Die CSRD-Pflicht ist da. Für mittelständische Unternehmen bringt die Corporate Sustainability Reporting Direktive (CSRD) eine deutliche Ausweitung der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Welche Anforderungen kommen auf Sie zu – und wie lässt sich die Berichtspflicht bestmöglich umsetzen? Darüber sprach Johannes Weber, Head of Sustainable Solutions bei Plan A, in unserem Webinar am 8. Februar 2024. Als Experte für digitale Lösungen im Bereich Emissionsmanagement unterstützt Johannes Weber Unternehmen bei der Transformation zu Netto-Null-Emissionen.
Sie haben gerade keine 45 Minuten für das Webinar? Unter dem Video haben wir die wichtigsten Aspekte für Sie zusammengefasst.
Webinar-Aufzeichnung
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Gesetzliche Anforderungen an die CO2-Bilanzierung
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Erreichen internationaler Klimaziele nehmen stetig zu. Während 2018 nur 11.000 EU-Unternehmen berichtspflichtig waren, sind es jetzt mehr als 49.000. Viele sind indirekt betroffen, da sie ihre Daten als Teil von Lieferketten offenlegen müssen.
Die Corporate Sustainability Reporting Directive beinhaltet detaillierte Berichtspflichten und verbindliche EU-Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
In unserem Artikel zur CSRD erfahren Sie mehr über die EU-Richtlinie zum nachhaltigen Wirtschaften.
Fokus vorerst auf großen Unternehmen
Die strengeren Berichtspflichten schaffen neue Herausforderungen in Bezug auf die notwendige Personalstärke und Expertise. In Deutschland wird die Anzahl der berichtspflichtigen Unternehmen von heute rund 500 auf ca. 15.000 in den kommenden Jahren steigen.
Zeitraum | Betroffene Unternehmen |
---|---|
Seit 2017 | CSR-Reportspflicht für kapitalmarktorientierte Unternehmen, Finanzdienstleister und Versicherungen mit über 500 Mitarbeitenden oder einer Bilanzsumme über 20 Millionen Euro oder Nettoumsatzerlösen über 40 Millionen Euro. Betroffen sind auch weitere Unternehmen, die von den Mitgliedsstaaten der EU als Unternehmen von öffentlichem Interesse bestimmt werden. Die Reportspflicht beinhaltet die Scopes 1 und 2. |
Ab 2024 | Unternehmen, die bereits unter die NFRD fallen, müssen erstmals nach den CSRD-Vorgaben berichten. Diese beinhalten die Scopes 1, 2 und 3. |
Ab 2025 | Alle großen Unternehmen, die zwei von drei Kriterien erfüllen (über 250 Mitarbeiter, über 50 Mio. € Nettoumsatzerlöse, über 25 Mio. € Bilanzsumme), müssen einen CSRD-konformen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. |
Ab 2026 | Börsennotierte KMU und kleine Kreditinstitute sowie Versicherungsunternehmen müssen berichten, mit einer möglichen Aufschiebung bis 2028. |
Voraussichtlich ab 2026 | Großunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten und Nettoumsatzerlösen von 150 Millionen Euro. Unternehmen aus Risikobranchen (z.B. Textilindustrie, Landwirtschaft oder Rohstoffförderung) mit mehr als 250 Beschäftigten und Nettoumsatzerlösen von 40 Millionen Euro. |
Voraussichtlich ab 2029 | Unternehmen aus einem Drittstaat, die mehr als 150 Millionen Euro Nettojahresumsatz in der EU erzielen. Oder: 40 bis 150 Millionen Euro Nettojahresumsatz in der EU und mindestens 20 Millionen Euro ihres weltweiten Umsatzes in einem Risikosektor erzielen. |
Indirekt betroffen
„Viele Unternehmen sind indirekt von der CSRD betroffen. Zum Beispiel, wenn sie als Zulieferer eingebunden sind.“
- Johannes Weber, Head of Sustainable Solutions Plan A
4 zentrale Herausforderungen für die Nachhaltigkeitstransformation
Diese Herausforderungen erwarten mittelständische Unternehmen auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen.
1. Dynamische rechtliche Lage
Zum einen gibt es immer mehr Richtlinien im Bereich ESG Management und Berichtspflicht, zum anderen werden die Verfahren komplexer. Diese zu verstehen, ist unerlässlich, um die Pflichten umzusetzen.
2. Dezentralisierte Daten
Umfangreiche Daten erheben, verstehen und auswerten – dafür müssen Unternehmen die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stellen.
3. Stakeholder Management
Größere Organisationen mit komplexen Lieferketten stehen vor der Herausforderung, die verschiedenen Stakeholder in die Berichtspflicht einzubinden.
4. Unklare Ziele
Wie hoch ist unsere CO2-Bilanz? Und welche Ziele sind im Hinblick auf CO2-Reduktion realistisch? Diese Fragen müssen beantwortet werden, bevor klare Ziele formuliert werden können.
Druck für mehr Nachhaltigkeit nimmt zu
Interne und externe Faktoren nehmen Unternehmen in die Pflicht.
-
Mitarbeiter:innen-Zufriedenheit: 40 Prozent der Mitarbeitenden erwarten vom Arbeitgeber Engagement für Nachhaltigkeit.
-
Zugang zu Kapital und Investoren: Unternehmen mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit erhalten leichter Zugang zu Kapital.
-
Kundenansprüche: Verbraucher:innen zeigen zunehmend Interesse an nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen.
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ESG-Daten für die Auftraggeber: Insbesondere Großunternehmen verlangen von Zulieferern die Erhebung von ESG-Daten, um ihre Berichtspflichten zu erfüllen.
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Gleichstellung finanzieller und ESG-bezogener KPIs: CSRD-Berichtspflicht bedeutet, dass die nicht-finanzielle Performance anhand geeigneter KPIs gemessen wird.
Umsetzung einer Net-Zero-Strategie
Mit diesen sechs Schritten können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategie langfristig anpassen.
1. Daten
Zunächst gilt es, CO2-Daten zu erheben und Datenlücken zu schließen. Das Ziel: eine zentrale Datenbank – mit einer Datengenauigkeit von über 90 Prozent.
In unserem Artikel erfahren Sie mehr über die Emissionen der Scopes 1, 2 und 3.
2. Messen
Unternehmen müssen den Corporate Carbon Footprint messen und auswerten. Dabei werden auch die verschiedenen Emissionsquellen, betriebliche Bereiche und Zulieferer verglichen. Die Berechnung lässt sich recht einfach automatisieren.
Grundlegende Berechnung von CO2-Emissionen: Geschäftliche Aktivitäten x Konversionsfaktor = Emissionen (kg CO2e)
Emissionsdatenbanken
„Es gibt öffentlich zugängliche Datenbanken zu Emissionsfaktoren – zum Beispiel beim Umweltbundesamt.“
- Johannes Weber, Head of Sustainable Solutions Plan A
3. Berichten
Die CSRD-Daten werden an eine:n Wirtschaftsprüfer:in und die Europäische Kommission übermittelt. Der Bericht enthält die drei Emissionsklassen, sogenannte Scopes, sowie weitere ESG-KPIs.
4. Reduktionsziele
Auf Basis der ermittelten Daten können Unternehmen ihre Reduktionspotenziale identifizieren und Ziele definieren. Prognosen lassen sich zum Beispiel mithilfe der Umsatz- und Mitarbeitendenzahlen erstellen.
5. Reduzieren
Nun folgt ein Plan mit den Reduktionspotenzialen und notwendigen Maßnahmen. Die Dekarbonisierungsmaßnahmen können generisch oder unternehmensspezifisch sein. Möglicherweise ist es sinnvoll, alternative Technologien oder Unternehmensmodelle einzubinden.
6. Verbessern
Net-Zero-Strategien sind langfristig angelegte Prozesse. Die Datenerhebung muss kontinuierlich fortgeführt werden, um Prozesse zu optimieren. Dabei ist es sinnvoll, interne und externe Interessengruppen (z. B. Zulieferer) einzubeziehen.
Key Takeaways
Nicht alle mittelständischen Unternehmen sind sofort berichtspflichtig. Doch sie sind zum Teil bereits jetzt indirekt betroffen – und können sich frühzeitig auf die Herausforderungen vorbereiten. So lassen sich regulatorische Risiken minimieren und benötigte Ressourcen planen. Digitale Technologien können dabei helfen, die Komplexität bei der Erhebung und Auswertung ESG-bezogener Daten stark zu reduzieren.
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Die Transformation hin zu nachhaltigen Geschäftsmodellen bietet eine Vielzahl an Chancen, die sich positiv auf Unternehmen auswirken. Wir als Vattenfall möchten in allen Geschäftsbereichen Emissionen reduzieren – und unsere Kunden bei der Transformation unterstützen.
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