Michael Weirauch war bis 2022 Geschäftsführer bei Möbel Weirauch in Oldenburg. Bevor er gefragt wurde, ob er Geschäftsführer werden möchte, hat er sich 10 Jahre lang, auch neben Ausbildung und Studium, im Familienunternehmen hochgearbeitet. Schweren Zeiten bei Möbel Weirauch begegnete er mit nachhaltigen Investitionen und der kontinuierlichen Digitalisierung von Firmenprozessen. Heute ist Möbel Weirauch ein modernes und erfolgreiches Familienunternehmen, das seine Waren weit über die Grenzen Deutschlands hinaus liefert. Wir haben mit Michael Weirauch über seinen Werdegang, Nachhaltigkeit und Transparenz im Unternehmen gesprochen.
Herr Weirauch, wie sind Sie Geschäftsführer geworden?
„Wenn Sie die alten Gesellschafter fragen, dann sagen die, man muss das von der Pike auf lernen. Jemand muss überall eingesetzt worden sein, um das Geschäftsmodell zu verstehen und wie Möbel Weirauch in der Vergangenheit funktioniert hat. Schon vor meiner Zeit als Assistent der Geschäftsführung habe ich als Hilfskraft in der Firma gearbeitet und bin da alle Stationen durchlaufen. Vom Lager bis hin zur Auslieferung beim Kunden.“
Sie kamen in schweren Zeiten in die Position des Geschäftsführers, erzählen Sie woran es haperte.
„Wir hatten eine Filiale, die ist jetzt verpachtet also noch Eigentum der Firma. Mein Vater und seine Brüder hatten diese Filiale eröffnet und sie gehörte zum Mutterschiff. Wir haben es dort aber nicht geschafft, dem Kunden klar zu machen, dass er hier besondere, qualitative Markenware günstig einkauft und ein Designschnäppchen macht. Die Umsätze blieben aus. Drei Jahre später war klar: Wenn diese Filiale geöffnet bleibt, wird die Muttergesellschaft das nicht überleben. Es war also meine Aufgabe Mitarbeiter zu entlassen und die Arbeitsgerichtsprozesse zu führen.“
Wie haben Sie das Ruder gewendet?
„Als ich zum Geschäftsführer wurde, habe ich das Ziel formuliert, dass die Firma Weirauch in zehn Jahren schuldenfrei sein soll. Ich habe sieben Tage die Woche gearbeitet, weil ich den Ehrgeiz hatte, das Unternehmen nach vorne zu bringen und begonnen peu à peu die Baustellen zu beseitigen. Zuerst habe ich das Küchenhaus 2007 renoviert.“
Investionen bei gleichzeitigen Schulden, wie ging das für Sie und die Gesellschafter zusammen?
„Es gab einen Investitionsstau. Der musste aufgelöst werden. Also bin ich eine kleine Wette eingegangen. Ich habe zu den Herstellern gesagt: Wenn wir renovieren, garantiere ich, dass ich einen bestimmten Umsatz erziele. Die Hersteller wussten, sie konnten uns vertrauen, weil die Weirauchs gute Möbelhändler sind, auch wenn sie sich einmal vertan haben. Aber auch hier musste ich zuerst schwer einstecken. Denn die Umsätze blieben erstmal weit unter den Erwartungen. Mein Onkel hat damals gesagt: Wir werden in Schönheit sterben. Heute sind wir ein topsolides, super aufgestelltes Unternehmen, das nicht nur seine Berechtigung am Markt hat, sondern auch Fans und Freunde.“
Ihr erstes 10-Jahres-Ziel haben Sie also erreicht. Was ist Ihr nächstes Ziel?
„Durch die Geschäfte im Küchenhaus wurden die Umsätze wesentlich besser, noch heute sind die Küchen eines unserer besten Standbeine. Wir haben dann jedes Jahr neu investiert, dafür kein Geld an Gesellschafter ausgeschüttet. Nach neun Jahren waren wir schuldenfrei. Jetzt habe ich ein neues Ziel: Ich will, dass Weirauch Marktführer wird. Den Preiskampf können wir nicht führen und die Umsatzführerschaft werden wir also nicht erlangen. Aber vielleicht schaffen wir es Service-Marktführer zu werden. So, dass die Kunden sagen: Ich erhalte eine besondere Dienstleistung und dafür bin ich auch bereit mehr zu zahlen als im Internet.“
Ich wurde überall eingesetzt, wo es brannte
Michael Weirauch
Wie steht es gerade in der Möbelbranche?
„Die Möbelbranche unterliegt einem Konzentrationswandel. Die Großen werden immer größer. Wir erleben gerade, dass IKEA als Marktführer von XXL-Lutz verdrängt wird. Die mittelständischen Unternehmen müssen es jetzt schaffen, dass wir dieses Vertrauen in der Region haben. Unsere Kunden sollen sagen: Nein, ich gehe nicht zu den Großen, ich will zum Möbelhaus am Standort, weil ich dort die Arbeitskräfte erhalten will, weil ich hier eine besondere Beratungsqualität habe, weil ich weiß, welche Serviceleistung dahintersteckt.“
Was hat Corona geändert?
„Die Corona Krise hat das Geschäft beflügelt. Die Branche profitiert jetzt von gestiegener Nachfrage. Nach der Cocooning und Homing-Phase im Möbelhandel erleben wir jetzt Homing 2.0. Die Bevölkerung reist weniger, verbringt mehr Zeit im Haus und hat daher das Bedürfnis mehr in die Wohnung zu investieren. Wir haben festgestellt, dass die ersten Kunden, die nach der Corona bedingten Pause zu uns kamen, eine sehr genaue Vorstellung davon hatten, was sie haben wollten. Wir mussten kaum beraten!“
Welche Entwicklungen haben den Möbelmarkt noch beeinflusst?
„Autokäufer sind gerade etwas verunsichert, die sagen: Ich will warten bis die E-Autos weiter fahren können, bis die Batterieleistung besser ist, bis ich weiß, was mit Dieselmotoren passiert. Soll ich mir ein Gasfahrzeug holen, welche Motorisierung brauche ich? Letzteres auch mit Blick auf Höchstgeschwindigkeiten. Anstatt da jetzt also zuzuschlagen, fällt der Blick aufs Wohnen und Einrichten.“
Herr Weirauch, Sie wollten gerne mit uns über Nachhaltigkeit sprechen. Wie betrifft dieses Thema Möbel Weirauch?
„Nachhaltigkeit beschäftigt uns, weil wir nachhaltige Produkte verkaufen. Kunden kommen und sagen: Wir wollen nachhaltig wohnen. Dann sind wir in der Position, dass wir sagen müssen: Eine rechtsverbindliche Definition, was nachhaltig hergestellte Möbel sind, gibt es nicht.“
Was bedeutet Nachhaltigkeit denn im Möbelsektor?
„Wenn du dich ökologisch einrichten möchtest, dann haben Kunststoffe und Schadstoffe nichts in deinem Zuhause zu suchen. Die Einrichtungsgegenstände, die du kaufst, sollten aus nachhaltigen Rohstoffen hergestellt sein: Holz, Bambus, Wolle, Filz, Leder, etc. Sie sollten möglichst kein Metall enthalten, sie sollten schadstofffrei entsorgt werden können, sie sollten langlebig sein, sie sollten möglichst natürliche Lacke, Öle, Wachse beinhalten. Und dann natürlich am besten aus Deutschland, mindestens aus Europa, kurze Transportwege sind Pflicht. Das Thema ist sehr komplex. Es gibt aber entsprechende Zertifikate, an denen du dich zumindest orientieren kannst.“
Wie definieren Sie denn nachhaltige Unternehmensführung?
„Nachhaltig ist zuerst einmal all das, was den Earth-Shutdown-Day verkürzt. Der weltweite Verbrauch ist ja am 20.8.2020 schon gewesen, wir bräuchten also 1,6 Welten, um unseren Ressourcenverbrauch zu decken. Alles das, was dazu beiträgt diesen Tag zu verkürzen, ist nachhaltig. Aber Nachhaltigkeit hört bei Ressourcen- und Energieeffizienz nicht auf. Nachhaltigkeit hat auch etwas mit sozialer Kompetenz zu tun. Deshalb wollen wir Partnerschaften mit unseren Mitarbeitern. Wir haben Mitarbeiter, die 40 Jahre und mehr bei uns beschäftigt sind und da sind wir stolz drauf. Damit das so bleibt, fragen wir das Betriebsklima in der Firma alle zwei Jahre ab, das habe ich hier 2009 eingeführt – wie so eine Art Bundestagswahl. Ich möchte diese Firma nur führen, wenn die Gesellschafter und die Belegschaft mir Ihr Mandat geben. Mitarbeiter haben also die Möglichkeit mich alle zwei Jahre abzuwählen.“
Mitarbeiter haben bei Ihnen die Möglichkeit selbst Fragen in die Mitarbeiterbefragung einzubringen, über die dann abgestimmt werden. Wie verbindlich ist denn diese Studie für Sie?
„Diese Studie ist für mich verbindlich. Das sind meine Hausaufgaben für die nächsten zwei Jahre. Wir haben zum Beispiel eine Stempeluhr hier und die Mitarbeiter haben entschieden, dass die Karenzzeit ab jetzt im Fünfminutentakt abgerechnet werden soll – vorher waren das 15 Minuten. Und dann gibt es solche Fragen, ob Betriebssport eingeführt werden soll, ob wir hier Duschen und Umkleidekabinen brauchen, wo das Betriebsfest stattfinden soll. Und das schlägt sich in den Umfragewerten nieder: Wir haben Top-Werte und darauf sind wir sehr stolz. Wir möchten langjährige Partnerschaften, deshalb sind wir auch am Einzelhandelstarifs angelehnt, wir wollen Lohn- und Gehaltsgerechtigkeit. Zusätzlich sorgt unsere Vertrauens-, Mobbing- und Gleichstellungsbeauftragte dafür, dass alles mit rechten Dingen zugeht. All das gehört für mich zum Thema Nachhaltigkeit.“
Profitieren Sie denn von Ihrer nachhaltigen Positionierung?
„Wir haben dafür keine Studien, deshalb können wir das nicht belegen. Wir denken aber, dass es ein wichtiges Kriterium ist, um morgen noch am Markt bestehen zu können. Ein Unternehmer kann nicht mehr auf diese Aspekte verzichten.“
„Nachhaltigkeit hört beim Thema Ressourceneffizienz nicht auf.“
Michael Weirauch
Geschäftsführer Möbel Weirauch
Beenden Sie den Satz!
Smart ist …
„... wenn es schnell und digital geht.”
Energie ist ...
„... die Grundlage, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.”
Die Zukunft ist ...
„... spannend.”
M. Weirauch
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