Infowelt Energie

Reicht der Strom für die Elektromobilität?

Rund 1,4 Millionen batteriebetriebene Fahrzeuge waren im Januar 2024 laut Kraftfahrt-Bundesamt auf deutschen Straßen unterwegs. Die Tendenz ist weiter steigend. Neue Maßnahmen zur Steuerung von Wallboxen helfen dabei, die Stromnetze stabil zu halten.

Zuletzt aktualisiert am 09.04.2024
Lesedauer: 3 Minuten

Ökostrom auf dem Vormarsch

Das Fraunhofer Institut hat nachgerechnet: Im Jahr 2030 wird die Elektromobilität in Deutschland (Pkw und Lkw) einen Stromverbrauch von 130 Terawattstunden verursachen. 2035 werden es bereits 260 Terawattstunden sein. Zum Glück wächst auch das Angebot an grüner Energie: 2023 wurden bereits 252 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt, die Tendenz ist weiter steigend.

Laut Koalitionsvertrag sollen 15 Millionen Elektroautos im Jahr 2030 in Deutschland fahren. Nach Berechnungen würde sich der Strombedarf für Elektromobilität in Deutschland in diesem Zeitraum gerade mal um 3 bis 4,5 % erhöhen. Die Strommenge stellt demnach keine Herausforderung dar, das Augenmerk der Expert:innen ruht vielmehr auf der Auslastung der Stromnetze und nicht auf der Speicherung der Energie.

Sind die deutschen Stromnetze den Elektroautos gewachsen?

Zahlreiche zeitgleiche Ladevorgänge können ein lokales Stromnetz tatsächlich an seine Kapazitätsgrenze bringen. Schließlich benötigt ein Elektroauto deutlich mehr Strom als normale Haushaltsgeräte – und das über einen längeren Zeitraum. Aber jeder Fahrende hat einen anderen Alltag und lädt zu anderen Zeiten, wie das Modellprojekt „E-Mobility-Allee“ in Ostfildern zeigt.

Infografik Stromerzeugung

Stadt von oben zeigt Stromnetz Elektroautos Vattenfall eMobility

Modellprojekte wie die E-Mobility-Allee geben Aufschluss über die Netzauslastung.

Strom für Elektromobilität im Modellprojekt

Bei diesem Projekt wurden zehn Haushalte einer Straße mit einem Elektrofahrzeug ausgestattet und die Daten zum Stromverbrauch über 1,5 Jahre ausgewertet. Die Teilnehmenden repräsentierten ein klassisches Wohngebiet mit Eigenheimen, wie es häufig in Ballungsräumen vorkommt und alle Haushalte hingen am gleichen Stromkreis.

Optimale Stromverteilung durch intelligente Netze

Das Ergebnis: Die Anwohnenden vertrauten der Akkukapazität im Laufe der Zeit immer mehr und luden immer seltener, sodass nie mehr als fünf Fahrzeuge gleichzeitig am Netz hingen. In 70 % der Zeit wurde hingegen überhaupt nicht geladen. Die Netzbetreiber konnten Ladezeiten elektronisch zuteilen, ohne dass sich die Teilnehmenden davon beeinträchtigt fühlten. Außerdem wurden verschiedene Typen von Batteriespeichern getestet, die das Netz entlasteten.

In Baden-Württemberg wurde in den vergangenen Jahren auch in größeren Pilotprojekten erforscht, wie und wann die Menschen ihre Elektroautos laden. Insgesamt wurden 113 Haushalte an acht Standorten mit Elektroautos und Ladeinfrastruktur ausgestattet. Dabei kam heraus, dass nur 22 bis 88 % der Fahrzeuge gleichzeitig geladen wurden. Im Mittel lag der Wert bei 50 %. Die Belastung für das Stromnetz ist also weniger stark als befürchtet.

Vattenfall eMobility Elektroauto an Ladestation erhält Strom für Elektromobilität Nahaufnahme

Intelligente Stromnetze stellen ausreichend Strom für Elektromobilität bereit.

Gut zu wissen: Das Fraunhofer Institut geht davon aus, dass durchschnittlich nur 30 % der E-Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden. Meist findet die Stromversorgung der Elektroautos über Nacht statt. Dann steht zum Aufladen der Akkus deutlich mehr Zeit zur Verfügung, als effektiv gebraucht wird. Mit intelligenten Netzen und smarten Ladestationen kann der Strom für die Elektromobilität optimal verteilt werden.

Was kann ich als Privatperson tun?

Der Einbau einer intelligenten Wallbox hilft, die Stromnetze zu entlasten. Damit der Netzbetreiber am Ende weiß, wo wie viel Strom benötigt wird, muss jede Wallbox beim zuständigen Netzbetreiber gemeldet werden. So hat dieser jederzeit einen Überblick, wie viel Strom voraussichtlich in welchen Straßenzügen benötigt wird – ein weiterer Grund, warum nicht an der Haushaltssteckdose geladen werden sollte. Intelligente Netzmanagement- und Speichertechnologien können örtliche und zeitliche Netzbelastungen ausgleichen. So bleiben Stromausfälle in Ballungsräumen ein Szenario ohne realistische Basis.

Mann hält Ladekabel

Der Ladekomfort steigt dank neuer Entwicklungen. 

Vattenfall eMobility Strom für Elektromobilität Elektroautos laden Nachts

Strom für Elektromobilität fließt vor allem nachts günstig.

Staat stellt Stromversorgung sicher

Seit Januar 2024 muss jede neu angeschlossene Wallbox steuerbar sein. Im unwahrscheinlichen Fall einer Netzüberlastung kann der Netzbetreiber die Ladeleistung auf 4,2 kW dimmen. Mit dieser Leistung kann ein E-Auto im Normalfall trotzdem innerhalb von 2 Stunden für 50 Kilometer Strecke nachgeladen werden. Die Gefahr von zu wenig Strom für Elektromobilität besteht also nicht. Im Gegenzug für die Option zur netzorientierten Steuerung profitieren Sie von günstigeren Netzentgelten – auch wenn die Stromzufuhr gar nicht eingeschränkt wird.

Mehr Strom für weniger Geld

Generell könnten die Strompreise durch die wachsende Zahl an Elektroautos sinken. Eine Studie des Fachmagazins Energy Strategy Reviews geht von 3,5 % niedrigeren Strompreisen in Netzgebieten mit 30 % Elektrofahrzeugen im Jahr 2030 aus. Dazu tragen mehrere Aspekte bei: Die zusätzliche Stromnachfrage der Elektrofahrzeuge verbessert die Netzauslastung. Gleichzeitig werden durch zeitlich gesteuertes Laden Lastkurven geglättet, der Bedarf für den Netzausbau verringert sich. Sogar das Elektroauto selbst kann zum Stromspeicher werden. Fahrzeuge mit einem CHAdeMO-Stecker sind in der Lage, bidirektional zu laden – also sowohl Strom aufzunehmen als auch abzugeben. Allerdings sind nicht alle Fahrzeuge von den Herstellern für das Laden in beide Richtungen freigegeben.

E-Auto steht vor Haus

Durch bidirektionales Laden sollen Elektroautos Strom aus ihren Batterien ins Netz zurück speisen.

Vattenfall Fazit

Reicht der Strom für Elektromobilität? Die Sorgen, dass das Stromnetz den Energiebedarf von Elektroautos nicht decken kann, scheint reichlich übertrieben. Die Netzbetreiber planen Ladespitzen ein, die Stromnetze entwickeln sich weiter. Genauso wie Batterien stehen auch smarte Stromnetze erst am Anfang ihrer Entwicklung. Die netzorientierte Steuerung von Wallboxen ist dabei zu beiderseitigem Vorteil: Der Netzbetreiber kann im Ernstfall das Stromnetz stabilisieren und Sie profitieren von günstigeren Stromkosten.

Frau mit Ladestecker vor Wallbox

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