Nachhaltigkeit
Der Begriff Nachhaltigkeit, oft auch als nachhaltige Entwicklung bezeichnet, ist ein Handlungsprinzip für die ausgeglichene Nutzung von Ressourcen. Ziel ist es, Ressourcen so zu nutzen, dass sowohl gegenwärtig lebende Menschen als auch zukünftige Generationen in gleichem Maße Zugriff darauf haben. Dazu muss die Entnahme kleiner oder gleich der Regenerationsfähigkeit des Systems sein.
Am Beispiel eines nachhaltig bewirtschafteten Waldes wird das ökologische Prinzip deutlich: Das Ökosystem wird dann nachhaltig bewirtschaftet, wenn nur so viele Bäume gefällt werden, wie unter natürlichen Bedingungen wieder nachwachsen können.
Oftmals wird Nachhaltigkeit unterschiedlich definiert, denn je nach Interpretation im Hinblick auf Wirtschaft, Umwelt und Politik lässt der Begriff viel Interpretationsspielraum. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die Teilaspekte der Nachhaltigkeit näher zu betrachten.
Warum Nachhaltigkeit?
Es gibt mehrere parallel stattfindende Entwicklungen, die ein globales Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit erforderlich machen. Die Hauptentwicklung ist der globale Klimawandel, eine andere das Bevölkerungswachstum. Beide Entwicklungen bedingen sich gegenseitig, denn mehr Menschen bedeuten mehr Energieverbrauch, was wiederum mit mehr Treibhausgas-Emissionen einhergeht und damit den Klimawandel beschleunigt. Der vom Menschen gemachte Klimawandel birgt ökologische und ökonomische FolgenDeshalb ist ein Wandel notwendig und Klimaschutz sowie Umweltschutz unabdingbar.
Geschichtliche Einordnung
Die Einführung des Nachhaltigkeitsbegriffs hat mittlerweile eine lange Historie, die sich aus Debatten seit dem zweiten Weltkrieg ergeben hat.
Brundtland Kommission
Die Brundtland Kommission ist die von den Vereinten Nationen 1983 gegründete Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Sie hat bereits im Jahr 1987 einen Zukunftsbericht veröffentlicht, in dem sie den Begriff der nachhaltigen Entwicklung definierte. Als Sachverständigenrat sollte sie Perspektiven für eine umweltfreundliche globale Entwicklung erarbeiten. Der Bericht gilt als der Auftakt des globalen Diskurses über Nachhaltigkeit.
Club of Rome
Der Club of Rome ist ein 1968 gegründeter Zusammenschluss von Expertinnen und Experten, der sich als Organisation für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit einsetzt. Mit Veröffentlichung des Berichts „Die Grenzen des Wachstums“ entstand die Zielsetzung, die Zukunftsprobleme von Menschheit und Erde durch interdisziplinäre Forschung zu lokalisieren, Zukunftsszenarien zu entwerfen, Analysen vorzunehmen und Handlungsoptionen zu entwickeln. In der Folge sollte eine gesellschaftliche Debatte zur nachhaltigen Verbesserung der Zukunft entstehen. Die heutigen Ziele des Club of Rome fokussieren die Veränderung unseres Wirtschaftssystems, eine nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft im Einklang mit dem gleichzeitigen Ressourcenverbrauch und die Sicherung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen.
Enquete-Kommissionen
Die Enquete-Kommissionen sind auf Bundesebene agierende Arbeitsgruppen, die vom Deutschen Bundestag oder einem Landesparlament eingesetzt werden, um bedeutende Sachkomplexe zu lösen. Die Kommission mit dem Titel „Schutz des Menschen und der Umwelt, Ziele und Rahmenbedingungen einer nachhaltig zukunftsverträglichen Entwicklung“ rückte die Nachhaltigkeitsdebatte bereits seit 1995 stärker in den Fokus. In der Folge nahm die Partei Bündnis90/Die Grünen die politische Debatte vermehrt auf, bis sie schließlich auch in die Agenden anderer Parteien einsickerte.
Drei Säulen der Nachhaltigkeit
Der Begriff Nachhaltigkeit wird im allgemeinen Sprachgebrauch oftmals nur im Hinblick auf Natur und Umwelt verwendet. Das Drei-Säulen-Modell basiert auf der Annahme, dass gleichberechtigt drei Ziele – wirtschaftliche Effizienz, soziale Gerechtigkeit und ökologische Leistungsfähigkeit im Einklang umgesetzt werden müssen, um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Die drei Bereiche bedingen einander dabei gegenseitig.
Wirtschaft (Ökonomie)
Im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit ist Nachhaltigkeit dann erreicht, wenn Gewinne umwelt- und sozialverträglich produziert werden. Nachhaltigkeit muss dabei dem Prinzip der Selbsterhaltung folgen, das heißt ohne finanzielle Förderungen bestehen bleiben.
Umwelt (Ökologie)
Die ökologische Dimension schließt eine Balance der Nutzung natürlicher Ressourcen ein. Der Verbrauch nachwachsender Rohstoffe darf nicht höher sein als ihre Regenerationsrate, Emissionen dürfen nicht höher sein als natürlich assimiliert werden können und nicht regenerierbare Ressourcen müssen in gleichem Maße durch regenerative Ressourcen kompensiert werden. Genau genommen geht es um die Reduzierung von Emissionen, des Wasser- und Ressourcenverbrauchs, verschwenderischer Prozesse etc..
Soziale Aspekte
Staat und Gesellschaft sind so organisiert, dass es nicht zu Spannungen im sozialen Gefüge kommt und Konflikte vermieden werden. Für Unternehmen geht es darum, Mitarbeiter:innen fair zu behandeln und einen verantwortungsvollen, ethischen und nachhaltigen Umgang mit allen Interessengruppen zu gewährleisten.
Suffizienz
Suffizienz beschreibt die Reduzierung von Verbrauch und Konsum. Der Begriff schließt sämtliche Ressourcen mit ein, zum Beispiel Energie genauso wie Konsumgüter und Materialien. Diese Strategie bezieht sich in erster Linie auf das Verhalten der Menschen. Suffizienz basiert dabei jedoch nicht auf dem Verzichtsgedanken, sondern auf einem verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen.
Effizienz
Effizienz beschreibt die messbare wirtschaftliche Fähigkeit, Ressourcen optimal zu nutzen, also bei gleichem Input einen möglichst hohen Output zu erzeugen. Diese Strategie ist vielen Menschen geläufig und leicht nachvollziehbar. Besonders technische Innovationen und Entwicklungen steigern die Effizienz – zumindest in der Theorie. In der Praxis kann es jedoch auch zu Rebound-Effekten kommen, also zu nachhaltigen Entwicklungen, die zwar effizienzsteigernd wirken, aber in der Folge trotzdem einen Mehrverbrauch verursachen.
Beispiel
Die nachhaltige Stromproduktion steigt durch eine steigende Energieeffizienz bei der Photovoltaik an. Strom kann in der Folge günstiger produziert werden, was zu sinkenden Strompreisen führt. Infolgedessen steigt der Verbrauch der Menschen höher als zuvor, weil der Sparanreiz verloren geht. Die Effizienzsteigerungen können somit sogar negative Entwicklungen nach sich ziehen. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass die Strategien der Nachhaltigkeit im Einklang miteinander ablaufen müssen.
Konsistenz
Konsistenz ist in wirtschaftlicher Hinsicht die Vereinbarkeit von Natur und Technik. Konsistenz-Strategien ermöglichen die Kombination von Wohlstand auf einem hohen Konsumniveau, während gleichzeitig die Umwelt geschont wird. Das kann durch eine effiziente Kreislaufwirtschaft erreicht werden und ist im Hinblick auf erneuerbare Energien bereits teilweise erfolgreich.
Ziele der Vereinten Nationen
Die United Nations (UN) haben sich im Jahr 2015 zu 17 verschiedenen Zukunftszielen (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) verpflichtet. Diese umfassen soziale, ökologische und ökonomische Leitsätze, um das Hauptziel, ein menschenwürdiges Leben, zu ermöglichen und natürliche Lebensgrundlagen zu bewahren. SDGs haben vorerst eine Laufzeit bis 2030.
Zu den 17 Zielen gehören:
Armutsbekämpfung; Hungerbekämpfung; Gesundes Leben; Zugang zu Bildung; Geschlechtergleichheit; Zugang zu Trinkwasser; Bezahlbare und saubere Energie; Arbeit und Wirtschaftswachstum; Ausbau der Infrastruktur; Reduzierung der Ungleichheit; Nachhaltige Städte; Nachhaltiger Konsum; Klimaschutz; Schutz von Leben unter Wasser; Schutz von Leben an Land; Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen; Partnerschaften zum Erreichen der Ziele
Nachhaltigkeitsrichtlinien
Viele Unternehmen integrieren Nachhaltigkeit in ihre Konzernstrategie, Zielsetzungen und Entscheidungsfindungen. Das können Leitsätze des UN Global Compact (Menschenrechte, Arbeit, Umwelt, Anti-Korruption), OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen oder auch UN-Leitprinzipien sein.
Greifbarer wird das beispielsweise in folgenden Bereichen:
Nachhaltigkeitspolitik
- Unterstützung einer nachhaltigen Gesellschaftsentwicklung
- Umsetzung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs)
Umweltpolitik
- Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks
- Verbesserung der Umweltleistung im gesamten Geschäftsbereich
- Implementierung eines Umweltmanagementsystems nach anerkannten Standards
Menschrechtspolitik
- Einhaltung der Menschenrechte in der gesamten Lieferkette, in allen Betrieben und Tätigkeitsbereichen
- Überprüfung der Prozesse
- Sensibilisierung der Mitarbeiter:innen für Menschenrechtsfragen
Gesundheits- und Sicherheitspolitik
- Bereitstellung eines gesunden und sicheren Arbeitsplatzes