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Wärmepumpen: Vor- und Nachteile unter der Lupe

Wärmepumpen heizen meist sehr effizient und wirtschaftlich – und verbrauchen wenig bis keine fossilen Brennstoffe. Doch sie haben auch einige Nachteile, die wir hier genau unter die Lupe nehmen. Außerdem lesen Sie, welche Vorteile die Heizungen haben und worauf es bei Einbau und Betrieb ankommt.

Zuletzt aktualisiert am 28.8.2024
Lesedauer: 7 Minuten

Skepsis gegenüber Wärmepumpen

Gas- und Ölkessel raus, Wärmepumpen rein: Mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) sollen Wärmepumpen als nachhaltige Lösung zur Standard-Heizung werden. Allerdings zeigen sich viele Hausbesitzer:innen noch skeptisch. Im ersten Halbjahr 2024 waren die Verkaufszahlen gegenüber dem Vorjahr sogar rückläufig.

In der Tat haben Wärmepumpen einige Schwächen. Vielfach überwiegen aber die Vorteile – zumal sich manche Nachteile mit kompetenter Beratung und guter Planung vermeiden lassen. Die einzelnen Aspekte im Überblick.

Wie eine Wärmepumpe funktioniert

Das Funktionsprinzip von Wärmepumpen ist clever – aber komplex: Sie entziehen der Außenluft, dem Erdboden oder dem Grundwasser Wärme und übertragen sie auf ein flüssiges Kältemittel. Das verdampft durch die Wärmezufuhr. Ein strombetriebener Kompressor verdichtet das Kältemittel, so dass sich dessen Temperatur erhöht. Ist die Zieltemperatur erreicht, gibt es die Wärme an das Heizsystem des Gebäudes ab. Dabei kondensiert das Kältemittel, so dass der Kreislauf von neuem beginnen kann.

Wie effizient eine Wärmepumpe arbeitet, hängt – neben Faktoren wie Dämmung und Bauweise des Hauses, Heizkörpern und Nutzerverhalten – davon ab, welchen Temperaturhub sie bewirken muss. Bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe zum Beispiel heißt das: Je kälter die Außenluft ist, desto mehr Arbeit muss sie leisten – und desto mehr Strom braucht sie also, um bei sonst gleichen Bedingungen die gewünschte Heizwärme zu erzeugen. Gleiches gilt, wenn das Heizsystem eine hohe Temperatur liefern muss, um das Haus gemütlich warm zu heizen. Das schlägt sich in der Effizienz und damit in den Betriebskosten nieder.

Eine Wärmepumpe an einer Außenfassade aufgestellt

Die Nachteile der Wärmepumpe

Wärmepumpen werden beim Einbau und im Betrieb eine Reihe von Nachteilen zugeschrieben – manche durchaus zurecht. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Technologien bzw. den verschiedenen Wärmepumpe-Arten.

Nachteile der Wärmepumpen bei der Installation

Wärmepumpen sind technologisch komplexer als Gas-, Öl- oder Biomassekessel. Deshalb ist die Installation vergleichsweise aufwändig – vor allem die der Außeneinheit, da für sie meist ein Fundament gelegt werden, eine Verrohrung bis zum Aufstellort der Inneneinheit vorgenommen und mitunter auch Erdarbeiten durchgeführt werden müssen. Dazu kommt, dass die Wärmepumpen selbst mitunter etwas teurer sind als fossile Kessel. Unter dem Strich sind Investitionskosten deshalb in der Regel etwas höher.

Luft-Wasser-Wärmepumpen

Für Luft-Wasser-Wärmepumpen stellen Handwerksbetriebe inklusive Installation etwa 25.000 bis 45.000 Euro in Rechnung – ohne staatliche Förderung. Dazu kommen weitere Kosten, wenn einzelne Heizkörper durch solche mit größerer Oberfläche ersetzt werden müssen. Das kann gerade bei Luft-Wasser-Wärmepumpen notwendig sein. Denn sie müssen an kalten Wintertagen einen großen Temperaturhub leisten, wenn die Heizkörper klein sind und deshalb eine hohe Vorlauftemperatur benötigen.

Gut zu wissen: Einen Teil der Kosten von Luft-Wasser-Wärmepumpen – wie auch von allen anderen Wärmepumpen – übernimmt der Bund im Rahmen seines BEG-Förderprogramms.

Erdwärmepumpen

Erdwärmepumpen nutzen den Boden als Wärmequelle. Dazu müssen Hausbesitzer:innen entweder Flächenkollektoren unter ihrem Garten verlegen oder Erdsonden ins Erdreich einbringen lassen. Beides verursacht erheblichen Aufwand: Bei Flächenkollektoren wird ein Teil des Gartens umgegraben, bei Erdsonden sind tiefe Bohrungen notwendig. Kein Wunder also, dass die Installationskosten vielfach rund 10.000 bis 15.000 Euro höher liegen als bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe. Bei Flächenkollektoren ist zudem zu beachten, dass darüber keine Bäume oder andere tiefwurzelnde Gewächse gepflanzt werden dürfen.

Luft-Luft-Wärmepumpen

Die Anschaffungskosten von Luft-Luft-Wärmepumpen sind weitaus niedriger als die aller anderen Wärmepumpen-Typen. Doch mit ihnen kann auch kein Warmwasser beheizt werden – und auch bei der Installation gibt es große Nachteile. So muss für jeden einzelnen zu beheizenden Raum ein eigenes Gerät an der Fassade montiert werden. Das sieht nicht gerade hübsch aus. Zwar ist es alternativ möglich, außen nur ein oder zwei Geräte zu installieren. Dafür müssen dann aber im Innern des Gebäude Rohre angebracht werden, durch die die Wärme in die einzelnen Räume strömen kann. Und: Sie eignen sich wie bereits erwähnt nicht für die Warmwasserbereitung – dafür sind dann zusätzlich eigene Geräte nötig, etwa Elektroboiler.

Wasser-Wasser-Wärmepumpen

Diese Wärmepumpen-Art verwendet das Grundwasser als Wärmequelle. Das erfordert zwei Brunnen zu graben, die zusammen einen Wasserkreislauf herstellen. Zudem müssen Pumpen installiert werden, die das Grundwasser befördern. Der Planungs- und Installationsaufwand ist also groß – und entsprechend hoch sind die Kosten: Sie liegen oft noch über dem Niveau der Erdwärmepumpen. Zudem müssen Eigentümer:innen beachten, dass Grundwasserbrunnen genehmigungspflichtig sind. Die Behörden erteilen die Genehmigung nur, wenn der Wasserhaushalt nicht beeinträchtigt wird.

Zu all diesen Nachteilen beim Einbau kommen weitere, die nicht technologiespezifisch sind:

  • Da sich Wärmepumpen ihre Wärme aus der Umwelt holen, muss die Gebäudehülle durchbrochen werden, um die Heizenergie ins Haus zu bringen. Dadurch können Kälte und Feuchtigkeit eindringen. Das lässt sich aber durch den Einsatz geeigneter wasserdichter Dichtungssysteme gegen nicht drückendes und drückendes Wasser aber vermeiden.

  • Mancherorts kommt es zu Engpässen im lokalen Stromnetz, wenn dort zu viele Wärmepumpen – oder auch etwa Wallboxen – installiert werden. Viele Netzbetreiber rüsten ihre Netze daher nun so aus, dass sie auch mit einem höheren Stromverbrauch zurechtkommen. Zudem dürfen sie seit Anfang 2024 Wärmepumpen und andere sogenannte steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie Wallboxen kurzzeitig fernsteuern, um die Netze zu entlasten. Davon bemerken die Haushalte in der Regel nichts. Dafür erhalten sie eine finanzielle Kompensation.

Luft-Wasser-Wärmepumpen

Bei Luft-Wasser-Wärmepumpen leiten Ventilatoren die Außenluft durch einen Wärmetauscher. Dabei entsteht ein Geräusch, das stören kann. Deshalb sollte der Aufstellort sorgfältig gewählt werden. So empfiehlt sich, die Außeneinheiten nicht zu nahe an Wänden zu installieren, da diese den Schall reflektieren. Auch eine Dämmhaube oder Lärmschutzwände können die Lärmemissionen deutlich reduzieren. Ein weiterer Nachteil der Luft-Wasser-Wärmepumpen im Betrieb: Sie benötigen gerade an kalten Tagen relativ viele Kilowattstunden Strom – also dann, wenn am meisten Wärme benötigt wird.

Erdwärmepumpen

Die Böden kühlen mit der Entnahme der Wärme im Laufe des Winters aus, wenn das System nicht fachgerecht geplant ist. In der Folge verlieren die Anlagen an Effizienz, sodass der Stromverbrauch steigt.

Luft-Luft-Wärmepumpen

Da die Wärme über einen Luftstrom im Haus verteilt wird, tritt permanent ein Luftzug auf, der mitunter als unangenehm empfunden wird. Zudem wirbelt er Staubpartikel auf – gerade für Allergiker und Asthmatiker ein Problem.

Wasser-Wasser-Wärmepumpen

Der Betrieb dieser Wärmepumpen birgt ein Risiko: Die Pumpen können verschleißen, wenn das Grundwasser einen zu hohen Eisen- oder Mangangehalt aufweist. Zudem muss verhindert werden, dass die Anlagen vereisen, wenn sie nicht ausreichend mit Wasser durchströmt werden.

Ein Handwerker prüft eine Wärmepumpe

Ein weiterer, oft unterschätzter Nachteil der Wärmepumpen liegt im Fachkräftemangel: In Deutschland fehlen rund 60.000 Heizungsinstallateure, meldet der Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Wärmepumpen sind besonders betroffen, weil es hier vielen Betrieben ohnehin an Know-how mangelt – kein Wunder, die Anlagen waren lange Zeit Nischentechnologie.

Das hat zum einen zur Folge, dass Kund:innen mitunter monatelang auf den Einbau einer Wärmepumpe warten müssen – auch wenn sich die Situation zuletzt mit den rückläufigen Installationszahlen entspannt hat.

Zum anderen treibt der Fachkräftemangel die Kosten nach oben, da viele Betriebe nun höhere Löhne zahlen und verstärkt in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter:innen investieren.

Vorteile der Wärmepumpe bei der Installation

  • Wärmepumpen benötigen kein Brennstofflager und kommen ohne Kamin aus. Hausbesitzer:innen sparen sich damit also den Besuch des Schornsteinfegers.

  • Mit keiner anderen Technologie lassen sich die Anforderungen des GEG laut einer Prognos-Musterrechnung so kostengünstig erfüllen. So müssen die Bewohner des Sechziger-Jahres-Einfamilienhauses 2030 circa 1.750 Euro mehr bezahlen, wenn sie statt einer Luft-Wasser-Wärmepumpe einen Gaskessel installieren, den sie mit 50 Prozent Biomethan betreiben. Mit hälftiger Beimischung von Wasserstoff liegen die Gesamtkosten ähnlich hoch.

  • Hausbesitzer:innen können ihre Wärmepumpe mit einer PV-Anlage koppeln. Je nach Konfiguration der Systeme geht der Stromverbrauch für die Heizwärme damit um bis zu zehn Prozent zurück, hat die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen berechnet . Bei der Warmwasserbereitung sind es gar bis zu 65 Prozent. Zugleich sinken die CO2-Emissionen.

Vorteile der Wärmepumpe im Betrieb

  • Wirtschaftlich: Wärmepumpen sind selbst in mittelmäßig gedämmten Häusern wirtschaftlicher als neue Gas- oder Ölkessel. Das geht aus einer Analyse der Marktforscher von Prognos für die Deutsche Umwelthilfe hervor. So haben die Expert:innen in einer Musterrechnung ermittelt, dass die jährlichen Gesamtkosten – also Kapital-, CO2-, Energiebezugs- und Wartungskosten – einer heute installierten Luft-Wasser- Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus aus den Sechziger Jahren 2030 um gut 800 Euro unter denen eines neuen Gaskessels liegen werden. Installieren die Haushalte zusätzlich noch eine PV-Anlage, sind es gar rund 1.160 Euro. Ein Grund dafür ist die CO2-Bepreisung, deren Höhe in den nächsten Jahren stark steigen wird. Die Prognos-Fachleute erwarten in diesem Beispiel beim Gaskessel CO2-Kosten von jährlich 844 Euro. 

  • Effizient: Wärmepumpen heizen effizient: Sie erzeugen mit einer Kilowattstunde Strom über das Jahr gerechnet meist mindestens drei Kilowattstunden Heizwärme, wie eine Studie des Umweltbundesamtes zeigt.

  • Gut für den Geldbeutel: Mit einer Wärmepumpen können Hausbesitzer:innen am Strommarkt teilnehmen – und so Geld sparen: schon heute mit dynamischen Stromtarifen, künftig mit der Bereitstellung sogenannter Regelenergie.

  • Gut für die Umwelt: Wärmepumpen sind klimafreundlich: Die CO2-Emissionen sind fast vier Mal geringer als die einer Gasheizung, verglichen mit einer Ölheizung liegt der Ausstoß fast fünfmal niedriger. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien sinken die Emissionen automatisch weiter.

  • Ganzjähriger Einsatz: Einige Wärmepumpen lassen sich im Sommer auch für die passive Kühlung des Gebäudes einsetzen.

Nachteile vermeiden: Was Sie selbst tun können

Sie wollen Ihre fossile Heizung durch eine Wärmepumpe ersetzen? Dann sollten Sie den Heizungstausch frühzeitig in Angriff nehmen, da Sie wegen des Fachkräftemangels mit Wartezeiten rechnen müssen. Das ist auch deshalb sinnvoll, weil alte Gas- oder Ölkessel jederzeit kaputt gehen können.

Da die Installation eine komplexe Aufgabe ist, sollten Sie damit einen Fachpartner beauftragten, der seine Wärmepumpen-Kompetenz und -Erfahrung mit Referenzen dokumentieren kann. Qualifizierte Betriebe sind in der Lage, die Anlagen so zu planen und einzustellen, dass sie maximal effizient und – bei Luft-Wasser-Wärmepumpen – mit minimaler Geräuschentwicklung arbeiten. Setzen Sie bei der Anlage auf deutsche Hersteller, mit deren Technologie die heimischen Handwerker:innen vertraut sind.

Zudem empfiehlt es sich, vor der Beauftragung eines Handwerksbetriebes eine persönliche Wärmepumpen-Beratung in Anspruch zu nehmen. Dabei prüfen qualifizierte Expert:innen vor Ort, ob sich das Haus für eine Wärmepumpe eignet. In diesem Zuge führen sie auch eine Heizlastberechnung durch – die Voraussetzung, um eine  Wärmepumpe zu wählen, die optimal zum Gebäude passt.

Vattenfall Fazit

Vorurteile gegenüber Wärmepumpen sind meist unberechtigt: In der Mehrzahl der Gebäude lassen sich die klimafreundlichen Anlagen sehr effizient und wirtschaftlich betreiben. Zwar hat die Technologie einige Schwächen – die sich jedoch mit kompetenter Beratung und guter Planung weitgehend vermeiden lassen. Vor allem aber: Unter dem Strich wiegen die vielen großen Vorteile mögliche Nachteile mehr als auf!

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