Handwerkskunst Osterei – So pinselt der Profi
Machen Sie aus Ihren Ostereiern kleine Kunstwerke. Es ist einfacher als Sie denken! Mit Farben, Wachs und etwas Geduld verwandeln Sie Hühner- oder Gänseeier in ganz besondere Hingucker. Wir zeigen Ihnen, wie das am besten geht.
Wachsreservetechnik
Schritt 1
Für diese Technik, die vor allem bei den Sorben Tradition hat, sind Gänseeier gut geeignet. Sie haben eine dickere Schale und zerbrechen nicht so leicht. Bei der Wachsreservetechnik tupfen Sie Muster mit Wachs auf das Ei – feine oder großflächige. Vor dem Bemalen blasen Sie Ihre Gänseeier aus. Der Inhalt ist gut geeignet für Biskuit- und Rührteig. Ein Gänseei ersetzt drei Hühnereier. Nach dem Ausblasen lassen Sie die Eier drei Tage lang trocknen, bevor Sie mit dem Malen starten.
Schritt 2
Zeichnen Sie mit einem harten Bleistift (mindestens 4H, besser 6H) das Dekor auf die Eierschale. Keine Sorge: Falls Sie sich verzeichnen, können Sie die Striche mit einem weichen Radiergummi oder etwas Essigwasser problemlos entfernen. Tipp vom Profi: Arbeiten Sie bei filigranen Motiven am besten mit einer Lupe, die mit einem Ringlicht ausgestattet ist. Diese sorgt für gute Beleuchtung, ohne dass der Stift Schatten wirft.
Schritt 3
Bevor Sie die erste Farbschicht auftragen, decken Sie alle Bereiche Ihres Eis ab, die später eine andere Farbe bekommen sollen. Dafür brauchen Sie Wachs, das Sie in einem alten Esslöffel verflüssigen. Ideal ist eine Mischung aus Bienen- und Kerzenwachs. Mit einer Tuschefeder oder einem Kolben mit dünner Nadel gelingen Ihnen besonders feine Linien. Auch Enten- oder Gänsefedern sind geeignet. Die Farbe können Sie anschließend mit einem Maderhaar-Pinsel auftragen oder Ihr Ei in Eierfarbe tauchen.
Schritt 4
Lassen Sie das Wachs ein paar Minuten härten, bevor Sie die erste Farbschicht auftragen. Am besten eignen sich Essigfarben. Das sind Textilmittelfarben, denen Sie einen Schuss Essig hinzufügen. Der Essig fixiert die Farbe gleich nach dem Auftragen. Dadurch verhindern Sie, dass die Farben ungewollt verwischen.
Schritt 5
Nachdem die erste Farbe aufgetragen ist, lassen Sie diese gut trocknen (mindestens 30 Minuten). Anschließend tragen Sie die nächsten Farben auf, bis alle Stellen bemalt sind, die Sie nicht mit Wachs abgedeckt haben.
Gönnen Sie dem Ei nun ein paar Stunden zum Trocknen, am besten über Nacht. Zum Schluss das Wachs neben einer Flamme schmelzen und vom Ei mit einem Küchentuch abwischen – fertig. Wichtig: Halten Sie das Ei nicht direkt über die Flamme, sonst können Rußspuren zurückbleiben.
Künstler Eberhard Schuberth
Schon in der Kindheit bepinselte Eberhard Schuberth mit Begeisterung Ostereier. Anfangs waren es einfache Motive, mit der Zeit perfektionierte er seine Kunst. Heute setzt der 72-Jährige aus Erlangen ausschließlich die Wachsreservetechnik ein. "Weil sich damit sehr filigrane Motive umsetzen lassen", sagt er. Dafür verwendet er Gänseeier: "Das erleichert die Arbeit, vor allem wegen der dickeren Schale."
Perserteppich auf dem Osterei
Eberhard Schuberths zart gefertigte Kunstwerke sind bei vielen Sammlern beliebt. 40 seiner schönsten Werke – allesamt mit Wachsreservetechnik bemalt – sind sogar in einem Museum in der Nähe von Chemnitz ausgestellt. In dieser Region hat die Technik eine lange Tradition.
Nicht nur das kunstvolle Handwerk macht die Eier für Experten so interessant. Auch die Motive sind einzigartig: Schuberth hat sich auf kostbare Orientteppiche spezialisiert, deren Muster er farbgetreu auf die Eier überträgt. "Dafür sind mitunter einige hundert Stunden Arbeit nötig", sagt Schuberth. Kein Wunder, dass seine kleinen Kunstwerke Preise über 1.000 Euro erzielen.
Weitere Maltechniken
Neben der Wachsreservetechnik gibt es weitere Deko-Verfahren, die weniger aufwändig sind. Alle Techniken wurden übrigens von sorbischen Kunsthandwerkern entwickelt. Deren Tradition reicht viele Jahrhunderte zurück, wird von vielen Sorben gepflegt und von Generation zu Generation weitergegeben.
Wachsbossiertechnik
Ein Wachsmalstift lässt sich im Esslöffel über einer Kerze ganz schnell zum Schmelzen bringen. Nehmen Sie etwas weiches Wachs auf einen Stecknadelstift oder eine Federspitze und tragen Sie es im gewünschten Muster auf. Wichtig ist zügig zu arbeiten, bevor das Wachs wieder fest wird. Für Kinder ist es ein großer Spaß, mit den Stiften direkt aufs Ei zu malen...
Kratztechnik
Färben Sie die Eier kräftig ein – am besten mit der doppelten Menge Ostereierfarbe, damit die Farbe später nicht verblasst oder verwischt. Anschließend über Nacht trocknen lassen. Nun können Sie die gewünschten Motive ins Ei kratzen. Als Gravurstift eignet sich ein Teppichmesser mit scharfer Spitze. Je nach Muster brauchen Sie vier bis fünf Stunden, bis Ihr kleines Kunststück fertig ist.
Ätztechnik
Ornamente mit leicht verwischten Konturen entstehen, wenn Sie diese in ein gefärbtes Ei einätzen. Das geht gut mit einer 20-prozentigen Essigsäure, die Sie per Tuschefeder aufbringen. Tragen Sie dabei am besten Plastikhandschuhe. Die Säure tupfen Sie nach wenigen Sekunden mit einem Tuch ab. Besonders gut kommen die Muster zur Geltung, wenn Sie das Ei vorher in hellen Farben gefärbt haben.
