Strommix
2023 bestand der deutsche Strommix erstmals zu mehr als der Hälfte aus Erneuerbaren Energien. Die Bundesregierung unterstützt den Weg zur klimaneutralen Stromerzeugung durch klar definierte Ausbauziele und Förderungen.
Das bedeutet Strommix
Der Begriff Strommix zeigt, dass Strom aus unterschiedlichen Energieträgern stammen kann. Es gibt Strom aus Erneuerbaren Energien, aber auch aus fossilen Quellen oder Kernenergie. Jeder Stromanbieter hat einen eigenen Strommix und muss diesen gemäß Kennzeichnungspflicht offenlegen.
Aus den Steckdosen kommt jedoch in allen deutschen Haushalten der gesamtdeutsche Strommix, sofern keine eigene Stromproduktion z. B. über eine PV-Anlage, stattfindet. Der deutsche Strommix entspricht der Nettostromerzeugung, also der gesamten Stromerzeugung in Deutschland ohne den Eigenverbrauch durch Kraftwerke und bei Solarstrom.
Die Nettostromerzeugung in Deutschland lag 2023 bei 436 Terrawattstunden (TWh). Eine TWh entspricht einer Milliarde Kilowattstunden. Der deutsche Nettostromverbrauch lag demgegenüber 2023 bei 457 TWh. Das sind 26 TWh weniger als im Vorjahr. Für den Rückgang verantwortlich waren höhere Preise, höhere Temperaturen und der gestiegene Eigenverbrauch von Solarstrom.
Gut zu wissen: Die Qualität von Ökostrom wird unter anderem über Herkunftsnachweise vom Umweltbundesamt belegt. Haushalte, die sich für einen Ökostromtarif entscheiden, bekommen zwar nicht ausschließlich Strom aus Erneuerbaren Energien geliefert, sie verpflichten jedoch den Stromanbieter, die eigene Verbrauchsmenge als Ökostrom ins Netz einzuspeisen.
So setzt sich der deutsche Strom zusammen
2023 wurde fast 60 % des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen. 32,2 % des deutschen Strommixes bestand aus Windkraft, 12,4 % aus Photovoltaik, 9,8 % aus Biomasse und 4,7 % aus Wasserkraft. Im Laufe des Jahres variieren die Anteile: Im Sommer wird mehr Strom aus Sonnenenergie gewonnen, im Winter mehr aus Windkraft.
Die Menge des Stroms, der aus fossilen Energieträgern erzeugt wurde, sank auf das Niveau der 1960er-Jahre. Bei den konventionellen Energieträgern waren Braunkohle (18 %) und Erdgas (10,6 %) am stärksten vertreten, gefolgt von Steinkohle (8,4 %). Kernenergie hatte nur noch einen verschwindend geringen Anteil am deutschen Strommix von 1,6 %. Seit Mitte April 2023 wird in Deutschland kein Strom mehr aus Atomkraft erzeugt.
Historische Entwicklung des Strommix
Der Anteil Erneuerbarer Energien ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Lag er 2011 noch bei 23,3 %, so betrug er 2023 fast 60 %. Parallel dazu ist auch der Anteil fossiler Energieträger stetig gesunken. 2020 stammten gerade mal 35 % des Stroms aus fossilen Quellen. Im Zuge der Energiekrise gab es in den letzten Jahren noch einmal einen leichten Anstieg, aber 2023 zeichnete sich die Trendwende hin zu den Erneuerbaren Energien ab, parallel zum Ausstieg aus der Atomkraft.
Kernenergie dominiert europäischen Strommix
Im europäischen Strommix stellt Kernenergie mit einem Anteil von rund einem Viertel die wichtigste Größe dar. Auch das Verbrennen von Erdgas spielt hier weiterhin eine wichtige Rolle (2023: 14,7 % Anteil). Die wichtigsten Erneuerbaren Energien sind Onshore-Windanlagen (2023: 16,7 %) und Photovoltaik (2023: 8,1 %).
Stromimporte in Deutschland
Auch wenn es in Deutschland ausreichend Kraftwerke gibt, um die Stromnachfrage zu decken, wird Strom importiert. Im Jahr 2023 wurden 57,6 TWh importiert und 69,3 TWh exportiert. Der Grund liegt am Merit-Order-Prinzip der Strombörse. Das heißt: Der günstigste Strom wird zuerst abgenommen. Der kurzfristige Stromhandel für den nächsten Tag findet am zentraleuropäischen Spotmarkt für Energie (EPEX Spot) statt.
Wichtigste Importländer für Strom sind aktuell die skandinavischen Staaten: Aus Dänemark und Norwegen kommt vor allem Strom aus Wasserkraft, der Strom aus Schweden besteht zu einem Drittel aus Atomkraft.
Photovoltaik
Das Ziel von 9 zusätzlichen Gigawatt Solarenergie für 2023 wurde Ende August erreicht. 2024 sollen 13 Gigawatt, 2025 18 Gigawatt und ab 2026 22 Gigawatt jährlich hinzukommen. Um den Zuwachs zu sichern, wird Solarstrom höher vergütet und steuerlich gefördert. Das Solarpaket 1 soll zudem Bau und Betrieb von PV-Anlagen entbürokratisieren.
Windenergie
Gleichzeitig wird ein neues „Wind-an-Land-Gesetz“ den Ausbau der Windenergie an Land beschleunigen. Die installierte Leistung soll jährlich um 10 Gigawatt steigen. Dafür müssen die Bundesländer bis zum Jahr 2032 rund 2 % ihrer Fläche für Windkraft ausweisen. Aktuell sind nur 0,5 % verfügbar.
Wasserstoff
Grüner Wasserstoff wird mit Strom aus Erneuerbaren Energien durch die Elektrolyse von Wasser hergestellt und ist CO2-frei. Er kann künftig vor allem für energieintensive Prozesse genutzt werden. Um 2045 eines der ersten klimaneutralen Industrieländer zu werden, plant die Bundesregierung den Ausbau der Wasserstoffkapazität bis 2030 auf 10 Gigawatt und den Aufbau einer Leitungsinfrastruktur.
Fahrplan zum Kohleausstieg ist in Arbeit
Nach dem Atomausstieg 2023 ist das Ende der Kohleverstromung das nächste große Ziel. Das Kohleausstiegsgesetz von 2020 sieht den Ausstieg bis 2038 vor, die Bundesregierung strebt aktuell einen Ausstieg bis 2030 an. Um den früheren Ausstieg zu schaffen, müssten zahlreiche Gaskraftwerke als Brückentechnologie gebaut werden. Diese könnten perspektivisch mit grünem Wasserstoff betrieben werden.
Der Umstieg auf Erneuerbare Energien bei der Stromerzeugung leistet einen wesentlichen Beitrag bei der Vermeidung von Treibhausgasen. Von insgesamt 236,6 Millionen Tonnen vermiedenen Treibhausgasen im Jahr 2022 entfielen drei Viertel auf die Fortschritte bei der Stromerzeugung. Insbesondere durch Wind- und Sonnenenergie werden inzwischen fast 2,5-mal so viele Treibhausgase vermieden wie noch 2010. Zum Vergleich: Insgesamt wurden 2022 noch 746 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt.