Camper: Kleine große Freiheit
Urlaub mit dem Wohnmobil oder Caravan liegt im Trend. Um das zu erkennen, reicht schon ein Blick auf Deutschlands Straßen oder in die sozialen Medien. 2020 gab es laut Caravaning Industrie Verband e.V. (CIVD) knapp 45 Prozent mehr Neuzulassungen als im Vorjahr. Das schauen wir uns mal genauer an …
1. Überall zu Hause
Mit dem Wohnwagen oder -mobil geht ein besonderes Freiheitsgefühl einher. Einfach einsteigen, losfahren und unterwegs zu Hause sein. Das Beste an dem mobilen Hotel: Hält das Ziel einmal nicht, was es verspricht, oder macht das Wetter Ihnen einen Strich durch die Rechnung, können Sie einfach weiterfahren und Ihr Urlaubsglück woanders finden. Wildcampen ist in Deutschland zwar nicht erlaubt, trotzdem haben Sie unglaublich viele tolle Ziele zur Auswahl.
2. Keep it simple
Ob Kastenwagen oder Caravan – Hauptsache, das Zuhause auf Rädern ist klein und kompakt. Hier findet nur das Wichtigste Platz, ohne dass es Ihnen an etwas fehlt. Es gibt ausreichend Stauraum fürs Gepäck, gleichzeitig bieten die beliebten Gefährten ein gewisses Maß an Flexibilität. Das ist auch preislich ein Plus, es muss halt nicht immer der Luxus eines Fünf-Sterne-Hotels sein.
3. Der Preis ist heiß
Mit der Nachfrage steigt das Angebot – aber auch die Preise. So ist der Urlaub mit dem Camper nicht mehr das ultimative Schnäppchen. Nichtsdestotrotz: Miete für das Wohnmobil oder den Wohnwagen, Kraftstoff, Eigenverpflegung, Campingplätze – die Kosten sind überschaubar. Laut ADAC sind Deutschland, Norwegen und Schweden die günstigsten Campingländer, europaweit variieren die Kosten zwischen 30 und 50 Euro pro Nacht. Übernachtungen auf Stellplätzen sind teilweise noch mal deutlich günstiger.
4. Das miet’ ich mir
Wer vom Urlaub mit dem Camper träumt, muss nicht gleich einen Kredit aufnehmen. Schon eine kurze Onlinerecherche zeigt, dass es diverse Anbieter mit einer großen Auswahl gibt. Zum Beispiel roadsurfer und PaulCamper. Komplette Campingausstattung, Versicherungen, zuverlässiger Service – an alles ist gedacht. Vielleicht hat ja auch jemand in Ihrem Bekanntenkreis ein Campingfahrzeug? Rumfragen lohnt sich.
5. Abenteuer vor der Tür
Mit dem Camper können Sie jeden Morgen an einem anderen Ort aufwachen, Neues erleben, Eindrücke sammeln und die Freiheit genießen. Atemberaubende Felsformationen, Sonnenaufgänge über dem Meer, leuchtend grüne Wälder und Wiesen. Packen Sie Ihre Wanderschuhe ein oder nehmen Sie Ihr Rad mit auf Tour. Mit dem E-Bike sind Sie besonders flexibel und können Ihre Fahrt elektrisch auf zwei Rädern fortsetzen.
6. Auf gute Nachbarschaft
Unter Campern sind Sie unter Gleichen. Da wird gefachsimpelt, sich ausgetauscht, Familienfreundschaften entstehen. Einer hilft dem anderen. Wer die Camping-Community einmal erlebt hat, möchte so schnell nicht mehr auf diesen besonderen Zusammenhalt verzichten.
7. Die Camperwelt wird grün
Egal auf welchen Straßen, der Weg führt Richtung Nachhaltigkeit. So steigt auch das Interesse an umweltfreundlichen Alternativen zum Retro-Diesel. Eine Entwicklung, die sich noch recht langsam anbahnt. Auf den Campingplätzen sprießen jedoch die ersten Ladesäulen aus dem Boden. Der Trendradar zeigt: Alternative Antriebe, Lade-Infrastruktur, intelligente Vernetzung per App – hier kommt noch einiges auf uns zu. Einen Ausblick in die Zukunft wagt VW: mit dem vollelektrischen Bulli ID. Buzz.
8. Camper Marke Eigenbau
Sich seinen Urlaub selbst zusammenbauen – das wagen einige, die das Camper-Fieber besonders leidenschaftlich gepackt hat. Im Internet wimmelt es nur so von DIY-Videos rund um den Ausbau von Sprinter und Co. In Eigenregie entsteht so der Caravan Marke Eigenbau. Ein Commitment, das sich lohnt. Denn individueller geht’s kaum – und das Ergebnis steht jederzeit für kleine und große Abenteuer bereit.
„Jeder Mensch kann einen Bus ausbauen.“
Dirk (41) wohnt auf dem Land in der Nähe von Hamburg und hat schon als Teenie von einem eigenen Bus geträumt. Mittlerweile werkelt er an seinem dritten Modell, einem Opel Movano. Im Interview mit der my Highlights Redaktion gibt’s praktische Tipps rund um den Traum vom Camper.
Wann hast du deinen ersten Bus ausgebaut?
Vor sechs, sieben Jahren habe ich mir einen alten T4 gekauft, für 2.800 Euro. Den habe ich mit zwei Freunden in vier Stunden ausgebaut. Da sind wir nur zum Baumarkt und haben mal schnell ein Bett reingezimmert. Kühlschrank und vier IKEA Kisten runtergeschoben, fertig. Für ein Wochenende braucht man ja nicht viel mehr. Dann schmeißt man da noch zwei Klappstühle und einen Klapptisch rein und schon kann man losfahren.
Wie kam es dann zu eurem jetzigen Bus?
Der T4 ging leider nach anderthalb Jahren kaputt. Dann habe ich meine Freundin kennengelernt und die hatte auch einen. Der war für uns zwei aber auf Dauer zu klein. Nach zehn Tagen auf Reise durch Kroatien war ich am Komfort-Limit. Wenn man erst mal unterwegs ist, merkt man, was auch alles so nervt.
Reisen im Camper kann also auch anstrengend sein?
Man muss es halt mögen. Und darf keine falschen Vorstellungen haben. Daher von mir auch der Rat, dass man sagt: Ok, ich leih’ mir mal ‘nen Bus, mach’ das zwei-, dreimal und dann weiß ich auch, worauf ich mich einstellen muss.
Kann sich denn jeder am Busausbau probieren?
Da kann ich ganz ehrlich sagen: Jeder Mensch kann einen Bus ausbauen. Das ist alles keine Raketenwissenschaft. Man braucht natürlich einigermaßen gutes Werkzeug. Das kann man sich aber auch im Baumarkt leihen. Es ist halt die Frage: Bau ich einen T4 aus, wo nur ein Bett drin ist. Oder bau ich mir einen großen Sprinter aus, wo noch ’ne kleine Toilette und ‘ne Dusche reinkommen.
Gibt es dabei besondere Challenges?
Die ganze Elektrik ist für viele Leute eine Herausforderung. Wenn man da irgendwas falsch macht, kann das schon größere Folgen haben. Ich kenne viele, die das machen lassen. CAR ELECTRIC ist zum Beispiel ein guter Anbieter in Hamburg. Aber letztendlich kann man das auch selbst machen, wenn man sich ein wenig reinliest.
Wie hoch sind die Kosten, mit denen man rechnen muss?
Bei meinem ersten Bus waren es fürs Holz vielleicht 150 Euro. Welches Holz man nimmt, das ist so eine Philosophie für sich. Es gibt Queenply, das ist sehr stabil und verhältnismäßig leicht, dafür halt etwas teurer. Das haben wir für den jetzigen Bus gekauft für knapp 1.400 Euro.
Hast du Tipps, wo man gute Bauanleitungen findet?
Da gibt es unzählige Tutorials im Internet. Ich bau demnächst einen Hängeschrank, da google ich dann einfach „Hängeschrank Busausbau“. Instagram und Pinterest sind die Plattformen, wo die meisten ihre Fotos vom Van-Ausbau hochladen. Da kann man die Leute auch einfach anschreiben. Die sind in der Regel sehr hilfsbereit.
Spielt das Thema Nachhaltigkeit für dich beim Reisen eine Rolle?
Ja, eine ziemlich große sogar. Insbesondere, wenn man wild stehen möchte. In Skandinavien ist das ja erlaubt durch das Jedermannsrecht. Wenn man da mit dem Bus steht und duscht, sollte man natürlich irgendwas biologisch Abbaubares benutzen. Das gilt von der Zahnpasta bis zum Spülmittel. Damit man das Wasser ruhigen Gewissens irgendwo in die Ecke kippen kann. Genauso ist unsere Toilette an Bord eine Trenntoilette und keine Chemietoilette.
Lesen Sie hier, wo Wildcamping erlaubt ist.
Gibt es etwas, das du als Camper-Must-have empfehlen würdest?
Das Einzige, das für mich im Bus ein Must-have ist, ist eine Toilette. Das habe ich immer unterschätzt. Diese kleinen Trenntoiletten nehmen auch wirklich nicht viel Platz weg. Die kann man gut unterm Bett verstauen. Und ADAC oder irgendein Äquivalent ist ratsam. Gerade wenn man einen älteren Bus fährt.
Last but not least: Was ist für dich das Schönste am Van Life?
Für mich ist das die reine Stadtflucht. Ich hatte die Stadt so satt. Dann bin ich immer am Wochenende rausgefahren. Das war sofort entschleunigend. Jetzt wohne ich auf dem Land, hier hab’ ich die Entschleunigung jeden Tag. Es ist aber nach wie vor eine sehr freie Art zu reisen.
Noch mehr Inspiration gibt’s auf dem Instagram-Account und dem Blog von Dirk und seiner Freundin Laura.
Lange Tage, milde Nächte oder der langersehnte Urlaub – vielleicht sogar mit dem Van. Wir möchten wissen:
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