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E-Auto bei kalten Temperaturen: So kommen Sie gut durch den Winter
Zuletzt aktualisiert am 18.12.2024
Lesedauer: 4 Minuten
Im Winter bedarf die Batterie eines Elektroautos mehr Aufmerksamkeit als im Sommer. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie den Akku auch bei kalten Temperaturen fit halten und im Winter mehr Reichweite herausholen.
Wieso ist die Reichweite vom E-Auto im Winter geringer?
Mit dem E-Auto ist es wie mit dem Smartphone: Bei niedrigen Temperaturen sinkt die Leistungsfähigkeit des Akkus. Das liegt unter anderem daran, dass durch die Kälte die Leitfähigkeit der Batteriezellen abnimmt. Die Reichweite eines E-Autos kann, je nach Witterung, deutlich kürzer ausfallen als gewohnt.
Hauptursache für den höheren Energiebedarf im Winter ist allerdings die Batterie selbst, die sich zwischen 20 und 40 Grad Celsius am wohlsten fühlt. In diesem Temperaturbereich funktionieren die elektrochemischen Prozesse der E-Autobatterie am besten. Ist es draußen kälter, kühlt auch die Batterie aus. Sie wieder auf Betriebstemperatur zu bringen, kostet Energie – in der Regel Akkuenergie. An sehr kalten Wintertagen macht sich das besonders bemerkbar, da Heizung und Batterie mehr Leistung benötigen. Wird das E-Auto außerdem lediglich für kurze Strecken genutzt und kühlt dadurch immer wieder aus, kann dies ebenfalls zu höheren Verlusten in der Gesamtreichweite führen.
Um die Reichweite von Elektroautos im Sommer und Winter zu vergleichen, hat der ADAC vorhandene Daten analysiert und um eigene Testreihen ergänzt.
Beispiele von sieben Modellen mit getesteten Reichweiten auf einer typischen Kurz- bzw. Pendlerstrecke von 23 Kilometern zeigen, dass sich die Gesamtreichweite eines E-Autos bei Minustemperaturen im Vergleich zu sommerlichen Verhältnissen deutlich reduziert – im Extremfall mit Einbußen von knapp über 50 %.
Modell | Reichweite bei +23 °C | Reichweite bei -7 °C | Verlust |
Audi Q4 e-tron | 400 km | 272 km | 32 % |
Dacia Spring | 200 km | 144 km | 28 % |
Hyundai Ioniq 5 | 353 km | 191 km | 46 % |
Nissan Ariya | 507 km | 313 km | 38 % |
Renault Megane E-Tech | 403 km | 226 km | 44 % |
Tesla Model 3 | 414 km | 241 km | 42 % |
VW ID.5 | 324 km | 252 km | 52 % |
Wie wirkt sich Kälte auf die Batterie Ihres E-Autos aus?
Kälte hat einen großen Einfluss auf den Stromverbrauch eines E-Autos, im Winter benötigt es deutlich mehr Energie als im Sommer. Der Grund: Im Inneren einer Batterie gibt es feste und flüssige Bestandteile. Die flüssigen Bestandteile wandern beim Be- und Entladen vom Plus- zum Minuspol und wieder zurück. Bei Kälte werden die flüssigen Bestandteile zäher und träger, wodurch sich der Innenwiderstand erhöht und die Leistungsfähigkeit des Akkus abnimmt.
Modell |
Stromverbrauch |
Stromkosten |
|||
+ 23 °C |
- 7 °C |
+ 23 °C |
- 7 °C |
Mehrkosten im Winter |
|
Audi Q4 e-tron |
20,7 |
30,4 |
6,21 € |
9,12 € |
2,91 € |
Dacia Spring |
16,2 |
22,5 |
4,86 € |
6,75 € |
1,89 € |
Hyundai |
18,8 |
34,8 |
5,64 € |
10,44 € |
4,80 € |
Nissan Ariya |
19,3 |
31,2 |
5,79 € |
9,36 € |
3,57 € |
Renault Megane E-Tech |
16,9 |
30,0 |
5,07 € |
9,00 € |
3,93 € |
Tesla Model 3 |
16,5 |
28,5 |
4,95 € |
8,55 € |
3,60 € |
VW ID.5 |
16,1 |
33,4 |
4,83 € |
10,02 € |
5,19 € |
Der Mehrverbrauch im Winter macht sich auch bei den Stromkosten bemerkbar, wie die Beispielrechnungen für eine Fahrstrecke von 100 km bei 30 Cent pro kWh (durchschnittlicher Haushaltsstrompreis 2024) zeigen.
Insgesamt wird deutlich: Der Akku-Energieverbrauch ist besonders hoch, wenn die Außentemperaturen im Minusbereich rangieren. Das macht sich gerade bei alltagstypischen Kurzstrecken bemerkbar: Der Akku kühlt zwischendurch wieder ab, sodass der Verbrauch im Winter durchschnittlich um etwa 50 bis 70 %, im Extremfall sogar um mehr als 100 % steigt. Bei längeren Fahrten wird die Batterie warm und dadurch ist der Reichweitenverlust geringer.
Aber keine Sorge: Auch bei kurzen Strecken im Winter werden E-Auto-Fahrende keine Reichweitenprobleme bekommen. Denn die wenigsten Deutschen fahren mehr als 100 Kilometer an einem Tag, im Durchschnitt sind es sogar nur gut 40 Kilometer.
Wie viel mehr der Mehrverbrauch eines Elektroautos im Einzelfall tatsächlich kostet, ist stark abhängig von der Länge und Strenge des Winters. Auch die Art der Standplätze (Garage, Carport, Straße) und Ihre persönliche Fahrweise im Winter beeinflussen die Ladekosten.
Verbrennungsmotoren benötigen im Winter ebenfalls mehr Treibstoff, wie der ADAC erläutert: Benziner brauchen im Schnitt 15 % mehr, Diesel 24 %, was je nach Modell etwa einem bis zwei Liter Sprit auf 100 Kilometer entspricht und Mehrkosten beim Tanken mit sich bringt – wenn auch nicht ganz so hoch wie für das Laden von E-Autos. Insgesamt sind die Stromkosten auf das ganze Jahr gerechnet trotzdem noch deutlich geringer als die Kosten für Benzin oder Diesel.
Tipps für bessere Batterieleistungen im Winter
Frische Luft tut gut? Nicht immer. Unter freiem Himmel reagiert Ihr Elektroauto besonders sensibel. Denn wegen den niedrigeren Temperaturen kühlt die Batterie stärker aus und benötigt länger, um sich mit Energie vollzuladen. Wer sein Auto im Winter draußen parken muss, wird der Kälte leider nicht entkommen können. Aber auch ohne Garage kommen Sie mit der richtigen Herangehensweise gut durch den Winter.
Wärmen Sie Ihr E-Auto im Winter zu Hause vor
Vor-Denken ist besser als Nach-Denken – genauso verhält es sich auch beim Heizen Ihres E-Autos im Winter. Um den Stromverbrauch im Elektroauto zu minimieren, haben die meisten Hersteller eine „Vorheizen“-Funktion in der zum Auto dazugehörigen App programmiert. Der Vorteil: Wenn Sie die Funktion nutzen, während Ihr E-Auto noch lädt, wird der Strom aus der Wallbox genutzt. Warten Sie damit also nicht, bis Sie unterwegs sind. Dann kommt die Energie aus der Batterie, womit Sie wiederum Reichweite einbüßen.
Heizen Sie effizient und energieschonend
Hier liegt das meiste Energiesparpotenzial: Setzen Sie für angenehme Temperaturen während der Fahrt auf Lenkradheizung und die sparsamere Sitzheizung. Beide sorgen viel effektiver für angenehme Temperaturen als die Innenraumheizung. Letztere gilt als energieintensiv, da sie ausschließlich über Strom betrieben wird und sich schnell verflüchtigt. Falls Sie trotzdem nicht auf eine Innenraumheizung verzichten wollen, drehen Sie sie ein paar Grad herunter – jedes Grad Celsius weniger senkt den Energieverbrauch und bringt mehr Reichweite.
Parken Sie Ihr E-Auto im Winter in der Garage
Im Winter sind Garage, Carport oder Tiefgaragenstellplatz die idealen Orte, um das Elektroauto vor Kälte zu schützen. Dort herrschen eher milde Temperaturen, bei denen die Batteriezellen auch besser funktionieren. Insbesondere für Hausbesitzer empfiehlt es sich daher, die eigene Wallbox in der Garage oder im Carport zu installieren.
Sollten Sie keine Garage besitzen oder Ihr E-Auto aus anderen Gründen draußen parken müssen, ist das im Winter kein Grund zur Sorge: Schaden nehmen kann die Batterie nicht. Dafür haben die Hersteller mit entsprechenden Isolierungen gesorgt. Einbußen bei der Reichweite aufgrund von Kälte sind unausweichlich, allerdings müssen Sie auch als sogenannter Laternenparker mit dem richtigen E-Auto nicht in ein eiskaltes Fahrzeug einsteigen: Heizen Sie Ihren Wagen aus der Ferne vor. Somit sparen Sie sich auch das mühselige Eiskratzen. Wer nicht auf jeden einzelnen Kilometer Reichweite angewiesen ist, etwa weil er bequem beim Arbeitgeber laden kann, gewinnt hier deutlich an Komfort.
Gut zu wissen: Fegen Sie Schnee von Motorhaube und Dach Ihres Elektroautos und halten Sie es eisfrei. Weniger Schnee und Eis reduzieren das Gesamtgewicht des Autos. Das verringert auch den Stromverbrauch ein wenig. Im Zubehörhandel gibt es spezielle Abdeckplanen zu kaufen, sogenannte Halbgaragen. Eine solche Schutzhülle hält die Scheiben eisfrei.
E-Autos mit Wärmepumpe an Bord sind im Vorteil
Elektroautos, die mit einer Wärmepumpe anstelle einer normalen Klimaanlage ausgestattet sind, können die Batterie effizienter nutzen. Wie auch Hauswärmepumpen können Wärmepumpen im Auto aus einem Kilowatt Strom etwa drei bis vier Kilowatt Wärmeleistung erzeugen. Viele aktuelle E-Autos haben eine Wärmepumpe schon serienmäßig an Bord, bei anderen gibt es sie als aufpreispflichtiges Extra – das sich dank der Einsparung beim Energieverbrauch schon nach wenigen Jahren finanziell wieder ausgleicht. Zumal eine Wärmepumpe auch im Sommer beim Energiesparen hilft, da sie deutlich weniger Strom verbraucht als eine auf Anschlag aufgedrehte Klimaanlage.
Nutzen Sie Ihr Auto im Winter im Eco-Modus
Der Weg ist das Ziel: Setzen Sie bei Fahrten im Winter auf den Energiesparmodus, um den Energieverbrauch im Elektroauto zu minimieren. Der Eco-Mode ist heute in allen modernen Elektroautos verbaut und setzt in Sachen Energiemanagement auf maximale Effizienz, indem zum Beispiel weniger Energie auf die Räder übertragen und für die Heizung verwendet wird. Das hat gleich mehrere Vorteile: Der Akku Ihres Elektroautos kann sein volles Potenzial entfalten, die Reichweite wird optimiert und die Sicherheit steigt.
Laden Sie Ihr Auto direkt nach der Fahrt
Die Ladegeschwindigkeit von Batterien ist im mittleren Temperaturbereich optimal. Verbinden Sie Ihr E-Auto deshalb gleich nach der Fahrt mit der Ladestation, wenn die Speicherzellen noch warm sind. Dies ist energie- und kosteneffizient zugleich. Derselbe Effekt macht sich auch auf Langstrecken positiv bemerkbar: Wer nach einer längeren Fahrt an einem Schnelllader Energie nachfassen will, kommt ebenfalls mit warmer Batterie an und wird kaum spürbare Einbußen bei der Ladegeschwindigkeit feststellen.
Wie verhalte ich mich mit E-Auto im Stau?
Ein Stau im Winter? Kein Problem. Die Akkus in Elektroautos halten dies mehrere Stunden aus. Untersuchungen des ADAC zeigen, dass ein E-Auto im Schnitt 1,5 bis 2 kW Leistung benötigt, um bei minus 10 Grad Außentemperatur im Innenraum auf durchaus wohlige 20 Grad zu heizen. Nach zwölf Stunden im Stau – ein extremes Beispiel, das nur selten greift –, entspräche das 18 bis 24 kWh Stromverbrauch. Trotzdem gilt: Die Heizung zehrt am Akku. So können Sie am Verbrauch im Winterstau sparen:
- Schalten Sie die Innenraumheizung auf „Umluft“ und stellen die Temperatur eher niedrig ein.
- Nutzen Sie bevorzugt die Sitzheizung, da sie effizienter arbeitet.
- Halten Sie Türen und Fenster möglichst geschlossen.
- Schalten Sie unnötige Verbraucher aus und lassen lediglich die Standbeleuchtung an.
- Falls der schlimmste Fall eintritt und die Batterie doch komplett leer ist, hilft nur eins: Den Pannendienst rufen. Manche Hersteller bieten im Rahmen der Fahrzeuggarantie spezielle Hilfsleistungen an und schicken beispielsweise einen mobilen Ladeservice vorbei oder übernehmen die Kosten für den Abschleppservice bis zur nächsten Ladestation. Wie Sie bei Ihrem Fahrzeugmodell am besten vorgehen, erfahren Sie im Bordbuch.
Ansonsten gilt wie ohnehin: Auf längeren Fahrten können die obligatorische Decke und Thermoskanne Tee nicht schaden. Und ganz gleich, ob Verbrenner oder E-Auto: Grundsätzlich ist es empfehlenswert, im Winter nicht auf Jacke, Schal und Mütze zu verzichten, um sich auch im Fall der Fälle warmhalten zu können.
Schlechte Sicht, Regen, Schnee und Eis erhöhen in den Wintermonaten das Unfallrisiko im Straßenverkehr. Damit Sie sicher und gesund ans Ziel kommen, können Sie neben der Verwendung von Winterreifen und der Anpassung Ihrer Fahrweise an die Witterungsverhältnisse noch einiges mehr tun: Nutzen Sie zum Beispiel das „Winterprogramm“, falls vorhanden, oder stellen Sie die Rekuperation (der Verzögerungsimpuls, sobald Sie vom Gaspedal gehen) niedrig ein, damit Sie nicht plötzlich ins Schleudern geraten. Klare Sicht ist mitunter das Wichtigste im Winter. Hier sollte man bei der Nutzung der Klimaanlage nicht zögern, denn: Sicherheit geht vor Reichweite.
Vattenfall Fazit
Mit den richtigen Handgriffen sind Sie in der Lage, die Batterie Ihres Elektroautos auch in der kalten Jahreszeit zu schonen. Durch umsichtiges Parken, Wärmemanagement und Laden direkt nach der Fahrt können Sie auch ohne Garagenstellplatz die Vorzüge der Elektromobilität genießen. Außerdem sind Vorheizen, eine angemessene defensive Fahrweise und kluges Heizen der Schlüssel für entspannte Fahrten durch den Winter.
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