Unternehmerwissen: Wie funktioniert Emissionshandel?

Der Emissionshandel in der Europäischen Union und seine Bedeutung für den Mittelstand

Der Emissionshandel ist ein Marktinstrument, das den CO2-Ausstoß langfristig senken und so beim Kampf gegen den Klimawandel helfen soll. Dafür wird eine CO2- Obergrenze festgelegt, wie viele Tonnen maximal ausgestoßen werden dürfen. Für diese CO2-Tonnen werden Zertifikate ausgegeben, die dann auch gehandelt werden können. Dies schafft einen Anreiz für Unternehmen, in klimafreundliche Technologien zu investieren und Emissionen zu verringern, da es kosteneffizienter sein kann, diese Maßnahmen zu ergreifen, anstatt zusätzliche Zertifikate zu erwerben.

Beim Emissionshandel in der EU sprechen wir von zwei ineinandergreifenden Systemen. Einem auf nationaler Ebene und einem auf europäischer, länderübergreifender Ebene. In beiden Fällen werden CO2-Emissionen mit einem Preisschild versehen und es müssen Zertifikate dafür erworben werden. Doch die zwei Systeme bepreisen unterschiedliche Formen des Ausstoßes.

Europäischer Emissionshandel

Beim Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) müssen Unternehmen im Luftverkehr sowie Betreiber großer Industrieanlagen und von Kraftwerken für ihren direkten CO2-Ausstoß Zertifikate kaufen. Das bedeutet, reduzieren sie ihre Emissionen, sparen sie direkt Geld. Dies wird Downstream-Handel genannt. Zertifikate dieser Art können über das europäische Emission Trade System (ETS) gehandelt, also im besten Fall auch gewinnbringend verkauft werden, wenn der Ausstoß geringer ausfällt.

Deutscher Emissionshandel

Auf nationaler Ebene spricht man dagegen vom sogenannten Upstream-Handel. Hierbei zahlen alle Verbraucher indirekt für den CO2-Ausstoß, der durch Gas, Kohle und Öl entsteht. Geregelt wird dies durch das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG). Sogenannte BEHG-Verantwortliche, hauptsächlich Mineralöl-, Kohle- und Gasunternehmen, erwerben Verschmutzungsrechte als Zertifikate. Die Kosten dafür werden durch höhere Gas-, Kohle- und Ölpreise direkt weitergegeben. Die meisten kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland zahlen also indirekt über ihre jeweiligen Versorger für ihren CO2-Ausstoß.

Die Zertifikatspreise

Die Preise der Zertifikate sind in Deutschland zurzeit noch gesetzlich geregelt. 2023 kostet eine Tonne CO2 30 Euro. Der Preis steigt bis 2026 auf 55 Euro. Ab diesem Jahr sollen die Zertifikate auch handelbar sein, sodass der Preis schwanken kann.

 

EU Carbon Leakage - Emissionshandel 2023

Die Carbon-Leakage-Liste

Zusätzlich zu den natürlich steigenden Kosten für fossile Energieträger kommen die steigenden Preise für CO2-Zertifikate. Das stellt vor allem für KMU eine große Herausforderung dar – und Unternehmen könnten ihre Produktionsprozesse ins Ausland verlagern. Dieser Prozess wird auch Carbon-Leakage genannt, da der CO2-Ausstoß dann in Ländern außerhalb der EU stattfindet.

Um dies zu verhindern und die Benachteiligung von KMU zu vermeiden, gibt es die sogenannte Carbon-Leakage-Liste. Auf ihr sind 63 Sektoren verzeichnet, die besonders emissionsintensiv sind und im globalen Wettbewerb stehen. Sie erhalten einen Teil der CO2-Zertifikate kostenfrei. Die Menge der freien Zertifikate hängt vom Ausstoß der effizientesten Anlagen der Unternehmen im entsprechenden Sektor ab. Das Verfahren wird als „Benchmarking“ bezeichnet.

 

Der Klima- und Transformationsfonds

Auch KMU, die nicht auf der Carbon-Leakage-Liste stehen, erhalten Unterstützungen. Diese werden aus dem sogenannten Klimafonds finanziert. Das Geld dafür kommt aus den Einnahmen der CO2-Zertifikate. Auch die Strompreisbremse wird aus dem Fonds bezahlt.

2023 können energieintensive Unternehmen des produzierenden Gewerbes zum Beispiel den Spitzenausgleich in Anspruch zu nehmen – und Entlastungen bei der Energie- und Stromsteuer beantragen. Außerdem wurden steuerliche Investitionsfristen verlängert und Verlustverrechnungen verbessert. Die erweiterte Verlustverrechnung gilt jetzt bis Ende 2023. Ob und in welchem Umfang Unterstützungen oder Förderungen für Ihr Unternehmen infrage kommen, können Sie der Website des Bundesministeriums der Finanzen entnehmen.

Den Wandel nutzen

Anstatt sich von den steigenden Energiepreisen abschrecken zu lassen, sollten KMU jetzt aktiv werden. Nutzen Sie die Unterstützung und Förderung vom Bund, von Ländern und auch lokalen Fördertöpfen, um Ihr Unternehmen für die Zukunft aufzustellen. Die Möglichkeiten, CO2-Emissionen und Energiekosten einzusparen, sind so vielfältig, wie die Branchen, in denen KMU tätig sind. Energieintensive Fertigungsprozesse, Wärmeversorgung, Digitalisierung oder die Fahrzeugflotte sind nur einige Ansatzpunkte, um Strom, Wärme oder Kraftstoff und damit CO2 einzusparen.

Verschiedene Möglichkeiten für klimaneutralen Strom

Haben Sie ausreichend Platz, können Sie eine eigene, dezentrale Stromversorgung mit Photovoltaik, Wind, Wasserkraft etc. aufbauen. Die Systeme werden zurzeit immer effizienter und kostengünstiger. Falls sie nicht ausreichend Raum haben, sollten Sie frühzeitig langfristige Verträge für klimaneutralen Strom mit einem Stromversorger abschließen. Die Nachfrage steigt stetig und eine sichere Versorgung mit nachhaltig produziertem Strom bringt Ihnen ökologische und ökonomische Vorteile.

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Auch Wärme wird CO2-neutral

Ob Raumwärme oder Prozesswärme für die Produktion – Wärme bietet ein großes Einsparpotenzial. Moderne Wärmepumpen sind um ein Vielfaches effizienter als fossile Heizungssysteme und Chemieunternehmen planen bereits den Einsatz großer Wärmepumpen für die eigene Produktion. Informieren Sie sich über aktuelle Technik und rüsten Sie auf, wo es sich für Ihr Unternehmen lohnt, bei der Wärmeproduktion Emissionen zu sparen.

Die elektrische Fahrzeugflotte

Viele KMU unterhalten Dienstwagen, die einiges an CO2-Einsparungspotenzial ermöglichen. Neben diversen Förderungen in den Bundesländern ist vor allem die Kombination mit einer eigenen, dezentralen Stromerzeugung interessant. Natürlich geht das mit Investitionskosten einher. Da allerdings die CO2-Preise absehbar steigen, kann dies dennoch zu deutlichen Kosteneinsparungen führen.

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Fazit – Ist Emissionshandel sinnvoll?

Steigende Preise bei Strom, Wärme und Transport, auch durch die europäischen und deutschen Emissionshandelsgesetze, stellen KMU vor Herausforderungen. Doch letztlich ermöglichen sie vor allem ein rechtzeitiges Umdenken und bergen damit großes Innovations- und Transformationspotenzial. Gas- und Öl sind begrenzte Ressourcen und werden auch unabhängig vom Emissionshandel mit der Zeit teurer. Der Emissionshandel ist letztlich eine sanftere Methode als abrupte Verbote und bringt gleichzeitig finanzielle Anreize und Fördermöglichkeiten mit sich, die Unternehmen jetzt wahrnehmen sollten.

Die Chancen, die sich aus nachhaltigen, klimafreundlichen Transformationen ergeben, sind vielfältig. Denn es braucht neue Dienstleistungen, Geschäftsmodelle, Herstellungsverfahren und Produkte für eine klimaneutrale Zukunft.
 

 

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