CO2-Fußabdruck
In der am 31. August 2021 verabschiedeten Gesetzesnovelle zum Klimaschutz hat die deutsche Bundesregierung das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen CO2-Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. Ein wichtiger Teil der CO2-Emissionen spiegelt sich im Begriff CO2-Fußabdruck wider.
Mit dem Carbon Footprint, so die internationale Bezeichnung, wird der Ausstoß von klimawirksamen Treibhausgasen in einem bestimmten Zeitraum erfasst und in einer Treibhausgasbilanz festgehalten. Diese kann für Länder, Regionen, Unternehmen, Dienstleistungen, Produkte, aber auch für private Haushalte erstellt werden. Als Maßeinheit für den CO2-Fußabdruck dient das sogenannte CO2-Äquivalent, auch CO2e. Es entspricht einer Tonne Kohlenstoffdioxid (CO2). Mit Umrechnungsfaktoren ist es auf diese Weise möglich, auch die anderen Treibhausgase im CO2-Fußabdruck zu erfassen. Der Carbon Footprint dient als Basis, um die Reduzierung der CO2-Emissionen zur Erreichung der gesteckten Klimaziele zu ermitteln.
Der Begriff CO2-Fußabdruck ist abgeleitet vom Ausdruck „ökologischer Fußabdruck“, im Englischen Ecological Footprint. Den ökologischen Fußabdruck entwickelten die Wissenschaftler Mathis Wackernagel und William Rees Mitte der 1990er-Jahre. Er gibt an, wie stark das Ökosystem und die natürlichen Ressourcen der Erde beansprucht werden. Der CO2-Fußabdruck hingegen gilt als Indikator für die CO2-Bilanz. Er steht stellvertretend für die Nachhaltigkeit von Herstellungsprozessen oder Handlungen.
Auf Unternehmensebene hat der bei Geschäfts- oder Produktionsprozessen entstehende Carbon Footprint eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. In nachhaltig orientierten Unternehmen fungiert der CO2-Fußabdruck als Basis für Unternehmensstrategien. Durch Herstellung, Nutzung, Verwertung und Entsorgung haben auch Konsumprodukte eine CO2-Bilanz. Durch die Klimaschutzbewegung hat der Begriff „CO2-Fußabdruck“ in den vergangenen Jahren auch an Popularität auf der Ebene von Einzelpersonen gewonnen, zum Beispiel in Bezug auf Wohnen, Ernährung, Mobilität oder Mode. Je stärker der Carbon Footprint, desto schlechter die CO2-Bilanz eines einzelnen Menschen. Die Idee dahinter: Wenn den einzelnen Personen bewusst ist, wie groß ihr CO2-Ausstoß ist, können sie persönlich konkrete Maßnahmen ergreifen, diesen zu reduzieren.
Neben dem bekanntesten Treibhausgas Kohlenstoffdioxid sind im Kyoto-Protokoll sechs weitere Treibhausgase genannt.
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Fluorkohlenwasserstoffe (FKWs)
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Lachgas (N₂O)
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Methan (CH₄)
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Perfluorcarbone (PFCs)
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Schwefelhexafluorid (SF₆)
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Stickstofftrifluorid (NF₃)
Um die Auswirkungen dieser verschiedenen Treibhausgase auf das Klima vergleichbar zu machen, wurde vom Weltklimarat der UN das sogenannte Treibhauspotenzial der einzelnen Gase festgestellt.
Dieses gibt den Erderwärmungseffekt der einzelnen Gase im Vergleich zu CO2 an.
Gase wie Fluorkohlenwasserstoff oder Lachgas sind für die globale Erwärmung und damit für den Klimawandel genauso verantwortlich wie CO2. Das höchste Treibhauspotenzial haben Methan und Schwefelhexafluorid. Mit Hilfe des Erwärmungspotenzials erfolgt die Umrechnung aller Treibhausgasemissionen in die CO2-Äquivalente, so dass die Größe des Fußabdrucks in einer kumulierten Zahl angegeben werden und die Klimaschädlichkeit der einzelnen Treibhausgase miteinander verglichen werden kann.
Zu den größten CO2-Produzenten gehören die Unternehmen der großen Wirtschaftssektoren. 25 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen stammen aus der Energie- und Wärmegewinnung, wo Gaswerke und Kohlekraftwerke die größten Verursacher sind. Die Landwirtschaft sorgt für weitere 25 Prozent an CO2e-Emissionen (CO2e = CO2-Äquivalente). Hier spielt vor allem das Treibhausgas Methan eine große Rolle, das bei der Milch- und Fleischproduktion entsteht.
20 Prozent aller Emissionen gehen auf das Konto der Industrie. Ungefähr ein Siebtel entsteht im Verkehrssektor, wo der globale Flugverkehr durch seine Kerosinverbrennung einen deutlichen Carbon Footprint und damit eine schlechte CO2-Bilanz hinterlässt. Andersherum ist die Verkehrswende hin zur Elektromobilität ein Schritt in die richtige Richtung.
Der Unterschied zwischen CO2-Fußabdruck und ökologischem Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck ist ebenso wie der CO2-Fußabdruck ein Indikator für Nachhaltigkeit. Der Carbon Footprint fokussiert sich auf den Ausstoß von Klimagasen. Der ökologische Fußabdruck konzentriert sich hingegen auf die Menge an verbrauchten Ressourcen. Die Frage des ökologischen Fußabdrucks lautet: Wie viel biologische Kapazität des Planeten wird von einem Menschen oder einer Bevölkerungsgruppe in Anspruch genommen? Dazu zählen biologisch produktive Flächen, die für die Kompensation des CO2-Fußabdrucks genutzt werden, aber auch Ressourcen für die Produktion von Nahrung oder Energie.
Die Maßeinheit ist der Globale Hektar. Wenn mehr Kapazität verbraucht wird als pro Kopf zur Verfügung steht, entsteht ein ökologisches Defizit. Wenn nachhaltig gewirtschaftet wird, baut das Land eine Reserve auf. Hier treiben vor allem die westlichen Industrienationen den Mittelwert in die Höhe: Wenn die gesamte Weltbevölkerung einen Ressourcenverbrauch wie die USA haben würde, benötigte sie insgesamt fünf Erden zum Leben. Auch in Deutschland gib es derzeit ein ökologisches Defizit, das sich auf drei Erden summiert. Dagegen verfügen Finnland und Indien mit einem Wert von 0,75 über eine Reserve. Im globalen Schnitt werden etwa 1,75 Erden pro Jahr benötigt.
Der CO2-Fußabdruck ist somit ein Teil des ökologischen Fußabdrucks.
Um dieses Ziel zu erreichen, müsste die Menschheit ihren CO2-Ausstoß reduzieren. Zum Vergleich: In Deutschland verursacht jeder Mensch aktuell durchschnittlich 11,17 Tonnen.
Überhaupt nicht nachhaltig und negativ für eine CO2-Bilanz ist zum Beispiel eine transkontinentale Flugreise. Eine Flugreise von Berlin nach New York entspricht einer Tonne CO2. Wenn er nicht den Treibhauseffekt verstärken möchte, ist das bereits die Hälfte des idealen Carbon Footprint, den ein Mensch im Jahr produzieren sollte.
So berechnen Sie Ihren CO2-Fußabdruck
Auf Unternehmensebene spielt bei der Berechnung des Carbon Footprints der Betrachtungsrahmen, auch Scope genannt, eine entscheidende Rolle. Gemäß der Norm ISO 14064 und des Greenhouse Gas Protocols werden Emissionen aus drei unterschiedlichen Bereichen berücksichtigt. Die Betrachtungsrahmen heißen Scope 1, Scope 2, Scope 3. Auf gesellschaftlicher Ebene beeinflussen viele Faktoren des täglichen Lebens die Werte. Bei der Berechnung des persönlichen CO2-Fußabdrucks spielen Daten wie Wohnsituation, Stromverbrauch, Konsum- und Mobilitätsverhalten eine Rolle.
So funktioniert die Kompensation eines CO2-Fußabdrucks
Bei der Kompensation von CO2-Emissionen werden Treibhausgase nicht vermieden, aber an anderen Orten durch Klimaschutzprojekte verringert. Der Ausgleich der CO2-Bilanz erfolgt durch den Kauf von Zertifikaten.
Um seinen Carbon Footprint zu kompensieren, kauft man ein Zertifikat, das für eine gewisse Menge CO2 steht. Diese wird beispielsweise durch die Errichtung von Wind-, Wasser- oder Erdwärmekraftwerken eingespart. Eine Kompensation über Aufforstung funktioniert ebenfalls, wenn der im Wald gebundene Kohlenstoff nicht wieder in die Atmosphäre zurückgelangt.
Wer seine CO2-Emissionen kompensieren möchte, sollte international anerkannte Zertifikate wählen, die einen hohen Standard erfüllen. Das ist zum Beispiel beim Gold Standard der Fall.
So steht es um Ihren CO2-Fußabdruck
Ein paar einfache Fragen verraten Ihnen, wie viel CO2-Emissionen Sie im Alltag verursachen und wie Sie damit im Vergleich zum deutschen Durchschnitt liegen.
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