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So entwickelt sich die Ladeinfrastruktur in Deutschland

Zuletzt aktualisiert am 31.1.2025
Lesedauer: 5 Minuten

Immer mehr Neuwagenkäufer:innen entscheiden sich für ein Elektroauto. Parallel entstehen ständig neue Stromtankstellen im öffentlichen Raum. Erhalten Sie hier einen Überblick zur Ladeinfrastruktur in Deutschland.

Mehr Elektroautos brauchen mehr Ladesäulen

380.600 Elektroautos wurden 2024 in Deutschland neu zugelassen. Damit wuchs die Gesamtzahl der Stromer auf insgesamt 1,6 Millionen. Das klingt viel, insgesamt liegt der Anteil der reinen Stromer aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau: Gerade mal 2,1 % aller Autos in Deutschland werden von einem Elektromotor angetrieben.

Das Ziel der Regierung liegt bei mindestens 15 Millionen reinen Elektroautos bis Ende 2030. Das entspräche einem Anteil von 22 % aller deutschen Pkw. Ab 2035 dürfen dann EU-weit keine neuen Verbrenner mehr zugelassen werden, sodass der Marktanteil automatisch weiter steigt.


Mit dem Fortschreiten der Verkehrswende brauchen wir natürlich auch mehr Ladeinfrastruktur. Die Bundesnetzagentur zählte zum 1. September 2024 120.618 Normalladepunkte und 33.419 Schnellladepunkte in Deutschland.

Länder- und Städtevergleich

Mit 30.038 öffentlichen Ladepunkten war Bayern im Oktober 2024 Spitzenreiter unter den Bundesländern, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (28.743) und Baden-Württemberg (26.213). Mit 5.258 öffentlichen Ladepunkten war Berlin die Hauptstadt der Elektromobilität. Auf den Plätzen zwei und drei lagen die Städte Stuttgart (3.362) und Hamburg (3.177), dahinter rangierte München (3.083 Ladepunkte) auf Platz vier. Interessant: Böblingen (1.666) oder Ingolstadt (1.448) lagen im Ranking nur wenig hinter Metropolen wie Düsseldorf (1.818) und Köln (1.943).

Entwicklung der Schnellladeinfrastruktur

Die Zahl der Schnellladepunkte ist rasant gestiegen: Waren es Anfang 2022 noch weniger als 10.000, so lag die Zahl Ende 2024 schon bei mehr als 33.000. Im Aufbau befindet sich gerade das Deutschlandnetz der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. Es soll aus 9.000 gleichmäßig verteilten Schnellladepunkten bestehen – sowohl entlang von Autobahnen und in Städten, aber auch im ländlichen Raum. Mehr über die Vor- und Nachteile der Technik erfahren Sie in unserem Artikel zum Schnellladen.

154.037 Ladepunkte

Stand Dezember 2024 waren rund 154.037 öffentliche Ladepunkte erfasst. Mehr als jeder fünfte davon ist ein DC-Schnelllader.

So wird der Aufbau von Ladeinfrastruktur vorangetrieben

Um den Aufbau von Ladeinfrastruktur in Städten zu fördern, schreibt das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) die Vorbereitung von Lademöglichkeiten bei allen Neubauten und größeren Renovierungen vor. Je nach Größe des Wohngebäudes müssen eine bestimmte Anzahl von Leerrohren verlegt werden, die den Einbau von Wallboxen erleichtern.

Einen KfW-Zuschuss für die kombinierte Anschaffung von Wallbox, PV-Anlage und Solarstromspeicher gibt es nicht mehr. Alles Wissenswerte über die Förderung von Wallboxen haben wir in einem separaten Artikel für Sie zusammengestellt.

Ladeinfrastruktur betrifft auch Unternehmen

Aktuell zeigen Unternehmen noch ein verhaltenes Engagement bei der Umstellung der Fuhrparks auf Elektromobilität. Geotab, ein Anbieter für vernetzte Transportlösungen, fand in einer Studie heraus, dass aktuell nur ein Viertel aller Fuhrparkmanager davon ausgeht, dass Elektrofahrzeuge in ihren Flotten bis 2028 eine dominante Rolle spielen werden. Aktuell liegt der Anteil von Elektrisch betriebenen Fahrzeugen laut dieser Studie in Unternehmen bei 8 %. Immerhin ein Fünftel der Befragten wollten aber ihren gesamten Fuhrpark elektrifizieren.

Gleichzeitig steigen die gesetzlichen Anforderungen: Seit Anfang 2024 müssen viele Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter:innen nachweisen, dass sie nachhaltig handeln. So schreibt es die EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vor. Ab Januar 2025 gilt diese auch für Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter:innen. Direkte Emissionen können dabei durch die Umstellung der Firmenflotte auf Elektromobilität vermieden werden, indirekte durch den Aufbau von Ladeinfrastruktur. Gut zu wissen: Die Nachhaltigkeit eines Unternehmens wirkt sich auch direkt auf die Kreditwürdigkeit aus. 

Masterplan Ladeinfrastruktur

Das Ziel des 2019 eingeführten Masterplans Ladeinfrastruktur lautet: eine Million öffentliche Ladepunkte bis 2030. Gesteuert wird der Ausbau des öffentlichen Ladenetzes von der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. Bis 2022 wurden rund 255.000 Ladepunkte für Kommunen und Unternehmen vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Mit dem Programm „Öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland“ stellte das Ministerium bis 2025 noch einmal 500 Millionen Euro zur Verfügung.

Im Oktober 2022 wurde der Masterplan Ladeinfrastruktur II mit neuen Maßnahmen veröffentlicht. Die Verteilnetzbetreiber sind nun gesetzlich verpflichtet, die Netze so auszubauen, dass 2030 problemlos 15 Millionen E-Fahrzeuge aufgeladen werden können. Außerdem soll ein neues Gesetz eine Schnelllademöglichkeit mit mindestens 150 kW für fast alle Tankstellen vorschreiben.

Einheitliche Bezahlsysteme

Seit Juli 2024 müssen alle neuen und öffentlich zugänglichen Ladepunkte mit einer Möglichkeit zum kontaktlosen Zahlen per Karte ausgestattet sein. So will es die dritte Ladesäulenverordnung (LSV). Diese neue Vorgabe hat das Bezahlen an öffentlich zugänglichen Ladepunkten erheblich erleichtert.

Bezahlkarte

Darüber hinaus gibt es weiterführende Initiativen zum Aufbau einheitlicher Kommunikationsstandards zwischen Ladesäule und Elektroauto. Die vielversprechendste ist Plug-&-Charge, hier beteiligen sich immer mehr Autohersteller sowie Wallboxanbieter und es gibt einen ISO-Standard (15118). Allerdings ist das System technisch sehr komplex, um eine sichere Kommunikation zwischen allen Akteuren zu gewährleisten. Daher wird Plug & Charge wahrscheinlich erst flächendeckend ausgerollt, wenn der Gesetzgeber den ISO-Standard 15118 verpflichtend in die Ladesäulenverordnung aufnimmt.

Gut zu wissen: Der ISO-Standard 15118 regelt weit mehr als nur den Stromfluss an der Ladesäule, er ist auch die Basis für bidirektionales Laden. Diese innovative Technik, bei der das Elektroauto selbst als Stromspeicher dient, könnte eine wichtige Rolle bei der Umstellung unserer Energieversorgung auf Erneuerbare Energien spielen.

Fazit: Bessere Ladeinfrastruktur für mehr Elektromobilität

Zwar steht Deutschland nicht an der Spitze der Elektromobilität, doch der Funke ist bereits übergesprungen. Nun hängt die Attraktivität von Elektrofahrzeugen davon ab, wie komfortabel das Laden gestaltet wird.  Dabei geht es nicht nur um die Anzahl und Verteilung der Ladesäulen, sondern auch um die Benutzerfreundlichkeit. Entscheidend für einen Erfolg der Ladeinfrastruktur sind ein ungehinderter Zugang, ein einheitliches, einfaches Bezahlsystem und eine kurze Ladedauer.

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