Infowelt Energie
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung spart Energie
In gut gedämmten Neubauten gehören Lüftungsanlagen zum Standard, aber funktioniert der Einbau auch im Altbau? Und wie viel Heizenergie spart die Wärmerückgewinnung wirklich?
Lüftungsanlagen unterstützen die Klimawende
Etwa die Hälfte der Heizenergie wird in modernen Gebäuden für die Erwärmung von Frischluft verbraucht, wie eine Studie des Instituts für Technische Gebäudeausrüstung in Dresden (DITG) belegt. Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung (WRG) nutzen hingegen bis zu 90 % der Abluftwärme zum Aufwärmen der frischen Luft. Durch diese Form der Lüftung lassen sich laut der Initiative Gute Luft bis zu 30 % der Heizkosten einsparen.
Die Studie des DITG zeigt außerdem: Wenn die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland Lüftungssysteme mit WRG nutzen würde, würden wir im Winter 10 Gigawatt weniger Strom verbrauchen. Das wäre für das Stromnetz eine massive Entlastung. Zum Vergleich: Die Leistung aller in Deutschland installierter Photovoltaikanlagen lag laut Bundesnetzagentur am Jahresende 2023 bei 81,7 Gigawatt.
Lüftungsanlagen mit WRG können zudem optimal mit Wärmepumpen und Photovoltaik kombiniert werden. Wer die Wohnraumlüftung über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung regelt, kann beispielsweise eine kleinere Wärmepumpe wählen, da nicht so viel Heizleistung benötigt wird.
In Neubauten gehören Lüftungsanlagen zum Standard. Diese Häuser sind nach den Vorgaben der Energieeinsparverordnung so gut gedämmt, dass ohne Lüftungsanlage der in der DIN-Norm 1946 vorgeschriebene Luftaustausch kaum realisierbar wäre. Lüftungsanlagen lassen sich aber nicht nur im Neubau einbauen. Auch im Altbau gibt es einfache Möglichkeiten der Nachrüstung.
Lüftungssysteme haben viele Vorteile
Neben der Energieeinsparung hat ein professionelles System zur Lüftung noch weitere Vorteile:
- Optimaler Luftaustausch: Eine zu hohe CO2-Konzentration in der Raumluft kann unter anderem zu Konzentrationsschwächen, Müdigkeit oder Kopfschmerzen führen. Damit die CO2-Konzentration in geschlossenen Räumen nicht zu hoch wird, sollte die Luft alle zwei Stunden komplett ausgetauscht werden, heißt es beim Bayerischen Landesamts für Umwelt. Eine regelmäßige Fensterlüftung reicht hier oft nicht aus. In Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ist häufig ein CO2-Sensor verbaut, der die Lüftung vollautomatisch initiiert.
- Saubere Atemluft: Die Filter von Lüftungssystemen reinigen die einströmende Luft von Feinstaub und anderen Luftschadstoffen. Allergiker:innen profitieren von speziellen Pollenfiltern.
- Schutz der Bausubstanz: In einem Drei- bis Vier-Personen-Haushalt werden täglich bis zu zehn Liter Wasser an die Raumluft abgegeben, erläutert das Bayerische Landesamt für Umwelt. Eine regelmäßige Wohnraumlüftung ist wichtig, damit es nicht zu Feuchtigkeitsschäden oder Schimmelbildung im Inneren des Hauses kommt. Das ist besonders bedeutsam bei Energiesparhäusern, da diese praktisch luftdicht gebaut sind.
- Angenehmes Raumklima: Im Winter wird die Luft in Innenräumen durch konventionelles Lüften häufig zu trocken. Feuchtigkeitssensoren in Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung melden die Luftfeuchtigkeit an eine intelligente Steuerung, die eine Optimierung einleiten kann. So gibt es laut Bayerischem Landesamt für Umwelt spezielle Wärmetauscher, die Feuchtigkeit von der Abluft auf Zuluft übertragen können (Enthalpie-Wärmetauscher).
- Keine ungebetenen Gäste: Wer die frische Luft über Lüftungsanlagen ins Haus holt, hat deutlich seltener Probleme mit Insekten im Haus. Außerdem sind die geschlossenen Fenster ein optimaler Einbruchsschutz.
- Temperaturregelung: Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung können auch Kälte zurückgewinnen. In Kombination mit einer Klimaanlage unterstützen Lüftungsanlagen daher auch die Temperaturregelung im Sommer.
- Ruhe im Haus: Wenn die Wohnraumlüftung bei geschlossenen Fenstern erfolgt, bleibt die Lärmbelastung draußen. Die Lüftungsanlage selbst arbeitet flüsterleise: Laut DIN-Norm darf ihre Lautstärke 30 Dezibel in Wohnräumen nicht übersteigen. Das entspricht dem Ticken einer Armbanduhr.
So funktioniert eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Bei einer zentralen Lüftungsanlage wird ein Zentralgerät für den Luftaustausch installiert. Es gibt inzwischen platzsparende Lösungen, die in einen Einbauschrank passen. Die Lüftungssysteme lassen sich nahezu unsichtbar in einer abgehängten Decke integrieren. Zentrale Lüftungsanlagen lassen sich besonders gut im Neubau einsetzen. Bei modernen Häusern mit hohem Energieeffizienzstandard gehören sie meist ohnehin zur Bauplanung, um eine ausreichende Lüftung sicherzustellen.
Vorteile:
- Zuluft für einzelne Räume regulierbar
- Geringer Stromverbrauch
- Unauffällige Ventile für Zuluft und Abluft
- Geringere Geräusche durch den Luftstrom
Nachteile:
- Deutlich teurer als dezentrale Lösungen
- Höherer Planungsaufwand
- Höhere Energiekosten
- Höherer Platzbedarf
So funktioniert eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung arbeitet mit mehreren Geräten, die in Außenwänden, Dachschrägen oder sogar im Keller eingebaut werden können. Die Anzahl der Geräte hängt von der Größe der Räume ab. Kleinstgeräte mit Wärmetauscher und 40 bis 100 Kubikmeter Lüftungsvolumen pro Stunde reichen dem Bayerischen Landesamt für Umwelt zufolge für ein bis drei Räume und einen Abluftbereich (z. B. Küche) aus.
Dezentrale Lüftungen sind insbesondere für kleinere Gebäude ideal, in denen zwei bis drei Personen wohnen. Sie können zudem gut nachgerüstet werden, im Altbau hängt man hierfür einfach die Decken um circa 15 Zentimeter ab. Geregelt wird die dezentrale Lüftung über eine intelligente Steuerung für bis zu sechs Geräte.
Vorteile:
- Günstiger als zentrale Lüftungsanlagen
- Lassen sich leichter nachträglich im Bestandsgebäude installieren
- Platzsparend
Nachteile:
- Höherer Wartungsaufwand durch mehrere Lüftungsgeräte
- Mehr Geräusche
- Je größer die Räume, umso höher die Kosten
Kosten und Förderung für Lüftungsanlagen
Aktuell kostet eine qualitativ hochwertige zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für ein Einfamilienhaus etwa 6.000 € bis 9.000 €. Eine dezentrale Version zwischen 5.000 € und 8.000 €. Dabei gibt es verschiedene Formen der staatlichen Förderung:
Effizienzhausstandard
Wird eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingesetzt, um einen Energieeffizienzstandard zu erreichen, können die Kosten bei Wohngebäuden über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG WG) eingereicht werden. Das gilt sowohl im Neubau als auch im Bestand ab einem Immobilienalter von fünf Jahren. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert die Investition durch einen Kredit mit Tilgungszuschuss. Die Konditionen hängen von der Effizienzhausklasse ab.
Einzelmaßnahme
Wer eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in einem Bestandsgebäude nachrüstet, kann die Ausgabe als Einzelmaßnahme (BEG EM) für eine Förderung anmelden. Der Zuschuss des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beträgt 15 % der Kosten. Liegt ein individueller Sanierungsfahrplan für die energetische Sanierung vor, kommen 5 % Bonus hinzu. Insgesamt werden also bis zu 20 % der Kosten übernommen.
Fördervoraussetzungen
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude fördert den Einbau, den Austausch und die Optimierung von raumlufttechnischen Anlagen mit oder ohne Wärme- oder Kälterückgewinnung. Auch der Einbau digitaler Systeme zur Optimierung wird unterstützt. Um die Förderung zu erhalten, muss ein:e Energieeffizienz-Expert:in eine technische Projektbeschreibung mit Aufschlüsselung aller Maßnahmen erstellen und beim BAFA einreichen. Daraufhin wird eine Projekt-Ident-Nummer (TPB-ID) erteilt, die dem Antrag auf BAFA-Förderung beiliegen muss.
Darüber hinaus ist ein Nachweis der Effizienz der eingesetzten Lüftungstechnik obligatorisch. Dabei gelten für Neubau und Sanierung von Wohngebäuden nach BEG WG andere Bedingungen als bei Einzelmaßnahmen nach BEG EM. Details erfahren Sie beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Außerdem gibt es regionale Förderungen, die sich auch mit der BAFA-Förderung kombinieren lassen. Welche Fördermittel für Ihr persönliches Lüftungskonzept infrage kommen, erfahren Sie in unserer Fördermitteldatenbank.
So funktioniert die Nachrüstung einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Wer eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung im Bestand installieren lassen möchte, beauftragt am besten eine Fachkraft für Klimatechnik.
- Planung: Eine Fachkraft für Klimatechnik prüft die individuellen Voraussetzungen für die Lüftungstechnik. Die DIN-Norm 1946-6 macht genaue Vorgaben zu Mindestwerten für die Zufuhr von Frischluft in Gebäuden.
- Installation: Zunächst erfolgt eine Kernbohrung von 162 mm durch die Außenwand, Dachschräge oder den Kellerbereich. In dieses Loch wird ein Montagerohr eingesetzt und mit Montagekleber fixiert. An das Montagerohr wird das Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung angeschlossen. Das Lüftungsgerät wird mit den Lüftungsrohren verbunden.
- Wartung: Ein bis zweimal pro Jahr steht ein Filtertausch bei der Lüftungsanlage an. Moderne Anlagen zeigen den Zeitpunkt an. Das Innenleben der Lüftungsanlage sollte etwa alle zwei Jahre auf Verschmutzungen oder Beschädigungen geprüft und ggf. gereinigt werden.
Gut zu wissen: Manche Lüftungsanlagen arbeiten mit einer Luft-Luft-Wärmepumpe. Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung lassen sich über den Pufferspeicher auch in die Brauchwasserbereitung einbinden. Durch die bereitgestellte Wärme können Wärmepumpen entlastet werden.
So viel Energie sparen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung verbrauchen nur wenig Strom. Das Bayrische Landesamt für Umwelt beziffert die Stromkosten in einer 100 Quadratmeter großen Wohnung mit 70 € pro Jahr. Demgegenüber stehen bis zu 300 € mehr Heizkosten bei konventioneller Fensterlüftung. Laut der Initiative Gute Luft spart die Wärmerückgewinnung acht mal so viel Heizenergie im Vergleich zum Stromverbrauch. Insgesamt könnten bis 2045 laut Berechnungen des BDH und des Fachverbandes Gebäude-Klima e.V. bis zu 55,8 Terrawattstunden Primärenergie sowie bis zu elf Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, wenn Wohngebäude verstärkt mit Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ausgestattet würden.
Vattenfall Fazit
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sorgen nicht nur für genügend Außenluft und ein angenehmes Raumklima im Haus, sie sparen auch bis zu 30 % der Heizkosten ein. Dadurch entlasten Sie den Geldbeutel und die persönliche Klimabilanz. Für Passiv- und Niedrigenergiehäusern ist die smarte Technik unverzichtbar, um eine ausreichende Lüftung zum Feuchteschutz zu gewährleisten. Insbesondere dezentrale Anlagen lassen sich aber auch in Bestandsgebäuden gut nachrüsten und die Investition wird staatlich gefördert.
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