtig, weil die Zahl der einspeisenden Anlagen (beispielsweise PV-Anlagen) steigt. Da diese Energiequellen nicht kontinuierlich Strom liefern, sind präzise Auswertungen notwendig, um das Netz stabil zu halten und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Auch für Unternehmen bietet die Lastganganalyse Vorteile, da Abweichungen bei den Verbrauchsprognosen direkte Auswirkungen auf die Strompreise haben. Abweichungen müssen durch den Handel an der Strombörse ausgeglichen werden – entweder durch den Zukauf oder Verkauf von Energie. Eine exakte Verbrauchsprognose hilft somit, unnötige Kosten zu vermeiden und den Energieeinkauf effizienter zu gestalten.
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