Rebound-Effekt
Der Rebound-Effekt oder auch Bumerang-Effekt bezeichnet das Phänomen, dass eine Maßnahme für mehr Ressourcen- und Energieeffizienz nicht die Einsparung erzielt, die theoretisch möglich ist. Die Effizienzsteigerung führt aus verschiedenen Gründen zu erhöhter Nachfrage oder vermehrter Nutzung von Geräten, Dienstleistungen und Energieträgern. Dieser Effekt mindert den Effizienzgewinn teilweise oder macht ihn vollständig zunichte.
Um die Klimaziele zu erreichen, müssen der Treibhausgasausstoß und der Verbrauch an Energie absolut in allen Sektoren sinken. Neben den gewerblichen Verbraucher:innen in der Energiewirtschaft, der Industrie und der Landwirtschaft können private Verbraucher:innen vor allem im Verkehr und im Gebäudebereich dazu beitragen. Effizienteren Technologien, erneuerbaren Energien und sparsamerem Energieverbrauch kommt hier eine Schlüsselrolle zu. Dass verbesserte Energieeffizienz aber oft auch einen gegenteiligen Effekt hat, ist seit langem bekannt. Sie kann zu einer verstärkten Nachfrage, zur Wahl einer ressourcenintensiveren Variante eines neuen Geräts oder zur häufigeren Nutzung einer Dienstleistung oder eines Produktes führen. Damit steigt der Verbrauch an Strom, Wärme und anderen Ressourcen, was zur Folge hat, dass die tatsächlichen Einsparungen weit unter den möglichen Einsparungen liegen oder dass die eingesparte Energie an anderer Stelle mehrverbraucht wird.
Am Beispiel der LED-Lampe wird dies deutlich: Sie ist wesentlich effizienter als eine Halogenlampe. Daher werden oft mehr LED-Leuchtmittel in einem Gebäude installiert (gestiegene Nachfrage), es werden hellere Varianten mit einer höheren Leistung gewählt (ressourcenintensiver Konsum) oder man nutzt die Lampen häufiger und länger (erhöhte Nutzung).
Der Begriff für die sogenannten Rebound-Effekte geht auf das englische Wort Rebound zurück und lässt sich mit „Rückprall“ oder „Rückstoß“ übersetzen. Wie stark sie ausgeprägt sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, daher lässt sich keine verbindliche Aussage über ihre Wirkung treffen. Das Umweltbundesamt schreibt dazu: „Die direkten Rebound-Effekte für Raumwärmenutzung können zehn bis 30 Prozent erreichen. Bei Verkehr deuten die Studien darauf hin, dass Rebound-Effekte durch Energieeffizienz etwas geringer sind (bis ca. 20 Prozent). Die Zeit ist oft ein stärker limitierender Faktor als die Kosten. Bei Beleuchtung ist inzwischen ein gewisser Sättigungseffekt eingetreten. Der direkte Rebound-Effekt kann bis zu 20 Prozent betragen.“
Aufgrund dieser erheblichen negativen Wirkung ist die Forschung nach den Ursachen des Rebound-Effekts und möglichen Instrumenten, um ihn einzudämmen, ein wichtiges Thema in der Energieökonomie und der Soziologie.
Im Wesentlichen gibt es zwei mikroökonomische – den direkten sowie den indirekten Rebound-Effekt – und einen makroökonomischen Rebound-Effekt.
1. Direkter Rebound: In diesem Fall führt die Effizienzsteigerung aufgrund gesunkener Nutzungs- und Anschaffungskosten unmittelbar zu einer erhöhten Nachfrage oder Nutzung wie oben am Beispiel der LED-Lampe beschrieben.
2. Indirekter Rebound: Die Einsparung durch die Effizienzsteigerung setzt finanzielle Mittel frei, die in andere, ressourcenintensive Produkte investiert werden. Leisten sich die Besitzerinnen und Besitzer eines E-Autos oder einer PV-Anlage auf dem Dach von dem eingesparten Geld eine Flugreise, kann es am Ende sogar passieren, dass ihr persönlicher CO2-Fußabdruck ansteigt.
3. Der gesamtwirtschaftliche Rebound-Effekt: Erfolgreiche Maßnahmen für mehr Effizienz führen zu sinkenden Herstellkosten und infolgedessen zu einer gesteigerten Nachfrage, die wiederum mit einem erhöhten Energieverbrauch verbunden ist.
Hauptursachen für Rebound-Effekte
Finanzielle, aber auch psychologische Gründe sind für das veränderte Verhalten der Verbraucher:innen verantwortlich. Diese Einflussfaktoren schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern können sich überschneiden. In welcher Intensität ökonomische oder psychologische Rebound-Effekte auftreten, hängt auch davon ab, ob ein effizienteres Produkt oder eine effizientere Technologie vor allem deswegen erworben wird, um Geld zu sparen, oder ob vor allem Motive wie Klimaschutz und Umweltbewusstsein zur Kaufentscheidung führen.
Aus ökonomischer Sicht senken effizientere Produkte und Dienstleistungen die Nutzungskosten und Anschaffungspreise und führen damit zu höherem Verbrauch. Andererseits neigen Menschen mit hohem Bewusstsein für die Notwendigkeit, Ressourcen einzusparen, eher dazu, dies konstant in allen Lebensbereichen zu tun. Ein gutes Gewissen bei nachhaltigem Verhalten im Alltag kann allerdings auch dazu führen, dass man sich in einem anderen Bereich „kleine Sünden“ gönnt. Das Belohnungszentrum in unserem Gehirn ist ein mächtiger Akteur im täglichen Leben. Der Schokoriegel, die neuen Schuhe, der Trekkingurlaub auf La Gomera, man hat sich das doch redlich verdient.
Der Staat hat die Möglichkeit, über Abgaben den Preis und damit den Konsum von Energie und anderen wertvollen Ressourcen gezielt zu steuern. Neben Energiesteuern wie Stromsteuer und Treibstoffsteuer wird in vielen Ländern die Einführung einer CO2-Steuer, die aufgrund der spezifischen CO2-Emissionen eines Energieträgers erhoben wird, diskutiert.
Ein weiterer, in der Europäischen Union seit 2005 praktizierter, marktbasierter Lösungsansatz ist der Emissionsrechtehandel. Energieintensive Industrien erhalten eine bestimmte Menge an Emissionszertifikaten und damit das Recht, je Zertifikat eine Tonne CO₂-Äquivalente auszustoßen. Ist der Ausstoß höher, müssen Zertifikate am Markt zugekauft werden. Über die Festlegung einer absoluten Obergrenze („Cap“) für die Menge der handelbaren Zertifikate soll der CO2-Ausstoß reduziert und das Umsteigen auf klimaschonende und effizientere Technologien angeregt werden.
Über gezielte Kommunikationsmaßnahmen und Kampagnen kann letztlich das Bewusstsein für die Notwendigkeit und die Möglichkeiten, Energie zu sparen geschärft werden. Energieeffizienzlabels erleichtern zum Beispiel die Auswahl energieeffizienter Geräte.
Was können Sie als Verbraucher:in tun?
Betrachten Sie das eigene Verhalten kritisch. Haben Sie einen blinden Fleck in Ihrer Selbstwahrnehmung als klimafreundlich handelnde Akteur:in? Finden Sie heraus, inwieweit Sie selbst Ihre Bemühungen um Energieeffizienz torpedieren, um dann gezielt gegenzusteuern.
Tipp 1: Vergleichen Sie die Effizienz vorher und nachher. Haben Sie nach einer Maßnahme tatsächlich weniger verbraucht als vorher? Sieht man den positiven Effekt schwarz auf weiß, motiviert das, am Ball zu bleiben. Es gibt zahlreiche Apps und Tools, die Sie für Ihre persönliche Energiebilanz nutzen können.
Tipp 2: Legen Ihren Effizienzgewinn, also das eingesparte Geld, zurück. So haben Sie zu einem späteren Zeitpunkt eine finanzielle Basis, um in neue Geräte zu investieren.
Tipp 3: Achten Sie darauf, nach einer energetischen Sanierung und Investitionen in effizientere Geräte nicht mehr zu verbrauchen als vorher. Drehen Sie die Heizung nicht höher, lassen Sie das Licht nicht länger brennen, fahren Sie keine weiteren Strecken mit dem Auto, duschen sie nicht mehr und länger, laufen Sie im Winter nicht im T-Shirt durch die mollig warme Wohnung – Sie entdecken sicher noch viele andere Ansatzpunkte in Ihrem Verhalten.
Tipp 4: Der technische Fortschritt macht unser Leben sicher und komfortabel. Stellen Sie sich die Frage, wie viel Komfort unbedingt sein muss und ob jedes digitale Gadget tatsächlich die Lebensqualität erhöht. Viele smarte Geräte sind wartungsanfällig, haben eine beschränkte Lebensdauer und verbrauchen darüber hinaus Strom.
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