Der Voluntary Sustainability Standard for SME (VSME) bietet eine praxisorientierte Grundlage für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von nicht börsennotierten KMU. Obwohl die Anwendung freiwillig ist, profitieren KMU insbesondere dann, wenn sie als Lieferanten von Unternehmen agieren, die zur Berichterstattung nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet sind. Der VSME-Standard ermöglicht es diesen Unternehmen, Nachhaltigkeitsstandards zu erfüllen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Transparenz für Geschäftspartner und Investoren zu schaffen.
Inhaltsverzeichnis:
Was ist VSME?
So profitieren KMU von den VSME
Daten für die VSME-Berichterstattung
VSME-Module im Überblick
Die Bedeutung der Wesentlichkeitsanalyse für KMU
Die wichtigsten Schritte zur Durchführung
Fazit: Der einfache Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
Was ist VSME?
Der Voluntary Sustainability Standard for SME (VSME) ist ein neuer, freiwilliger Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Er umfasst mehrere Module, die verschiedene Aspekte abdecken, darunter Umwelt, soziale Verantwortung und Unternehmensführung. Initiiert von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG), bietet der Standard einen flexiblen Rahmen für nicht börsennotierte KMU. Im Vergleich zu den umfangreichen European Sustainability Reporting Standards (ESRS) ist der VSME weniger komplex. Er unterstützt kleine und mittlere Unternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele und Leistungen transparent zu kommunizieren.
Ziel des Standards ist es, eine einheitliche, skalierbare und praxisorientierte Grundlage für Nachhaltigkeitsberichte bereitzustellen.
So profitiert der Mittelstand vom VSME
Der VSME ermöglicht KMU eine standardisierte und zugleich flexible Berichterstattung, um die Anforderungen ihrer großen Geschäftspartner effizient zu erfüllen. Aktuell erfolgt der Austausch häufig über strukturierte Fragebögen oder Audits, die es CSRD-pflichtigen Unternehmen ermöglichen, die Nachhaltigkeitsleistung ihrer Lieferanten transparent zu bewerten. Mit dem VSME können KMU diese individuellen Anfragen durch einen einheitlichen Bericht ersetzen, der alle relevanten Informationen enthält. Dies vereinfacht die Kommunikation, reduziert den Verwaltungsaufwand und stärkt das Vertrauen von Investoren, Kunden und anderen Stakeholdern.
Hier sind die wichtigsten Vorteile im Überblick:
Transparenz erhöhen: Der VSME bietet eine klare Berichtsstruktur, um Nachhaltigkeitsleistungen systematisch darzustellen und relevante Informationen effektiv zu kommunizieren.
Wettbewerbsfähigkeit stärken: Werden Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt, verbessern KMU ihre Marktposition und erleichtern Partnerschaften mit größeren Unternehmen.
Effizienz steigern: Die strukturierte Berichterstattung hilft KMU, Ressourcen zu sparen und interne Prozesse zu optimieren.
Bürokratie reduzieren: Der VSME ist speziell an die Kapazitäten von KMU angepasst, was die Berichterstattung weniger komplex und zeitaufwendig macht.
Risikomanagement verbessern: Der Standard unterstützt dabei, Nachhaltigkeitsrisiken frühzeitig zu identifizieren und systematisch zu managen, was die Resilienz des Unternehmens erhöht.
Kreditwürdigkeit verbessern: Nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen haben durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung mit VSME bessere Chancen auf Kreditvergabe, da Banken zunehmend ESG-Daten zur Bewertung heranziehen.
Employer Branding und Mitarbeitendenbindung fördern: VSME-konformes Arbeiten kann die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber steigern und hilft dabei, Talente zu gewinnen und langfristig zu halten.
Vorbereitung auf regulatorische Änderungen: Durch die proaktive Auseinandersetzung mit VSME sind KMU besser gerüstet, um sich in einem sich wandelnden regulatorischen Umfeld zu behaupten.
Daten für die VSME-Berichterstattung
Die VSME-Anforderungen umfassen eine breite Palette an Daten, die systematisch erfasst und ausgewertet werden müssen:
- Allgemeine Unternehmensinformationen: Unternehmensprofil, Standorte und wesentliche Veränderungen im Berichtszeitraum
- Governance-Daten: Informationen zu Unternehmensführung, Verantwortlichkeiten und internen Kontrollmechanismen
- Umweltdaten: Daten zu Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen und Wasserverbrauch
- Soziale Daten: Arbeitsbedingungen, Menschenrechte und faire Löhne
- Lieferkettendaten: Informationen zur Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards der Lieferanten
Gut zu wissen: Auch wenn KMU gesetzlich noch nicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind, können Geschäftspartner oder Kunden diese Informationen bereits jetzt anfordern. Arbeitet Ihr Unternehmen eng mit größeren, berichtspflichtigen Partnern zusammen, sollten Sie sich zeitnah über den VSME-Standard austauschen. So können Sie gezielt auf Anforderungen reagieren und sich optimal auf eventuelle Nachfragen vorbereiten.
Basis-Modul: beinhaltet grundlegende Prinzipien, richtet sich an Unternehmen mit einer Bilanzsumme von max. 350.000 Euro.
Keine Wesentlichkeitsanalyse erforderlich.
PAT-Modul: Das Policies-Actions-Targets-Modul ergänzt das Basis-Modul mit spezifischen Maßnahmen und Zielen.
Wesentlichkeitsanalyse erforderlich.
Business-Partner-Modul: fokussiert sich auf die Beziehung zu Geschäftspartnern, zusätzliche Informationen für Kreditgeber und Investoren.
Wesentlichkeitsanalyse erforderlich.
Unternehmen können die Module individuell oder in Kombination nutzen, um ihre Berichterstattung flexibel anzupassen. Es gibt vier Anwendungsmöglichkeiten:
Option A: Nur das Basis-Modul
Option B: Basis-Modul und PAT-Modul
Option C: Basis-Modul und Business-Partner-Modul
Option D: Basis-Modul kombiniert mit PAT- und Business-Partner-Modul
Basis-Modul: Grundlegende Anforderungen für KMU
Das Basis-Modul des VSME bietet Kleinstunternehmen eine strukturierte Grundlage für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Der Entwurf umfasst 12 Berichtsanforderungen, welche allgemeine Angaben zu nachhaltigem Wirtschaften sowie Umwelt-, Sozial- und Geschäftspraktiken abdecken.
Durch den Fokus auf Umweltdaten und Ressourcennutzung unterstützt das Basis-Modul besonders energieintensive Branchen dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Es fördert konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz sowie der Ressourcennutzung.
Geeignet für folgende Unternehmen
-
Kleine und mittlere Unternehmen, die von den vereinfachten Anforderungen des VSME-Basismoduls profitieren möchten
-
Unternehmen, die sich auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung vorbereiten wollen, bevor sie die komplexeren Anforderungen der CSRD erfüllen müssen
Beispiel: Basis-Modul bei einem Lebensmittelhersteller
Lebensmittelstand, ein fiktiver mittelständischer Lebensmittelhersteller, nutzt das Basis-Modul, um systematisch seinen Gesamtenergieverbrauch und die Treibhausgasemissionen zu erfassen. Dies ermöglicht dem Unternehmen, die Nachhaltigkeitsanforderungen seiner Geschäftspartner zu erfüllen und gleichzeitig interne Effizienzsteigerungen zu realisieren. So positioniert sich Lebensmittelstand als verantwortungsvoller Hersteller in einem wettbewerbsintensiven Markt.
PAT-Modul: Strategien und Ziele im Nachhaltigkeitsmanagement
Das PAT-Modul (Policies, Actions, Targets) geht über die grundlegenden Anforderungen des Basis-Moduls hinaus und bietet eine strukturierte Grundlage zur Definition und Berichterstattung langfristiger Nachhaltigkeitsziele und -strategien. Es fokussiert spezifische Maßnahmen wie CO2-Reduktionspläne und verfolgt dabei umfassendere Ansätze zur Integration von sozialen und Governance-Aspekten in das Nachhaltigkeitsmanagement.
Das Modul ermöglicht es Unternehmen, nicht nur ihre Energieeffizienz zu verbessern und systematisch Treibhausgasemissionen zu reduzieren, sondern fördert auch die Berichterstattung über soziale Verantwortung und die Bekämpfung von Korruption.
Geeignet für folgende Unternehmen
- Kleine und mittlere Unternehmen mit bereits formalisierten Unternehmensleitlinien zur Nachhaltigkeit
- Nicht berichtspflichtige Unternehmen im Sinne der CSRD
Beispiel: PAT-Modul bei einem Bauzulieferer
Die Konstruktiv GmbH, ein fiktives mittelständisches Unternehmen in der Bauzulieferer-Branche, hat sich ehrgeizige CO2-Reduktionsziele gesetzt. Im Rahmen des PAT-Moduls berichtet das Unternehmen über seine langfristigen Nachhaltigkeitsstrategien und implementiert Szenarioanalysen, um zukünftige Entwicklungen und Risiken besser einzuschätzen. Durch konkrete Maßnahmen, wie den Einsatz recycelter Materialien und energieeffizienter Produktionsprozesse, schafft Konstruktiv Transparenz in der Nachhaltigkeitsberichterstattung und positioniert sich als Vorreiter in der nachhaltigen Bauwirtschaft.
Business-Partner-Modul: Transparente Lieferketten und Kooperationen
Das Business-Partner-Modul bietet Unternehmen eine strukturierte Grundlage für die Offenlegung relevanter Informationen in Geschäftsbeziehungen, insbesondere in der Zuliefererbranche. Mit umfangreichen Berichtsanforderungen ermöglicht es Unternehmen, ihre Lieferanten hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistung zu bewerten und Transparenz in der Lieferkette zu schaffen.
Im Business-Partner-Modul sind unter anderem folgende relevante Datenpunkte zu erfassen:
Management und Personal
- Geschlechterdiversität im Management
- Anzahl der Auszubildenden
- Familienbezogene Freistellungen
Nachhaltigkeitsziele
- Emissionsreduktionsziele
- Übergangspläne für den Klimawandel
- Umweltstandards der Lieferanten
Compliance und Abfallmanagement
- Angaben zu gefährlichen Abfällen
- Übereinstimmung interner Leitlinien mit internationalen Standards
Geeignet für folgende Unternehmen:
-
Unternehmen, die zusätzliche Daten für Kreditgeber und Investoren bereitstellen möchten
-
Lieferanten von CSRD-pflichtigen Unternehmen, die Scope-3-Emissionen erfassen und weitergeben müssen, um Nachhaltigkeitsanforderungen ihrer Partner zu erfüllen
-
OEMs und andere Akteure der Lieferkette, die Transparenz in Nachhaltigkeitskennzahlen wie Emissionen und Standards schaffen möchten
Beispiel: Business-Partner-Modul bei einem Automobilzulieferer
Die Eco Engine ist ein fiktives KMU in der Automobilzulieferer-Branche, das Komponenten für Elektrofahrzeuge herstellt. Mithilfe des Business-Partner-Moduls erfasst Eco Engine umfassende Daten zur Nachhaltigkeitsleistung seiner Lieferanten. Durch die Bewertung von Lieferanten hinsichtlich Umweltstandards und sozialen Aspekten stärkt das Unternehmen seine Transparenz gegenüber Kunden und Geschäftspartnern.
Die Bedeutung der Wesentlichkeitsanalyse für KMU
Die Wesentlichkeitsanalyse ist ein zentrales Element von VSME. Sie unterstützt KMU dabei, relevante Umwelt- und Sozialthemen sowie Handlungsfelder zu identifizieren und strategische Vorteile zu realisieren. Vorgesehen ist die doppelte Wesentlichkeit (ausgenommen Option A, Basis-Modul), die sowohl die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt als auch umgekehrt berücksichtigt.
In unserem Artikel zur doppelten Wesentlichkeitsanalyse lesen Sie mehr zu Bedeutung und Durchführung.
Die wichtigsten Schritte zur Durchführung
Eine effiziente VSME-Berichterstattung erfordert klare, aufeinanderfolgende Schritte, von der Analyse bis zur Kommunikation der Ergebnisse:
1. Modulwahl: Das passende VSME-Modul wählen, welches am besten zu den Anforderungen des Unternehmens passt.
2. Erstbeurteilung: Den aktuellen Stand der Nachhaltigkeitspraktiken bewerten, z. B. durch eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse, um relevante Themen zu identifizieren.
3. Datensammlung und Interviews: Nachhaltigkeitsdaten erfassen und Interviews mit Schlüsselpersonen durchführen. Die Daten müssen vollständig, vergleichbar und zuverlässig sein.
4. Erstellung des Berichts: Den Nachhaltigkeitsbericht klar und vollständig verfassen. Branchenspezifische Leitfäden hierfür finden sich u.a. beim Deutschen Nachhaltigkeitskodex. Eine externe Prüfung ist empfohlen, aber nicht verpflichtend.
5. Kommunikation: Die Ergebnisse intern und extern kommunizieren, um Transparenz zu schaffen.
6. Langfristige Strategie entwickeln: Eine kontinuierliche Nachhaltigkeitsstrategie verbessert die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Hinweis: Die VSME-Berichterstattung erfolgt jährlich und ermöglicht es Unternehmen, die Ergebnisse sowohl separat als auch im Lagebericht zu veröffentlichen. Dies bietet Flexibilität bei der Präsentation der Informationen. Ab dem zweiten Jahr sind zudem Vergleichszahlen zum Vorjahr erforderlich, um Fortschritte und Entwicklungen transparent darzustellen.
Fazit: Der einfache Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
Der VSME-Standart bietet kleinen und mittleren Unternehmen eine praxisnahe und standardisierte Berichterstattungsoption. Durch den modularen Aufbau können Unternehmen ihre Berichte flexibel gestalten und gleichzeitig Transparenz für Investoren und Geschäftspartner schaffen. Die Rückmeldungen zum aktuellen VSME-Entwurf werden derzeit ausgewertet, um den finalen Standard an die EU-Kommission zu übergeben. Die Ende 2024 erwartete finale Version ist ein wichtiger Schritt hin zu einer europaweit einheitlichen Nachhaltigkeitsberichterstattung.
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