Glossar Energie

Stromkosten

Stromkosten bezeichnen die finanziellen Ausgaben, die Verbraucher:innen und Unternehmen für den Bezug elektrischer Energie tätigen. Je nach Verbrauch, Tarifen, Standort und Anbieter variieren diese Kosten. Generell setzen sie sich aus dem Energiepreis, dem Grundpreis, Steuern, Abgaben, Umlagen, Netzentgelten und Abrechnungskosten zusammen. 

Aktuelle Strompreise

Die Strompreise in Deutschland steigen seit einigen Jahren. Der Strompreis für private Haushalte liegt im Jahresmittel im Juli 2023 laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Schnitt bei 46,27 Cent pro Kilowattstunde. Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine seit Februar 2022 machten die Strompreise europaweit einen Sprung. Im zweiten Halbjahr 2022 stiegen die Preise pro Kilowattstunde laut BDEW von 37,07 Cent auf 40,07 Cent. Zum Vergleich: 2021 kostete eine Kilowattstunde nur 32,16 Cent. Inzwischen sinken die Preise wieder leicht.

Kein Strom ist auch keine Lösung

Wenn die Preise steigen, haben Verbraucher:innen bei vielen Produkten die Möglichkeit, ihr Kaufverhalten entsprechend anzupassen. Allerdings ist es nahezu unmöglich, gänzlich auf Strom zu verzichten. Haushalte benötigen Energie für Licht, Kühlung und die Zubereitung von Nahrungsmitteln, den Betrieb von elektronischen Geräten und häufig auch zur Warmwasseraufbereitung. Daher ist die beste Option in der Regel, den Verbrauch zu senken. Bei der Ermittlung des Stromverbrauchs hilft unsere Anleitung zum Berechnen des Stromverbrauchs. Außerdem haben wir einige Tipps zum Stromsparen zusammengestellt.

Wo findet die Stromerzeugung statt?

Strom wird typischerweise in zwei verschiedenen Arten von Kraftwerken erzeugt und in das Stromnetz eingespeist. Es gibt disponible Kraftwerke, diese sind grund-, mittel und spitzenlastfähig. Dazu zählen beispielsweise Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke, Biomasse- und Geothermieanlagen. Die zweite Art sind fluktuierende, also dargebotsabhängige Anlagen wie Wind- und Solaranlagen. Im physikalischen Sinne wird bei letzterer keine Energie erzeugt, sondern aus einer anderen Energieform zugeführt und umgewandelt. Darüber hinaus gibt es auch die dezentrale elektrische Energieerzeugung, bei der Strom in der Nähe der Verbraucher:innen erzeugt wird. Dazu zählen beispielsweise Photovoltaikanlagen. Dezentrale Anlagen sind nicht zwingend an das Verbundnetz gekoppelt, sie werden in diesem Fall als Inselanlagen bezeichnet.

Photovoltaikanlage auf Wasser

Strommix in Deutschland

1. Kohle: Bei der Verbrennung von Kohle entsteht Dampf, der eine Turbine antreibt und somit Strom erzeugt. In Deutschland ist Kohle der wichtigste Energieträger. Im Jahr 2022* kamen 33,3 Prozent des ins Netz eingespeisten Stroms aus Kohlekraftwerken.
2. Gas: Gaskraftwerke nutzen Erdgas als Brennstoff für die Stromerzeugung. Sie sind flexibler und effizienter als Kohlekraftwerke und können schnell auf Schwankungen in der Stromnachfrage reagieren. Erdgas hat einen Anteil von 11,4 Prozent am Strommix.
3. Kernkraft: Nur etwa 6,4 Prozent des Stroms stammten im Jahr 2022 noch aus Kernenergie.
4. Wind: Windkraftanlagen wandeln Windenergie in Strom um. Im Norden Deutschlands wird besonders viel Windenergie gewonnen, der Anteil liegt bei 24,1 Prozent.
5. Solar: Photovoltaikanlagen machen die Sonnenenergie nutzbar. Obwohl es hierzulande recht häufig bewölkt ist, stammen 10,6 Prozent des Stroms aus PV-Anlagen
6. Biomasse: Biomassekraftwerke nutzen organische Materialien wie Holz, Abfälle oder Pflanzen zur Stromerzeugung. Der Anteil am Energiemix beträgt etwa 5,8 Prozent.

Mehr Ökostrom für Deutschland

In Deutschland befindet sich die Stromerzeugung derzeit im Wandel. Erst im April 2023 wurden die letzten drei Atomkraftwerke hierzulande abgeschaltet. Außerdem bezieht Deutschland seit dem 1. Januar 2023 kein russisches Gas mehr. Auch Kohle und Öl werden nicht mehr aus Russland importiert. Stattdessen soll laut Koalitionsvertrag und Vereinbarungen mit der Europäischen Union mehr Energie aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Dazu ist nicht nur der Bau neuer Anlagen nötig – auch das Stromnetz muss entsprechend ausgebaut und angepasst werden. Dafür sind neue Stromtrassen erforderlich, weil beispielsweise mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien Strom durch Windkraftanlagen in großem Stil im Norden Deutschlands (On- und Offshore) erzeugt wird, Großabnehmer (Industriebetriebe) sich allerdings eher im Westen und Süden des Landes befinden. Das ist auch im Hinblick auf die Energiewende notwendig, denn durch das Abschalten alter Kernkraftwerke sowie das Hinzukommen neuer, regenerativer Anlagen verteilt auf die gesamte Fläche des Landes muss folglich auch die Infrastruktur mitwachsen.

Verteilung über das Stromnetz

Über das Stromnetz gelangt der Strom von den Kraftwerken zu den Verbrauchsstandorten. Die Orte mit besonders hohem Verbrauch, die mit viel Strom versorgt werden müssen, sind Ballungszentren und Industriestandorte. In den letzten Jahrzehnten wurden Kraftwerke in der Nähe der Verbrauchsstandorte errichtet und je nach Bedarf betrieben. Wind- und Wasserkraftanlagen sind jedoch stark standortabhängig.

Die Herausforderung ist es derzeit, das Stromnetz an die Anforderungen der erneuerbaren Energiequellen anzupassen. Neben klassischen Ausbauarbeiten bieten neue Technologien vielversprechende Aussichten. Eine dieser Technologien ist das Smart Grid. Dieses intelligente Stromnetz liest die Daten zahlreicher Smart Meter aus, die in Haushalten und Betrieben den Stromverbrauch überwachen. Die Messeinrichtungen und Messsysteme kommunizieren miteinander und ermöglichen so eine Stromeinspeisung nach Bedarf. Außerdem wissen die Netzbetreiber dadurch auch, wann der Bedarf voraussichtlich besonders hoch oder niedrig sein wird. Windkraftanlagen können so entsprechend ein- oder abgeschaltet werden. 

Für private Haushalte bieten diese Strommessgeräte ebenfalls einige Vorteile. Verbraucher:innen können ihren Stromverbrauch mithilfe der Smart Meter in kurzer Zeit berechnen und Sparpotenziale schnell identifizieren, wenn ihr Verbrauch zu hoch ist. 

Stromnetz

Aufbau des Strompreises

Der Strompreis setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die alle Einfluss auf die Stromkosten haben. Zu den wichtigsten Faktoren zählen:

1. Energiebeschaffung: Die Beschaffung von Strom aus verschiedenen Quellen und der Bezug von Gas für die Stromerzeugung haben einen direkten Einfluss auf den Strompreis.
2. Netzgebühren: Die Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung des Stromnetzes, das den Strom zum Verbrauchsort bringt, werden in den Strompreis eingerechnet.

3. Steuern und Abgaben: Die deutsche Energiewende wird durch verschiedene Abgaben und Umlagen finanziert, die ebenfalls den Strompreis beeinflussen.
4. Preise an der Strombörse: Sie bestimmen die Großhandelspreise und beeinflussen somit auch die Kosten für Haushaltsstrom zahlen. 
5. Angebot und Nachfrage: Wie bei jedem Wirtschaftsgut spielen auch bei Strom Angebot und Nachfrage eine entscheidende Rolle. In Zeiten hoher Nachfrage steigen die Preise, während sie bei geringer Nachfrage tendenziell fallen.
6. Politische Rahmenbedingungen: Die Energiepolitik der Regierung und die damit verbundenen Förderungen für erneuerbare Energien beeinflussen die Strompreise stark.

Zukunft der Stromkosten

Langfristig gesehen könnten die Strompreise in Deutschland durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien sinken. Die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und die Vorteile von Ökostrom haben das Potenzial, zu stabileren und potenziell niedrigeren Preisen zu führen. Dennoch steht die Energiewende vor einigen Herausforderungen: Die Speicherung und Verteilung erneuerbarer Energien erfordern innovative Lösungen, um die Stromversorgung rund um die Uhr sicherzustellen. Auch Verbraucher:innen tragen Verantwortung für ihre Stromkosten. Durch einen bewussten Stromverbrauch und die Wahl eines passenden Stromtarifs können sie aktiv Einfluss auf ihre Stromkosten nehmen.

Verbrauch und Stromkosten effektiv senken

Verbraucher:innen können die Stromkosten ihres Haushalts auch senken, indem sie ihren Stromtarif oder den Stromanbieter wechseln. Dazu ist es erforderlich, den Stromverbrauch zu berechnen und unterschiedliche Stromtarife verschiedener Versorger zu vergleichen. Mit einer Kilowattstunde als Maßeinheit für den Stromverbrauch können Haushalte leicht abwägen, welcher Stromanbieter den günstigsten Preis in Cent pro Kilowattstunde bietet. Durch einen Wechsel zu einem kostengünstigeren Anbieter können Verbraucher:innen somit ihre Stromkosten erheblich senken. Mit dem Bezug von Ökostrom wird zudem eine klimafreundlichere Stromerzeugung unterstützt.

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