Remote arbeiten ist inzwischen aus dem deutschen Mittelstand nicht mehr wegzudenken. Das steigende Interesse daran ist auf die Pandemie zurückzuführen, aber auch nach Corona sind viele Betriebe bei der flexiblen Regelung von Tele-Arbeit geblieben. Im Jahr 2022 arbeiteten laut einer Erhebung des Wirtschaftsministeriums knapp ein Viertel der Beschäftigten remote. Obwohl es durchaus Defizite beim Arbeiten außerhalb des Büros geben kann, zeigt eine Studie aus dem Jahr 2024 bei der Untersuchung von 137 Unternehmen, dass eine verpflichtende Rückkehr ins Büro weder zu einer Leistungssteigerung noch zu signifikanten Veränderungen beim finanziellen Erfolg führte. Wir haben die wichtigsten Fakten sowie konkrete Werkzeuge für die Arbeit mit Remote Teams hier zusammengetragen.
Inhaltsverzeichnis:
Gute Gründe für Remote Arbeit im Mittelstand
Vorteile und Nachteile von Remote Working
Wichtige Hinweise zu Remote in Deutschland, EU-weit und im EU-Ausland
Werkzeuge und Technologien für erfolgreiches Arbeiten aus der Ferne
Fazit: Remote-Arbeiten macht Unternehmen attraktiver und bietet Wachstumschancen
Was ist Remote Working?
Remote Working bzw. Remote-Arbeiten bedeutet, dass Mitarbeitende ihre beruflichen Tätigkeiten nicht im traditionellen Büro, sondern von verschiedenen Orten ausführen können. Das kann von zu Hause, aus einem Co-Working-Space, aus einem Café oder sogar aus einem anderen Land erfolgen. Der Unterschied zum Home-Office besteht darin, dass Home-Office spezifisch die Arbeit von zu Hause meint, während Remote-Arbeit jede Form der ortsunabhängigen Tätigkeit umfasst.
Erhöhte Produktivität: Studien zeigen, dass Remote Worker oft produktiver sind als ihre Kollegen im Büro. 54 Prozent der befragten Führungskräfte haben 2023 eine Steigerung der Produktivität festgestellt. Das liegt unter anderem an der Reduktion von Ablenkungen und dem Wegfall langer Pendelzeiten. Mitarbeitende können sich besser konzentrieren und ihre Arbeit effizienter erledigen. Außerdem spart der Verzicht auf tägliches Pendeln Geld und vor allem Zeit. Laut einer Studie von 2023 sind das durchschnittlich 72 Minuten pro Tag.
Hinweis: Für Arbeitgeber:innen kann es schwer sein, Arbeitsergebnisse zu kontrollieren und zu bewerten. Auch wenn das Vertrauen in die Arbeitnehmenden da ist, sollten klare Regeln für Abgaben und Zeiterfassung festgelegt werden. Die Einführung entsprechender Kontrolltools und Remote-Working-Systeme kann anfangs zum Teil erhebliche Ressourcen fordern.
Kostenersparnis: Unternehmen können durch Remote-Arbeiten Bürokosten einsparen. Weniger benötigte Büroflächen bedeuten niedrigere Miet- und Nebenkosten. Dadurch reduzieren sich die Kosten für Betriebsmittel und Büromaterialien. Auch Reisekosten, wie z. B. für Business-Meetings oder Geschäftsreisen, entfallen. Das alles führt nicht nur zu finanziellen Einsparungen, sondern senkt auch CO2-Emissionen und hat somit einen positiven Umwelteinfluss.
Hinweis: Rechtlich sind Arbeitgeber:innen verpflichtet, den Mitarbeitenden die notwendigen Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören in der Regel ein geeigneter Arbeitsplatz, ein Computer, Software und eine Internetverbindung. Häufig werden pauschale Beträge für die Erstattung von Home-Office-Kosten vereinbart. Die konkrete Kostenübernahme ist oft individuell vertraglich geregelt.
Zugang zu globalen Talenten: Remote Work ermöglicht es Unternehmen, Talente außerhalb ihres Standorts, sogar weltweit zu rekrutieren. Das ist besonders für spezialisierte Positionen von Vorteil. Unternehmen sind nicht mehr auf den lokalen Arbeitsmarkt beschränkt und können die besten Kandidat:innen unabhängig von ihrem Wohnort einstellen. Insbesondere Generation Z, die auf den Arbeitsmarkt drängt, sieht Home-Office und Remote-Arbeiten als Vorteile im Job, wie eine Studie der Uni Bamberg zeigt.
Hinweis: Obwohl der weltweite Zugang zu Fachkräften ein klarer Gewinn ist, müssen die Arbeitsschutzvorschriften trotzdem eingehalten werden. Das kann gerade im Home-Office komplizierter werden und zu rechtlichen Problemen führen. Achten Sie also beim Onboarding darauf, Ihre neuen Mitarbeitenden korrekt zu instruieren. Weiterhin ist das Versicherungsmanagement zu beachten: Unfälle vom Bett zum Schreibtisch gelten jetzt beispielsweise als Arbeitsunfälle und müssen der Versicherung nachgewiesen werden.
Verbesserte Work-Life-Balance: Mitarbeitende, die remote arbeiten, berichten oft von einer besseren Work-Life-Balance. Laut der Hans-Böckler-Stiftung sind 53 Prozent der Remote Worker zufriedener mit ihrer Arbeit, dem entgegen stehen nur 28 Prozent der Angestellten im Büro. Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist entscheidend für die langfristige Motivation und Gesundheit der Mitarbeitenden. Zufriedene Mitarbeitende sind loyaler und bleiben länger im Unternehmen. Laut einer aktuellen Studie der Stanford Universität sank die Fluktuation von Arbeitskräften, wenn mindestens ein Remote-Arbeitstag angeboten wurde um fast ein Drittel.
Hinweis: Ohne persönliche Interaktionen kann Kommunikation schwieriger sein. Besonders in der schriftlichen Form kommt es hin und wieder zu Missverständnissen. ähnliche wie bei Video-Calls, wo auch viele nonverbale Signale fehlen. Neben kurzfristigen Verständnisproblemen kann Remote Work aber auch langfristige Effekte haben, wie soziale Isolation: Eine Studie der Barmer und der Universität St. Gallen aus dem Jahr 2021 zeigte, dass sich 23,5 % der im Home-Office Arbeitenden isoliert fühlten. Zusätzlich berichteten 18,3 %, dass sie sich einsam fühlen, und 32,5 % vermissten den sozialen Kontakt. Helfen können hier gezielte Mental Health-Maßnahmen, digitale Treffen oder Team Events.
Reduzierter CO2-Ausstoß: Ein wichtiger Aspekt von Remote Arbeiten ist die Nachhaltigkeit. Durch die Reduzierung von Pendelverkehr und Büroflächen konnte die Wirtschaft ihren CO2-Ausstoß signifikant senken. Laut einer Studie von Vodafone haben Remote Worker 2020/2021 in 12 Monaten durchschnittlich 1.144 kg CO2 pro Person eingespart – und das lediglich durch das Fernbleiben aus dem Büro. Wie sich dieser Trend in den Jahren nach der Pandemie entwickelt, bleibt abzuwarten. Was gut für die Umwelt ist, beeinflusst auch das Unternehmensimage nachhaltig positiv, denn nachhaltige Geschäftspraktiken werden immer wichtiger, und Remote Work kann ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie sein.
Anlass zur Digitalisierung: Tele-Arbeit bietet einen zusätzlichen Anreiz, die digitalen Kompetenzen in den Bereichen Cybersicherheit, Kommunikation und Datenschutz bei KMU auszubauen.
Vorteile und Nachteile von Remote Working
Wenn es praktisch umsetzbar ist, bietet Remote Work sowohl Unternehmen als auch den Mitarbeitenden zahlreiche Vorteile. Durch den Einsatz digitaler Tools und Technologien können Mitarbeitende ihre Aufgaben nach Absprache mit dem Arbeitgeber flexibel und effizient erledigen, unabhängig von ihrem Standort. Diese Flexibilität kann zu einer höheren Produktivität und Zufriedenheit führen, was letztlich sowohl dem Unternehmen als auch den Mitarbeitenden zugutekommt. Natürlich gibt es auch Nachteile, die ernst genommen werden sollten. Beide Seiten werden im Folgenden ausführlich beleuchtet.
Vorteile und Nachteile für Arbeitgeber:innen
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Höhere Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung | Schwierigkeiten bei der Überwachung und Kontrolle der Arbeitsleistung |
Reduzierte Betriebskosten | Versicherungsmanagement |
Größerer Talentpool | Implementierung neuer Tools und Systeme |
Erhöhte Arbeitgeber-Attraktivität | IT-Sicherheitsrisiken |
Anlass zur Digitalisierung | Herausforderungen in der Kommunikation und Zusammenarbeit |
Die Einhaltung und Überwachung von Arbeitsschutzvorschriften |
Vorteile und Nachteile für Mitarbeitende
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung | Erhöhte Anforderung an Selbstdisziplin und Zeitmanagement |
Einsparung von Pendelkosten und -zeit | Technische Anforderungen und Abhängigkeit von digitalen Werkzeugen |
Höhere Zufriedenheit und Motivation durch bessere Work-Life-Balance | Mögliche soziale Isolation |
Tipp: Stellen Sie klare vertragliche Regeln für Remote Work und Home-Office auf. Laut einer Studie von 2020 machen 46 Prozent der Angestellten mit Regelung eine positive Erfahrung.
Full Remote: Mitarbeitende arbeiten an einem festen Standort ihrer Wahl, typischerweise von zu Hause. Sie besuchen selten oder nie das Büro. Diese Form der Arbeit erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin und die Fähigkeit, effektiv ohne direkte Aufsicht zu arbeiten.
Full Remote eignet sich besonders für Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen, die z. B. Support, Weiterbildungen oder immaterielle Güter anbieten. Vom Einzelunternehmen bis zum Kundenservice-Anbieter mit mehreren hundert Mitarbeiter:innen profitieren Arbeitgebende von geringeren Bürokosten und gestiegener Effizienz durch digitale Prozesse.
Hybrid: Eine Kombination aus Remote und Präsenz im Büro. Mitarbeitende können flexibel zwischen beiden Optionen wählen. Dies ermöglicht eine ausgewogene Mischung aus persönlicher Interaktion und flexibler Arbeit.
Vom hybriden Arbeiten profitieren vor allem Unternehmen, bei denen die Arbeit Phasen der Solo-Arbeit erlaubt, aber auch Zeiten der Teamarbeit braucht. Das gilt z. B. für Kreativagenturen, Marketingabteilungen in Großunternehmen, Personalabteilungen oder anderen administrativen Geschäftseinheiten wie der Buchhaltung.
Mobiles Arbeiten: Mitarbeitende arbeiten von wechselnden Orten aus, z. B. aus dem Home-Office, Coworking Spaces oder unterwegs. Diese Form der Arbeit bietet die größte Flexibilität, erfordert jedoch auch die Fähigkeit, sich schnell an neue Arbeitsumgebungen anzupassen.
Mobiles Arbeiten ist vor allem bei Mitarbeiter:innen im Außendienst oder solchen, die geschäftliche viel reisen müssen, von Vorteil. Es richtet sich in jedem Fall an einzelne Personen im Unternehmen und ist unabhängig von Unternehmensgröße oder Branche.
Arbeitsgenehmigung im jeweiligen Land: Unternehmen müssen sicherstellen, dass Mitarbeitende die notwendigen Arbeitsgenehmigungen und Visa für das jeweilige Land besitzen. Dies ist besonders wichtig, wenn Remote Work über Ländergrenzen hinweg stattfindet. Es ist ratsam, sich über die jeweiligen rechtlichen Anforderungen zu informieren und sicherzustellen, dass alle Formalitäten erfüllt sind. Bei der Techniker Krankenkasse finden Sie weiterführende rechtliche Informationen und einen umfangreichen Leitfaden dazu bietet beispielsweise Bitkom kostenlos online an.
Feiertage und Zeitzonen bei Remote Work: Unterschiedliche Feiertage und Zeitzonen können die Zusammenarbeit erschweren. Eine klare Kommunikation und flexible Arbeitszeitmodelle sind hier wichtig. Unternehmen sollten darauf achten, dass Mitarbeitende in verschiedenen Zeitzonen koordiniert arbeiten können, um die Effizienz zu maximieren. Ein gemeinsamer Kalender, der alle relevanten Feiertage und Arbeitszeiten berücksichtigt, kann hier hilfreich sein.
Datenschutz: Der Schutz personenbezogener Daten muss auch beim Remote Arbeiten gewährleistet sein. Unternehmen sollten entsprechende Sicherheitsvorkehrungen treffen und Mitarbeitende schulen. Dies beinhaltet die Nutzung von sicheren Kommunikationskanälen und die Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Regelmäßige Schulungen und klare Richtlinien können helfen, Datenschutzverletzungen zu vermeiden.
Cybersicherheit: Der Einsatz von VPNs, sicheren Passwörtern und regelmäßigen Sicherheitsupdates ist essenziell, um Cyberangriffe zu vermeiden. Unternehmen sollten regelmäßig Sicherheitsüberprüfungen durchführen und Mitarbeitende für potenzielle Bedrohungen sensibilisieren. Die Implementierung von Sicherheitsprotokollen und die Nutzung von Verschlüsselungstechnologien sind ebenfalls wichtige Maßnahmen.
Tipp: Klare Richtlinien und Erwartungen für Remote Work gewährleisten eine reibungslose Zusammenarbeit. Zum Beispiel hilft eine “Video-Etiquette” für angemessenes Verhalten bei digitalen Meetings. Ältere Generationen können durch Schulungen an den Umgang mit neuen Technologien herangeführt werden.
Werkzeuge und Technologien für erfolgreiches Arbeiten aus der Ferne
Möglich ist Remote Arbeiten nur, wenn dem Team die benötigte Technik zuverlässig zur Verfügung steht. Die Digitalisierung des Unternehmens wird damit zur Grundlage für funktionierende Arbeit aus der Ferne. Diese Werkzeuge können den Remote Alltag für Unternehmen und ihre Teams ungemein erleichtern:
Nahtlose Kommunikation über Videoanrufe und Chats: Microsoft Teams, Slack, Zoom
Projektmanagement, Zeiterfassung, Aufgabenverteilung: Trello, Asana, Monday.com
HR-Software für Gehaltsabrechnungen, Recruiting, Leistungsbewertung: Personio, HRworks
E-Learning-Plattformen für flexible Weiterbilungen: Tools wie Coursera, Udemy und LinkedIn Learning
Fazit: Remote-Arbeiten macht Unternehmen attraktiver und bietet Wachstumschancen
Remote Arbeiten bietet dem Mittelstand erhebliche Chancen, indem Kosten gesenkt, Produktivität gesteigert und die Work-Life-Balance der Mitarbeitenden verbessert werden. Dies stärkt die Motivation und vermeidet viel Fluktuation. Gesteigerte Flexibilität und Arbeitszufriedenheit erhöhen zudem die Chancen, jüngere Arbeitskräfte für sich zu gewinnen. Nutzen Sie diese Kraft der Jugend! Lassen Sie sich von Ihre jungen und technisch versierten Mitarbeitenden bei den Herausforderungen, die insbesondere in den Bereichen Kommunikation, Datenschutz und Cybersicherheit entstehen, unterstützen.
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