So funktioniert CO2-Management

Produktions- und Logistikleiter Christian Seiffert von der Schelchen GmbH im Interview

Das europäische Lieferkettengesetz wird aktuell verschärft, nachdem es im Dezember 2022 erstmals in Kraft getreten war. Große Unternehmen werden hierbei in die Pflicht genommen, Menschenrechte und Umweltschutz entlang ihrer Lieferketten einzuhalten. Ganz konkret müssen sie Maßnahmen ergreifen, um das 1,5-Grad-Ziel zu Begrenzung des Klimawandels zu erreichen.

Doch was hat das mit dem deutschen Mittelstand zu tun, mit Unternehmen, die weniger Mitarbeitende und weniger Jahresumsatz haben, als dass das Gesetz Auswirkungen auf sie hätte? Viele kleine und mittelständische Unternehmen agieren beispielsweise als Zulieferer für große Unternehmen. Wenn sie nachweisen können, dass sie zum Beispiel CO2-positiv oder CO2-neutral agieren, werden sie attraktiver für die Großunternehmen, die sie beliefern oder können diese langfristig als Kunden halten.

An dieser Stelle werden die CO2-Messung sowie die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten relevant. Da CO2 und andere Treibhausgase der entscheidende Hebel für den Nachweis über den Klimaschutz sind, ist die Messung der eigenen Emissionen die Grundlage für den Nachhaltigkeitsreport und alle anderen Maßnahmen. Nun sind aber nicht alle kleinen und mittelständischen Unternehmen Zulieferer. Es gibt auch produzierendes Gewerbe, wie die Schelchen GmbH in Königs Wusterhausen, die vor allem als Hersteller auftreten: Unter der Marke pedag bekannt, stellen sie orthopädische Fußbetten als Medizinprodukte her und exportieren diese in 50 Länder weltweit. Verpflichtet zur CO2-Messung oder einem Nachhaltigkeitsbericht ist das Unternehmen nicht. Doch als Vattenfall im letzten Jahr die Kooperation mit dem CO2-Management-Software-Anbieter Plan A begann, war Christian Seiffert – Leiter der Produktion und der Logistik – sofort mit dabei.

Nach einem halben Jahr Nutzung hat er uns Einblicke in die Fortschritte gegeben und uns erklärt, warum der Schelchen GmbH diese Messung so wichtig ist. 

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Herr Seiffert, wie sind Sie auf die Kooperation von Vattenfall und Plan A aufmerksam geworden?

„Bei uns spielt das Thema Ökologie bei den Produkten schon lange eine Rolle, weil wir den Bedürfnissen unserer Kunden und deren Kunden gerecht werden wollen. Also schauen wir ganz genau hin, wo wie wir unsere Materialien herbekommen. Auch im Rebranding unserer Marke pedag war das letzte Jahr ein wichtiges Thema. Als der Vattenfall Businessletter ‚5 Minuten für Unternehmer‘ mit diesem Angebot für eine Jahreslizenz reinkam, habe ich sofort das Telefon in die Hand genommen.“

Wie ging es dann weiter und welchen Umfang benötigen Sie bei der CO2-Messung?

„Wir hatten dann ein Gespräch mit der Vattenfall Kundenbetreuerin und einem Ansprechpartner bei Plan A. Das Angebot umfasste zunächst die Scopes 1 und 2, also unsere eigenen Emissionen und die unserer Energiebezüge. Wir haben dann schnell bemerkt, dass wir aber vor allem auch die Analyse des Scope 3, also der Lieferkette brauchten, da wir als herstellender Betrieb natürlich maßgeblich von unseren Rohstoffen und unserer Logistik abhängig sind. Alle Daten für den Hauptstandort haben wir, aber ohne unsere Lieferkette zu berücksichtigen ist es Augenwischerei.“

Können Sie mehr darüber erzählen, warum Sie die CO2-Messung durchführen?

„Es geht vor allem darum, Klarheit zu schaffen, was unser Anteil an den Emissionen ist und was aus unserer Lieferkette kommt, sonst vergleichen wir Äpfel mit Birnen. Dazu kommt, dass reine Marketingaussagen wie ‚nachhaltig‘, ‚umweltschonend‘ und ähnliches nicht eindeutig definiert oder belegbar sein müssen.  Seit Jahrzehnten entwickeln wir unsere Produkte und Produktion immer nachhaltiger und umweltschonender. Mit klaren Fakten und Kennzahlen gelangen wir zu einer neuen Qualität von Erkenntnissen.“

Sie nutzen Plan A jetzt seit einem halben Jahr, wie weit sind Sie denn schon mit der Messung ihrer Emissionen vorangekommen?

„Wir sind im Bereich der Datensammlung auf einem guten Stand. Die Scopes 1 und 2 sind fertig: dazu gehören Energie, bei uns Strom und Gas, Abfälle und der Pendelverkehr unserer Mitarbeiter. Am Scope 3 arbeiten wir noch, die Lieferantendaten konnten wir per Lieferanten-Upload schon finalisieren, es fehlt noch unsere Versandlogistik.“

Wer übernimmt das Thema bei Ihnen in der Firma?

„Ich kümmere mich persönlich darum. Die Datenaufbereitung führt eine engagierte Studentin durch, die ihr Praxissemester bei uns absolviert und sich hauptsächlich ums Thema kümmert. Gemeinsam haben wir innerhalb eines halben Jahres nach und nach alle Daten zusammengetragen.“

Welche Erkenntnisse sammeln Sie durch das Messen des CO2-Fußabdrucks?

„Die Erkenntnisse, die wir sammeln sind beeindruckend. Wir können monatsweise vergleichen und die unterschiedlichen Bereiche im Detail analysieren, was den größten Hebel erzeugt. Eine Sorge von mir war beispielsweise, dass uns der Strombezug den Nacken bricht in unserer CO2-Bilanz. Dann stellte sich heraus: Die Heizung ist der eigentliche CO2-Killer. Daraus können wir jetzt schon erste Schritte planen. Mit Photovoltaik und Elektromobilität gehen wir schon in die richtige Richtung, jetzt können wir nochmal gezielter ansetzen. Den Hebel müssen wir aber wirklich bei unseren Lieferanten und in der Lieferkette suchen, denn da entstehen am meisten Emissionen für unsere Produkte.“

Planen Sie denn einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen?

„Perspektivisch bestimmt, aber nicht kurzfristig. Das wäre zu verfrüht. An einem Punkt wird es wohl verpflichtend für alle Unternehmen werden, aber wir machen das Carbon Management vor allem für uns als internes Steuerungsinstrument auf unserem Weg zu einer nachhaltigen und CO2-neutralen Produktion.“

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