Glossar Energie

Wärmebrücken

Wärmebrücken im Haus fungieren gewissermaßen als „Brücken“, über die Wärme von innen nach außen oder umgekehrt transportiert wird, weil keine ausreichende Isolierung vorhanden ist. Dieser unkontrollierte Wärmefluss führt zu erhöhten Heizkosten, schlechterem Wohnkomfort und kann sogar zu Bauschäden wie zum Beispiel Schimmel führen.

Definition

Eine Wärmebrücke ist eine Stelle in der Gebäudehülle, an der die Wärmedämmung unvollständig ist oder die Dämmung durchbrochen wird, wodurch ein erhöhter Wärmeverlust bzw. Verlust von Energie auftritt. Sie kann als eine Schwachstelle im Wärmeschutz der Immobilie betrachtet werden. Der Begriff Kältebrücke hingegen bezeichnet das Eindringen von Kälte in den Wohnraum. Beide Phänomene lassen sich oftmals erkennen, vermeiden oder beseitigen.

Was sind die Ursachen von Wärmebrücken?

Wärmebrücken können verschiedene Ursachen haben, die häufig in der Planung und Bauausführung von Gebäuden liegen und in der Fassade und dem Dach auftreten. Unterschieden wird etwa zwischen materialbedingten und geometrischen Wärmebrücken. Hier sind einige der Hauptursachen:

1. Konstruktionsbedingt

Geometrische Wärmebrücken entstehen durch die Anordnung von Bauteilen oder Materialien, die eine unzureichende Wärmedämmung zur Folge haben. Beispiele sind Balkonanschlüsse, Deckenanschlüsse oder Fensterlaibungen.

2. Baustoffbedingt

Unterschiedliche Baustoffe haben unterschiedliche Wärmeleitfähigkeiten. Wenn Materialien mit schlechter Wärmedämmung in der Gebäudehülle verwendet werden, spricht man von einer materialbedingten Wärmebrücke. Dies gilt besonders für Beton, Stahl und Metalle.

3. Fehlende oder mangelhafte Dämmung

Wenn bestimmte Bereiche eines Gebäudes nicht oder unzureichend gedämmt sind, entstehen zwangsläufig Wärme- oder Kältebrücken. Dies kann durch unzureichende Dämmung von Wänden, Decken oder Dächern verursacht werden.

Wohnblock mit vielen Balkonen

5. Anschlussdetails

Die Art und Weise, wie verschiedene Bauteile miteinander verbunden sind, kann ebenfalls thermische Durchlässigkeit erzeugen. Schlecht ausgeführte Anschlüsse von Fenstern, Türen und anderen Bauteilen sind häufige Probleme.

6. Thermische Brücken durch Bauelemente

Bestimmte Bauelemente im Haus wie Stahlträger oder Stützen können konstruktive Wärmebrücken bilden, wenn sie nicht ausreichend isoliert sind oder eine direkte Verbindung zwischen Innen- und Außenumgebung herstellen.

Welche Auswirkungen haben Wärmebrücken im Haus?

Die Auswirkungen in Gebäuden sind vielfältig und reichen von erhöhten Energiekosten bis hin zu gesundheitlichen Problemen der Bewohner. Hier sind einige der wichtigsten Auswirkungen:

1. Erhöhte Heizkosten

Da Wärme- und Kältebrücken den Wärmeverlust verstärken, führen sie zwangsläufig zu höherem Energiebedarf und deshalb zu höheren Heizkosten. Dies belastet nicht nur die Bewohner finanziell, sondern erhöht auch den CO₂-Ausstoß des Gebäudes. Dabei gibt es oftmals einfache Mittel, die dabei helfen, Strom zu sparen, etwa das Schließen von Rollläden

2. Schimmelbildung

Wärme- oder Kältebrücken können zu einer niedrigeren Oberflächentemperatur an den betroffenen Stellen führen. Dies schafft ein ideales Umfeld für die Bildung von Schimmel, der nicht nur gesundheitsschädlich ist, sondern auch zu Bauschäden am Haus führen kann.

3. Reduzierter Wohnkomfort

Durch die unkontrollierte Abkühlung von Oberflächen in der Nähe von Wärme- oder Kältebrücken kann ein unangenehmes Raumklima entstehen. Zusätzliche Wärmeverluste wie kalte Wände oder Fußböden können den Wohnkomfort erheblich beeinträchtigen.

Thermografie am Haus

4. Bauschäden

Langfristig können Wärme- oder Kältebrücken zu Bauschäden führen, besonders wenn Feuchtigkeit in die Bauteile eindringt. Dies kann die Stabilität und Haltbarkeit eines Gebäudes beeinträchtigen.

Wie können Wärme- und Kältebrücken bekämpft werden?

Um die negativen Auswirkungen von Wärme- und Kältebrücken zu minimieren, ist es wichtig, sie zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Diese Maßnahmen helfen dabei, den Endenergiebedarf zu reduzieren, spielen aber für die Ermittlung des Jahres-Primärenergiebedarfs eine untergeordnete Rolle. Hier sind einige Strategien zur Bekämpfung:

1. Dampfsperre

Eine Dampfbremse wird im Dachbereich eingesetzt und beugt der Bildung von Schimmel vor. Es handelt sich dabei um eine flächige Schicht mit einem bestimmten sogenannten Wasserdampfdiffusionswiderstand. Dieser vermindert das Eindringen von Wasserdampf in ein Bauteil. Die meisten Dampfbremsen verhindern zudem, dass Wasser eintritt.

2. Thermische Simulation

Moderne Bauplanungssoftware ermöglicht die Simulation von Wärmebrücken. Dadurch können potenzielle Problembereiche erkannt und vermieden werden. Eine Thermografie hingegen erlaubt die Anzeige der Oberflächentemperatur und somit das Identifizieren von Wärmebrücken bei bereits bestehenden Immobilien. Das Verfahren wird mithilfe einer Wärmebildkamera von Spezialisten durchgeführt. Die Technik von Wärmebildkameras bzw. Thermografiekameras ist insgesamt aufwändig und kostspielig. 

3. Verbesserte Dämmung

Eine effektive Dämmung ist der Schlüssel zur Reduzierung von Wärmebrücken. In allen Bauteilen sollten hochwertige Dämmmaterialien verwendet werden, und die Dämmung sollte sorgfältig und lückenlos ausgeführt werden.

4. Wärmebrückenfreie Anschlüsse

Die Bauteile von Fenstern, Türen und Balkonen müssen wärmebrückenfrei gestaltet werden. Dies erfordert spezielle Konstruktionsdetails und Dämmmaterialien.

5. Minimierung von konstruktionsbedingten Wärmebrücken

Durch eine sorgfältige Planung und Konstruktion können konstruktionsbedingte Wärmebrücken minimiert werden. Dies erfordert die Berücksichtigung geometrischer Faktoren und den Einsatz geeigneter Baustoffe, etwa bei der Balkondämmung und Abdichtung.

Wärmedämmung

6. Luftdichtheit

Eine gute Luftdichtheit bzw. die Dichtigkeit der Gebäudehülle ist entscheidend, um Wärmebrücken zu verhindern. Undichte Stellen können dazu führen, dass kalte Luft von außen in das Gebäude eindringt und die Oberflächentemperatur bestimmter Bauteile sinkt, was bei undichten Fensterlaibungen passieren kann. Das Abdichten von Türen und Fenstern ist eine Maßnahme, mit der verhältnismäßig einfach Energie eingespart werden kann, ebenso wie die Verwendung von Fenstern mit moderner Zweifach- oder Dreifachverglasung. Mit dem Differenzdruck-Messverfahren bzw. dem Blower-Door-Test lässt sich feststellen, ob die gewünschte Luftdichtheit gewährleistet ist.

7. Wärmebrückenberechnung

Bei der Berechnung und Bewertung von Wärmebrücken werden Faktoren wie die geometrische Anordnung von Bauteilen, die Wärmeleitfähigkeit von Materialien und die Temperaturunterschiede zwischen Innen- und Außenbereichen berücksichtigt. Diese Berechnungen ermöglichen es, potenzielle Wärmebrücken zu erkennen und geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

8. Kontinuierliche Überwachung und Instandhaltung

Die Bekämpfung von Wärmebrücken endet nicht mit der Fertigstellung des Gebäudes. Eine regelmäßige Inspektion und Wartung sind entscheidend, um sicherzustellen, dass keine neuen Wärmebrücken entstehen und absehbare wirksam verhindert werden. Dies umfasst auch die Überprüfung der Dämmung und der Luftdichtheit.

Was sind linienförmige Wärmebrücken?

Linienförmige Wärmebrücken sind Störungen der thermischen Hülle, die bezogen auf eine bestimmte Länge der Hülle auftreten. Typische Beispiele hierfür sind Balkonanschlüsse, bei denen die Deckenplatte durch die Wand läuft, außerdem Außenwandkanten, Deckenauflager und Fensterlaibungen. Die energetischen Verluste, die durch eine linienförmige Wärmebrücke auftreten, werden durch den längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten bzw. den U-Wert dargestellt.

Was bedeutet Wärmerückgewinnung?

Auch die Frischluftzufuhr im Haus ist eine Stellschraube bei der Energieeffizienz. Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung (WRG) nutzen bis zu 90 Prozent der Abluftwärme zum Aufwärmen der frischen Luft. Durch diese Form der Lüftung lassen sich bis zu 30 Prozent der Heizkosten einsparen.

Energieausweis

Welche gesetzlichen Vorgaben gibt es?

Bei Wärmeschutz im Hochbau regelt die DIN 4108 die Anforderungen. Die Norm gilt für beheizte Gebäude, deren Innentemperaturen bei mindestens 12 Grad Celsius liegen, und ist eng mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) verknüpft. Unter dem DIN 4108 Beiblatt 2 sind Planungsbeispiele zur Verminderung von Wärmebrückenwirkungen zu finden. Für die Eigenschaften von Bauteilen und deren Wärmebrückenwirkungen ist die DIN-Norm DIN EN ISO bindend.

Wie sind bei Umzug und Kauf Energiekosten abschätzbar?

Verkäufer:innen bzw. Vermieter:innen müssen zum energetischen Zustand des jeweiligen Gebäudes Auskunft geben. Die wichtigsten Kenndaten werden dabei im Gebäudeenergieausweis erfasst.

Fazit

Wärmebrücken bzw. Kältebrücken sind ein entscheidender Aspekt im Bereich des Wärmeschutzes und der Bauphysik. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Energieeffizienz und Klimaneutralität von Gebäuden und beeinflussen maßgeblich den Wohnkomfort und die Heizkosten. Bei Gebäuden, die über Fernwärme, etwa über Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), beheizt werden, gilt das ebenso wie bei Häusern, die über ein zentrales System selbst die benötigte Energie aufbringen. Es gibt aber Ausnahmen: Bei einem Passivhaus oder einem Niedrigenergiehaus werden die Wärmeverluste durch Wärmebrücken sehr stark reduziert. So stark, dass die Wärmeverluste nicht mehr berücksichtigt werden müssen.

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