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Was sind negative Strompreise?
Negative Strompreise entstehen, wenn das Angebot an elektrischer Energie das der Stromnachfrage übersteigt. In diesem Fall müssen Stromerzeuger Geld dafür bezahlen, dass ihr erzeugter Strom abgenommen wird, anstatt Erlöse zu erzielen. Diese Preiskonstellation tritt insbesondere auf kurzfristigen Strommärkten wie dem Day-Ahead- und Intraday-Markt auf und spiegelt das grundlegende Prinzip von Angebot und Nachfrage wider.
Inhaltsverzeichnis
Historische Entstehung der negativen Strompreise
Wie entstehen negative Strompreise?
Warum drosseln nicht alle Kraftwerke ihre Einspeisung bei negativen Strompreisen?
Wann und wie oft kommen negative Strompreise vor?
Wer profitiert von negativen Strompreisen?
Wer trägt die Kosten der negativen Strompreise?
Was ist die 4- bzw. 6-Stunden-Regel?
Maßnahmen zur Vermeidung negativer Strompreise
Vattenfall Fazit
Historische Entstehung der negativen Strompreise
Seit 2008 sind negative Strompreise an den Strombörsen möglich. Diese Entwicklung wurde maßgeblich durch die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien und die Notwendigkeit einer besseren Flexibilisierung des Strommarktes vorangetrieben. Ziel war es, konventionelle Kraftwerke zu einer besseren Anpassung ihrer Produktion zu bewegen. Negative Strompreise sind also das Ergebnis des Merit-Order-Effekts, bei dem erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Solarenergie Vorrang haben, da ihre Produktionskosten oft niedriger sind als die der konventionellen Stromerzeuger.
Die Anzahl negativer Strompreise ist in den letzten 10 Jahren deutlich gestiegen. Zudem ist eine Verschiebung der Häufigkeit negativer Strompreise über den Tagesverlauf hin zu den Mittags- und Nachmittagsstunden klar erkennbar. Der Grund dafür ist die Einspeisung von Solarenergie. Im Jahr 2023 lag der in Deutschland gehandelte Strompreis insgesamt 301 Stunden im negativen Bereich.
Wie entstehen negative Strompreise?
Negative Strompreise treten am Strommarkt auf, wenn mehr Strom erzeugt wird, als verbraucht werden kann. Dies geschieht häufig in Zeiten hoher Erzeugung durch erneuerbare Energien oder bei unerwartet geringem Stromverbrauch. Erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Solarenergie speisen oft unvorhersehbar große Mengen Strom ins Netz ein. Diese volatilen Erzeuger tragen erheblich zur Entstehung negativer Strompreise bei, da ihre Produktion stark von Wetterbedingungen abhängt. An Feiertagen oder während besonderer Ereignisse, wie der COVID-19-Pandemie, sinkt der Stromverbrauch erheblich. Dies verstärkt die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage, wodurch negative Strompreise wahrscheinlicher werden.
Warum drosseln nicht alle Kraftwerke ihre Einspeisung bei negativen Strompreisen?
Obwohl es naheliegend erscheint, die Stromproduktion bei negativen Preisen zu reduzieren, ist dies für viele Kraftwerke nicht immer praktikabel. Technische und rechtliche Beschränkungen, wie bei Atom- oder Braunkohlekraftwerken, verhindern oft eine flexible Anpassung der Produktion. Zudem haben einige Anlagen Mindestproduktionsanforderungen, die eingehalten werden müssen, um Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Darüber hinaus können Verträge mit festen Liefermengen oder die Teilnahme am Regelenergiemarkt eine Drosselung der Einspeisung erschweren.
Wann und wie oft kommen negative Strompreise vor?
Negative Strompreise treten häufig in Zeiten hoher Einspeisung durch erneuerbare Energien auf, insbesondere bei starkem Wind und intensiver Sonneneinstrahlung. Feiertage wie Ostern oder Pfingsten sind ebenfalls typische Zeiträume, da der Stromverbrauch an diesen Tagen oft niedrig ist. Seit ihrer Einführung 2008 hat die Häufigkeit negativer Strompreise zugenommen. Vor allem in den letzten Jahren, etwa während der Corona-Pandemie, waren diese Phasen verstärkt zu beobachten. Langfristige Prognosen gehen jedoch davon aus, dass die Häufigkeit ab Mitte der 2020er-Jahre wieder abnehmen könnte. Da traditionelle Stromanbieter Strom oft Monate im Voraus an den Börsen einkaufen, müssen sie ihre Kilowatt-Preise an einem erwartbaren Durchschnittswert ausrichten. Verbrauchende mit „starren“ Stromtarifen profitieren also nicht von negativen Preisen. Anders ist das bei Stromanbietern, die flexible Tarife anbieten.
Stromverbrauchende
Verbrauchende, insbesondere Großabnehmende und flexible Unternehmen, können von negativen Strompreisen profitieren, da sie für den Strombezug Geld erhalten, anstatt zu zahlen. Dies kann ihre Energiekosten erheblich senken, wenn sie etwa zum Aufladen des E-Autos einen dynamischen Tarif mit Smart Meter nutzen: Unter Umständen erhalten Stromverbrauchende fürs Aufladen des eigenen E-Autos Geld zurück.
Unternehmen
Energieintensive Unternehmen, die ihre Produktion flexibel steuern können, nutzen negative Strompreise, um Kosten zu minimieren oder sogar Einnahmen zu generieren, indem sie in Zeiten negativer Preise ihre Stromnachfrage erhöhen.
Wer trägt die Kosten der negativen Strompreise?
Die Hauptlast negativer Strompreise tragen die Stromerzeuger. Sie müssen für die Einspeisung in das Netz bezahlen, was zu erheblichen finanziellen Einbußen führen kann. Besonders betroffen sind konventionelle Kraftwerke, die ihre Produktion nicht schnell genug anpassen können. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) spielt eine entscheidende Rolle bei der Verteilung der Kosten. Staatliche Subventionen und spezifische Regelungen, wie die 4-Stunden-Regel, versuchen, negative Auswirkungen auf den Markt abzufedern und die Flexibilisierung zu fördern. Mit der 4- bzw. 6-Stunden-Regel fließen die negativen Preise auch in die Berechnung des durchschnittlichen Monatsmarktwerts von EE-Anlagen ein, auf dessen Basis die Marktprämie für Bestandsanlagen kalkuliert wird. Sinkt der Monatsmarktwert, beispielsweise weil es im betreffenden Monat negative Preise gab, steigt die Marktprämie an.
Was ist die 4- bzw. 6-Stunden-Regel?
Seit dem EEG 2014 existiert die Regelung zur Förderreduzierung bei negativen Strompreisen. Mit dem EEG 2021 wurde sie noch einmal verschärft und durch die 4-Stunden-Regelung ersetzt. Ab den Jahren 2024 und 2025 verringert sich gemäß § 51 Absatz 1 EEG 2023 der anzulegende Wert auf null, wenn der Spotmarktpreis im Verlauf von drei Stunden oder mehr negativ ist. Tritt dieser Fall ein, erhalten betroffene Anlagen rückwirkend ab der ersten Stunde mit negativen Strompreisen keine Marktprämie mehr.
Anpassung der Energieeinspeisung
Um negative Strompreise zu vermeiden, ist eine bessere Abstimmung zwischen Stromerzeugung und -verbrauch notwendig. Dies könnte durch flexiblere Produktionsprozesse oder eine stärkere Integration von Prognosetechnologien erreicht werden, oder durch eine Umstellung des Fördermechanismus von einer Zeit- hin zu einer Mengenförderung.
Speichertechnologien
Fortschritte in der Speichertechnologie können helfen, Überschüsse an Strom zu speichern und bei Bedarf abzurufen, um so Angebot und Nachfrage besser auszugleichen und negative Preise zu verhindern.
Flexibilisierung des Stromverbrauchs
Ein weiteres wichtiges Mittel ist die Flexibilisierung der Nachfrage. Verbrauchende sollten durch Anreize motiviert werden, ihren Stromverbrauch an Zeiten hoher Erzeugung anzupassen, um die Netzauslastung zu optimieren.
Vattenfall Fazit
Negative Strompreise sind ein komplexes Phänomen, das durch eine Kombination aus hoher Einspeisung erneuerbarer Energien, begrenzter Speicherkapazität und geringer Nachfrage verursacht wird. Während sie kurzfristig für Verbrauchende vorteilhaft sein können, stellen sie für Erzeuger eine erhebliche Herausforderung dar. Langfristige Lösungen erfordern eine Kombination aus technischen Innovationen, Marktanpassungen und regulatorischen Maßnahmen, um die Stabilität des Strommarktes zu gewährleisten und gleichzeitig die Energiewende voranzutreiben.
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